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Alaba und Janko auf Herzogs Spuren

16 Jahre nach dem legendären „Kreuzeckhammer“ von Andreas Herzog hat Österreich erneut eine vielleicht vorentscheidende, zumindest enorm wichtige Partie gegen Schweden gewonnen. Wieder in der WM-Qualifikation, wieder im mit 48.500 Zuschauern ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien - und diesmal mit 2:1. Zu den heldenhaften Nachfolgern von Herzog wurden mit ihren frenetisch bejubelten Toren David Alaba und Marc Janko.

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Der Jungstar von Triplechampion Bayern München brachte die Mannschaft von ÖFB-Cheftrainer Marcel Koller in der 26. Minute per Foulelfmeter in Führung. Trabzonspor-Reservist Janko schaffte sich mit einem traumhaften Kopfball zum 2:0 (32.) viel Frust von der Seele, ehe er zur Pause angeschlagen ausgetauscht werden musste. Zum heimlichen Matchwinner avancierte dabei auch Martin Harnik, der den Elfer herausholte und den Janko-Treffer mustergültig vorbereitete. Johan Elmanders Anschlusstreffer (82.) kam für die Gäste im Finish zu spät.

Jubel von Mark Janko und David Alaba

ORF.at/Christian Öser

Marc Janko und David Alaba verhalfen Österreich zum Sieg

Videohighlights in insider.ORF.at

In der Gruppe C wahrten die Österreicher damit ihre Chance auf Platz zwei hinter Leader Deutschland. Sie liegen mit elf Zählern aus sechs Partien weiter nach Punkten gleichauf mit den Iren. Drei Zähler Vorsprung hat man nun auf die Schweden, die allerdings ein Spiel weniger ausgetragen haben. Für die nach dem Schlusspfiff im Happel-Stadion stürmisch gefeierte ÖFB-Auswahl, die am 6. September in München gegen Deutschland zum nächsten Pflichtspiel antritt, geht es um die erste WM-Teilnahme seit der Endrunde 1998 in Frankreich.

Halbe Startelf spielpraxisbefreit

Die ersten spannenden Fragen des Abends waren eine Stunde vor Anpfiff beantwortet worden. Kollers Anfangsformation beinhaltete wie erwartet einige Risikofaktoren. So stand der bei Werder Bremen im Frühjahr suspendierte Marko Arnautovic ebenso in der Startelf wie Janko (Trabzonspor), Emanuel Pogatetz (zuletzt West Ham) und Christian Fuchs (Schalke), die bei ihren Clubs gar nicht oder nur gelegentlich zum Einsatz gekommen waren. In der „Einserfrage“ entschied sich Koller für Keeper Robert Almer, der bei Fortuna Düsseldorf eine ganze Saison lang nur auf der Ersatzbank saß.

Austria-Meistergoalie Heinz Lindner, der gegen die Färöer und in Irland den damals verletzten Almer vertreten hatte, musste zuschauen. Auf der Bank saß er neben Tormanntrainer Franz Wohlfahrt, der Lindner vielleicht erzählte, dass es gegen Schweden schnell gehen kann. 1997 beim sagenumwobenen 1:0 war Wohlfahrt im Finish für den ausgeschlossenen Michael Konsel in die „Schlacht“ geworfen worden. So bunt sollte es der imaginäre Dramaturg der Partie nicht treiben. Geboten wurde den euphorisierten Fans aber auch diesmal einiges.

Schweden legen bissig los

„Ganslhaut“ stand nicht ohne Grund auf einem riesigen Transparent in der Kurve der Sektoren A und B. Spätestens nach dem traditionellen Radetzky-Marsch und der Bundeshymne spürte sie jeder einzelne im brodelnden Stadion. Viel hätte in der ersten Viertelstunde allerdings nicht gefehlt und die von Coach Erik Hamren im gewohnten 4-4-2-System aufgestellten Schweden hätten die hitzigen Gemüter abrupt abgekühlt. Nach einem Blackout von Almer, der direkt zum Gegner abspielte, schoss Johan Elmander (4.) knapp über das Tor.

Nachdem Janko (5.) nach Fuchs-Einwurf nur das Außennetz getroffen hatte, sorgte Ibrahimovic erstmals für Gefahr. Der PSG-Stürmer verlängerte einen Freistoß per Kopf zum aufgerückten Innenverteidiger Jonas Olsson (11.), der alleine vor Almer zum Glück keine Torjägerqualitäten erkennen ließ. Die aggressiv und spritzig agierenden Schweden ließen den Österreichern keinen Zentimeter Platz. Weder die beiden „Sechser“ Alaba und Julian Baumgartlinger noch der als Regisseur aufgebotene Zlatko Junuzovic fanden einen geordneten Weg in die gegnerische Spielhälfte.

Alaba erlöst Österreich per Elfer

24 Minuten lang versandeten zahlreiche lange Bälle der Österreicher in der schwedischen Defensive, dann erlitt Pogatetz bei einem Kopfballduell auch noch ein tiefes Cut an der Wange. Und plötzlich, buchstäblich aus dem Nichts, leitete Almer mit einem weiten Abschlag die erste gewaltige „Eruption“ im Wiener Prater ein. Olsson verlängerte ihn zu kurz in Richtung Torhüter Andreas Isaksson. Martin Harnik sprintete dazwischen, wurde vom schwedischen Schlussmann im Strafraum niedergemäht und der italienische Referee Gianluca Rocchi entschied sofort auf Elfmeter.

David Alaba schießt ein Elfmetertor gegen Schweden

ORF.at/Peter Pfeiffer

Alaba behielt die Nerven und schoss sein Team zum richtigen Zeitpunkt in Front

Mit dem Selbstvertrauen eines Champions-League-Siegers trat Alaba zum Strafstoß an, zog mit links ab und verwandelte ihn halbhoch in die Mitte des Tores eiskalt zum 1:0 (26.). Nun glich die Happel-Arena endgültig einem Tollhaus, auch weil Arnautovic (28.) den Ball nach einer Serie von Chancen innerhalb weniger Augenblicke beinahe zum 2:0 in die kurze Ecke gejagt hätte. Der verletzte Pogatetz war da schon durch Sebastian Prödl ersetzt worden. Und eine der ersten Amtshandlungen des Werder-Innenverteidigers bestand darin, sich mit seinen Teamkollegen in die nächste Jubeltraube zu werfen.

Traumhafter Flugkopfball stellt Weichen auf Sieg

Ausgerechnet der viel gescholtene Janko, Reservist seit einer gefühlten Ewigkeit bei Porto und Trabzonspor, war es, der Österreich mit einem herrlichen Kopfballtor zum 2:0 (32.) auf die Siegerstraße brachte. Und wieder hatte Harnik seine Beine entscheidend mit im Spiel, denn seine Flanke von rechts kann getrost als perfekt bezeichnet werden. An der Grenze zum Fünfmeterraum wuchtete Janko seinen 1,96 Meter langen Körper in die druckvolle Hereingabe und traf exakt in die rechte untere Ecke, wo sich Isaksson vergeblich lang machte.

Kollektiver Freudentaumel herrschte auf den Rängen, schwedische Niedergeschlagenheit war auf dem Rasen zu sehen. Dabei hatten Ibrahimovic und Co. so sicher und kompakt begonnen. Als Junuzovic (36.) einen Flachschuss vom Sechzehner abfeuerte, konnte man sich bei Isaksson bedanken, dass es zur Pause nicht 3:0 stand. Bitter nur, dass sich Janko noch bei einem harten Zweikampf mit Olsson verletzte und nach Halbzeit in der Kabine bleiben musste. Für ihn kam England-Legionär Andreas Weimann - und es ging gleich munter weiter.

Mark Janko erzielt ein Kopfballtor gegen Schweden

ORF.at/Christian Öser

Besser als Janko in dieser Situation kann man eine Flanke nicht übernehmen

Dramatik pur im zweiten Durchgang

Nach einer ersten Schrecksekunde, Kacaniklic (49.) setzte einen Schuss knapp über die Latte, nahm die Koller-Elf den Faden schnell wieder auf. Ein wie an der Schnur gezogener Alaba-Flachschuss aus 20 Metern Entfernung strich um wenige Zentimeter an der rechten Stange vorbei. Der bemühte, aber in den Abschlüssen oft glücklose Arnautovic (53.) jagte einen Ball über die Querlatte, ehe Ibrahimovic (56.) auf der anderen Seite im Strafraum knapp an einem hereingedrehten Freistoß vorbeirutschte.

Als der Superstar der Schweden in der 57. Minute Maß nahm, musste Almer erstmals wirklich eingreifen. Dann war wieder Arnautovic (58.) an der Reihe, zielte diesmal aber knapp an der rechten langen Ecke vorbei. Almer kam nun intensiver und dadurch auch besser ins Spiel. Nachdem er in der 67. Minute bei einer Flanke noch leichte Unsicherheiten hatte erkennen lassen, hielt er nach dem darauffolgenden Corner bravourös. Auch bei einem gefährlichen Weitschuss von Sebastian Larsson (73.) war Almer auf dem Posten.

Schweden macht es noch einmal spannend

Die Härte in dieser hitzigen Partie hatte mittlerweile weiter zugenommen. Jeder Zweikampf wurde kompromisslos ausgetragen. Angetrieben von den Fans stemmten sich die Österreicher den Angriffen der Schweden entgegen. Weimann (74.) hatte die Entscheidung auf dem Kopf, verpasste sie aber nach Junuzovic-Flanke um Haaresbreite. Schließlich wurde es hochdramatisch, als Elmander nach herrlichem Steilpass von Ibrahimovic noch auf 1:2 (82.) verkürzte. Die letzten Minuten waren Kampf, Krampf und teilweise auch Glück, als die Schweden noch einmal anrannten. Als Rocchi dann endlich abpfiff, gab es kein Halten mehr.

Harald Hofstetter, ORF.at

WM-Qualifikation, Gruppe C

Freitag:

Österreich - Schweden 2:1 (2:0)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 48.500 Zuschauer, SR Rocchi (ITA)

Torfolge:
1:0 Alaba (26./Elfer)
2:0 Janko (32.)
2:1 Elmander (82.)

Österreich: Almer - Garics, Dragovic, Pogatetz (28./Prödl), Fuchs - Alaba, Baumgartlinger - Harnik, Junuzovic (75./Schiemer), Arnautovic - Janko (46./Weimann)

Schweden: Isaksson - Lustig, Olsson, Granqvist, Wendt - Larsson, Källström (70./Toivonen), Elm (61./Svensson) , Kacaniklic - Ibrahimovic, Elmander (84./Durmaz)

Gelbe Karten: Baumgartlinger (im nächsten Spiel gesperrt), Dragovic bzw. Isaksson, Elmander

Tabelle:
1. Deutschland * 10 9 1 0 36:10 28
2. Schweden ** 10 6 2 2 19:14 20
3. Österreich 10 5 2 3 20:10 17
4. Irland 10 4 2 4 16:17 14
5. Kasachstan 10 1 2 7 6:21 5
6. Färöer 10 0 1 9 4:29 1

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