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München hatte das Kommando

Der FC Bayern München steht im Finale der Champions League 2013. Nach der 4:0-Gala aus dem vorwöchigen Hinspiel folgte am Mittwochabend vor 95.000 Zuschauern im Camp Nou ein 3:0 (0:0) gegen Barcelona ohne Lionel Messi. Damit kommt es am 25. Mai im Wembley-Stadion von London gegen Borussia Dortmund zum ersten rein deutschen Endspiel in der Königsklasse des europäischen Fußballs.

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David Alaba könnte so zum ersten Österreicher werden, der in einem Champions-League-Finale zum Einsatz kommt. Der Bayern-Linksverteidiger war es auch, der mit einem Weltklassepass das 1:0 durch Arjen Robben vorbereitete (48.). Für das 2:0 sorgte Pique mit einem Eigentor in der 72. Minute. Thomas Müller erhöhte in der 76. Minute per Kopf auf 3:0. Die Elf von Jupp Heynckes war im Halbfinale über 180 Minuten das komplettere Team und entzauberte Barcelona mit einer Kombination aus individueller Klasse und taktischer Disziplin.

Barcelona ohne Messi

Bayern München begann ohne Abwehrchef Dante. Für den erkälteten Brasilianer vertraute Heynckes in der Innenverteidigung auf Jerome Boateng und Daniel van Buyten. Im Sturm kam der beim 4:0-Sieg im Hinspiel gesperrte Mario Mandzukic anstelle von Mario Gomez zum Einsatz. Bei den Katalanen stand hingegen Weltfußballer Lionel Messi überraschend nicht in der Startformation. Der Argentinier, der zuletzt an Oberschenkelproblemen laborierte, wurde durch Cesc Fabregas ersetzt.

Lionel Messi (Barcelona) auf der Ersatzbank

AP/Emilio Morenatti

Lionel Messi blieb diesmal 90 Minuten lang nur die Rolle des Zuschauers

Messi habe sich vor dem Spiel nicht „wohl“ gefühlt, sagte Barcelona-Trainer Tito Vilanova. "Lionel hat gedacht, dass er so der Mannschaft nicht helfen kann. Er wäre nicht explosiv genug“, so Vilanova, der den Barca-Regisseur 90 Minuten auf der Ersatzbank ließ. „Wir haben das gemeinsam entschieden, der Arzt, ich und Lionel. Er war auf der Bank, um der Mannschaft zu helfen, falls das notwendig gewesen wäre.“

Das letzte Duell der beiden Teams im Camp Nou hatte übrigens 4:0 für Barcelona geendet. Es war das CL-Viertelfinal-Hinspiel 2008/09. Doch von der damaligen Münchner „Amateur-Elf“, wie sie Franz Beckenbauer nannte, waren nur Bastian Schweinsteiger und Franck Ribery dabei.

Bayern haben alles im Griff

Die Bayern, auch gestärkt durch den trotz aller Vorsicht komfortablen Viertorepolster aus dem Hinspiel, begannen dann auch mit Forechecking. Ein Rückpass von Dani Alves auf Tormann Victor Valdes blieb ungeahndet. Aber auch die „Blaugrana“ versteckten sich nicht, gefährlicher waren aber die Bayern. Bei ihren schnellen Gegenstößen über Philipp Lahm und Arjen Robben wirbelten sie die Barca-Verteidigung gehörig durcheinander. Alaba und Ribery harmonierten in bekannter Weise.

Aufgrund von enormer Laufbereitschaft arbeiteten oft gleich drei Bayern gegen den ballführenden Barca-Spieler. Die Münchner agierten in der schnellen Partie souverän und selbstbewusst, ließen mit ihrer Präsenz im Mittelfeld das gefürchtete Kombinationsspiel Barcelonas erst gar nicht aufkommen. Die Spanier suchten förmlich immer Messi. Doch der war nicht da. Barca versuchte sein Glück hauptsächlich mit Distanzschüssen.

Cesc Fabregas (Barcelona) gegen David Alaba (Bayern)

AP/Manu Fernandez

David Alaba, hier gegen Cesc Fabregas, spielte auch im Camp Nou groß auf

Alaba spielte nicht nur bis dahin eine Klassepartie. Er hatte David Villa durch gutes Stellungsspiel im Griff, gefiel offensiv wie defensiv durch präzise Pässe und strahlte dabei die gewohnte Ruhe aus.

Barca kommt auf

Ab der 25. Minute bekam Barcelona in der Offensive etwas Übergewicht, die Bayern-Vorstöße wurden seltener. Doch die Katalanen konnten keine zwingende Chance herausspielen. Der neue deutsche Meister schien nach der vielen Laufarbeit zu Beginn etwas nachzulassen, Fehlpässe häuften sich. Das kontrollierte Spiel in die Spitzen fand fast nicht mehr statt. Der nicht immer entscheidungssichere Schiedsrichter Damir Skomina aus Slowenien pfiff dann auch pünktlichst zur Pause.

Barcelona-Abwehrchef Pique hatte am Dienstag noch selbstbewusst ankündigte: „Wir sind die einzige Mannschaft, die so einen Rückstand wettmachen kann." Bayerns Schweinsteiger meinte daraufhin: „Ja, Barcelona und der FC Bayern.“ Recht behalten sollte Schweinsteiger. In der 48. Minute stellte nämlich Robben mit seinem Markenzeichen-Schuss auf 1:0 für die Bayern. Damit hätte Barcelona nach dem 0:4 aus dem Hinspiel bereits sechs Tore zum Aufstieg gebraucht.

Alaba-Traumpass leitet 1:0 ein

Maßgeblich beteiligt an der Bayern-Führung war ÖFB-Jungstar Alaba. Der 20-jährige Wiener schlug einen 50-m-Traumpass aus der eigenen Hälfte quer über das Feld zum frei stehenden Robben. Der Niederländer schnappte sich den Ball, zog in den Sechzehner, legte sich den Ball auf links und schlenzte die Kugel unhaltbar für Valdes in die lange Ecke.

Der Ball fliegt an Tormann Victor Valdes (Barcelona) vorbei

Reuters/Sergio Perez

Beim 1:0 (48.) von Arjen Robben streckte sich Victor Valdes vergeblich

Barca-Coach Tito Vilanova dachte auch jetzt nicht mehr daran, den angeschlagenen Messi zu bringen. Zu aussichtslos schien das Unterfangen, auch mit dem Argentinier den Rückstand von sechs Toren aufzuholen. Die Spanier produzierten weiterhin kaum Torschüsse, und mit Xavi und Andres Iniesta wurden sogar die üblichen Leistungsträger ausgetauscht - zwei Wechsel mit Symbolwert. „Finale, ohoh, Finale!“, sangen dann die mitgereisten Bayern-Fans inbrünstig.

Bayrische Effizienz

Ein Pedro-Torschuss in der 71. Minute blieb die einzige nennenswerte Ausbeute der Katalanen. Wie Tore erzielt werden, zeigten im Gegenzug die Bayern - auch unter Mithilfe der Spanier. Pique beförderte in der 72. Minute eine Ribery-Flanke von links mit dem Knie ins eigene Netz - 2:0. Kurz darauf sprang Thomas Müller im Fünfer am höchsten und bugsierte den Ball per Kopf zum 3:0 über Valdes ins Tor (76.).

Jubel der Bayern-Mannschaft mit Thomas Müller im Vordergrund

Reuters/Albert Gea

In vorbereiteten „Finale“-Leibchen feierten die Bayern ihren 3:0-Sieg

Seit 21 Champions-League-Spielen war Barca im eigenen Stadion unbesiegt und erzielte dabei 59 Tore. Am Mittwoch ging diese Serie zu Ende, und Alaba und Co. untermauerten ihren Ruf als derzeit beste Mannschaft in Europa. Den endgültigen Beweis dafür müssen die Münchner am 25. Mai im Finale in London gegen Erzrivale Borussia Dortmund erbringen. Ein Endspiel, das nach den bisherigen Vorstellungen der beiden Kontrahenten modernen Tempofußball, Klasse und vor allem Tore verspricht.

Martin Wagner, ORF.at

Champions League, Halbfinal-Rückspiel

Mittwoch:

FC Barcelona - Bayern München 0:3 (0:0)

Barcelona, Camp Nou, 95.000 Zuschauer, SR Skomina (SLO)

Tore: Robben (48.) - Assist Alaba; Pique (72./ET), Müller (76.)

Gelbe Karten: Alves, Pique bzw. Robben

Aufstellungen:

FC Barcelona: Valdes - Alves, Bartra, Pique, Adriano - Song, Xavi (56./Sanchez), Iniesta (65./Alcantara) - Pedro, Fabregas, Villa

Messi bei Barcelona nur auf der Bank

Bayern München: Neuer - Lahm (77./Rafinha), Boateng, Van Buyten, Alaba - Martinez (74./Timoschtschuk), Schweinsteiger (67./Gustavo) - Robben, Müller, Ribery - Mandzukic

Die Besten: Keine bzw. Alaba, Schweinsteiger, Robben, Ribery

Hinspiel: 0:4 - Bayern mit dem Gesamtscore von 7:0 im Finale

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