Themenüberblick

„Kein Fußballer war je so beliebt“

Nur wenige Tage nach Manchester-United-Trainer Sir Alex Ferguson hat eine andere Ikone des Fußballs ihre Karriere beendet. Nach mehr als 20 Jahren tritt David Beckham von der Fußballbühne ab. Nachdem er am Sonntag mit Paris Saint-Germain (PSG) noch die französische Liga gewonnen hatte, gab der 38-jährige, frühere englische Teamkapitän am Donnerstag seinen Abschied bekannt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Ich bin dankbar, dass PSG mir die Chance gegeben hat, aber nun fühle ich, dass die Zeit gekommen ist, meine Karriere zu beenden“, teilte der 38-Jährige mit. Zwar hat Beckham mit PSG noch zwei Ligaspiele vor sich, doch die Fußballwelt trauert bereits dem Freistoß- und Passspezialisten nach. Auch wenn noch völlig offen ist, welchen Weg Beckham nach dem Ende seiner aktiven Karriere einschlagen wird.

David Beckam mit verschiedenen Frisuren

APA/AP

Perfekte Freistöße und perfekte Frisuren: David Beckham wusste aufzufallen

Voll des Lobes

Viele seiner Wegbegleiter loben den Londoner aus einfachen Verhältnissen, der mit perfekt sitzenden Freistößen ebenso auf sich aufmerksam machte wie mit seinen perfekt sitzenden Frisuren. Der Schwede Sven-Göran Eriksson, einst englischer Nationaltrainer, lobte jedenfalls: „Er ist ein fantastischer Fußballer, ein fantastischer Mann und wohl die größte Persönlichkeit des Sports. Ich denke, kein Fußballer war jemals so beliebt wie er.“

Englands aktueller Teamchef Roy Hodgson erklärte: „Er hatte eine glanzvolle Karriere, Kultstatus, ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute. Es scheint wie das Ende einer Ära.“ Sein Vorgänger Steve McClaren meinte über Beckham: „Er hat seine Teamkollegen mit seinen Leistungen inspiriert. Er war ein Gewinner, er hat so viele Sachen in seiner Karriere gewonnen, das hat seine Teamkollegen angesteckt.“

Paris-Gehalt an Kinderkrankenhaus gespendet

Der Mittelfeldspieler bedankte sich unterdessen bei all seinen Mitspielern und Trainern. Paris, seiner letzten Wirkungsstätte, hatte er schon lange vorher „Merci“ gesagt, als er seine offiziellen Bezüge einem Kinderkrankenhaus an der Seine spendete. Auch die Fans vergaß der Fußball-Popstar nicht, jene, die - wie er sagte - „mich immer unterstützt und mir die Kraft gegeben haben, um erfolgreich zu sein“.

Erfolgreich war Beckham in der Tat. Der Mann, der 1992 im Alter von 17 Jahren sein Debüt bei Manchester United im Ligapokal feierte, avancierte in einer langen Karriere mit insgesamt 833 Pflichtspielen zum einzigen Engländer, der in vier verschiedenen Ländern Ligatitel gewann: Sechsmal die Premier League mit ManUnited zwischen 1996 und 2003, die spanische La Liga 2007 mit Real Madrid, die nordamerikanische MLS 2011 und 2012 mit Los Angeles Galaxy und zuletzt die Ligue 1 in Frankreich.

Stolzer Kapitän

Im Trikot der englischen Nationalelf traf Beckham in 115 Spielen 17-mal. Er nahm zwischen 1998 und 2006 an allen drei Welt- und zwei Europameisterschaften teil. Über das Viertelfinale kam er mit England dabei aber nie hinaus. Dennoch sagte er jetzt: „Dass ich Kapitän meines Landes war, betrachte ich bis heute als eine meiner stolzesten Errungenschaften.“

Der größte berufliche Erfolg des Ehemanns von Musik- und Modestar Victoria Adams war aber zweifellos der Gewinn der Champions League mit Manchester im Jahr 1999, als er mit den „Red Devils“ den FC Bayern München im dramatischen Finale in Barcelona mit 2:1 durch die Last-Minute-Tore von Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjär in die Knie zwang.

WM-Pleite und fliegende Schuhe

In der Karriere des UEFA-Spielers des Jahres 1998/99, der 2001 auch zu Englands Sportler des Jahres gewählt wurde, war aber längst nicht alles rosarot. ManUnited verließ er 2003, nachdem Teammanager Sir Alex Ferguson nach einem Spiel verärgert gegen einen herumliegenden Schuh getreten und ihn damit am Auge getroffen hatte. Beckham wurde außerdem 1998 von Fans und Medien daheim für das frühe Aus bei der WM in Frankreich verantwortlich gemacht, weil er sich durch ein gedankenloses Revanchefoul am Argentinier Diego Simeone einen Platzverweis eingehandelt hatte.

David Beckham in China

Reuters

David Beckham hatte in seiner Karriere auch so manchen Ausrutscher

Zuletzt konnte er in Paris nicht verbergen, dass die Jahre nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind. Dafür verkaufte PSG in Frankreich und Europa, vor allem aber in Asien, so viele Trikots wie nie zuvor. In Zukunft dürfte Beckham, der vom Arbeiterkind zur Stilikone avancierte, dem Fußball verbunden bleiben. Die katarische PSG-Führung bot ihm einen Job als „Botschafter“ des Vereins und auch der WM 2022 im Emirat an. Auch China will ihn vor den Werbekarren für seine Fußballambitionen spannen.

„Es war ein Freude“

Das weiß auch FIFA-Präsident Sepp Blatter, der sich bewusst ist, welchen Stellenwert Beckham hatte: „Eine der größten Ikonen des Fußballs zieht sich aus dem Sport zurück. Das ist das Ende eines Kapitels einer sensationellen Geschichte. Alles Gute.“ Auch die Politik machte vor Beckham, der sein sportliches Gewicht bei der Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2012 nach London in die Waagschale warf, eine verbale Verbeugung.

Großbritanniens Premierminister David Cameron huldigte: „David Beckham war ein hervorragender Fußballer. Er war ein großartiger Botschafter für dieses Land, allein wenn wir daran denken, wie er uns geholfen hat, London 2012 zu bekommen. Gratulation zu einer fantastischen Karriere.“

Auf den Punkt brachte aber vielleicht Gary Neville, Beckhams früherer Teamkollege bei England und Manchester United, dessen außergewöhnliche Karriere: „Es fühlt sich an wie das Ende einer Ära, das Ende einer Generation. Es war eine Freude, mit David zu spielen.“

Links: