Attraktiv zum Erfolg
Seit Montagabend ist es Gewissheit: Toni Polster folgt Dietmar Kühbauer als Trainer von Admira Wacker Mödling nach. Am Dienstag stellte sich der Rekordteamtorschütze in seiner neuen Funktion der Öffentlichkeit. Sein Ziel mit den Niederösterreichern ist nicht ein bestimmter Platz in der Tabelle. Der ehemalige Torjäger setzt bei seiner ersten Bundesliga-Station als Trainer auf Defensive und Balance.
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Bereits am Sonntag waren sich die Admira und der 49-Jährige einig. Polster unterschrieb einen Einjahresvertrag und gibt damit nach Lehrjahren in unteren Ligen sein Debüt als Bundesliga-Trainer. „Das ist für mich der beste Schritt, den ich in der aktuellen Situation machen kann“, sagte Polster am Dienstag. Überraschend: Sogar der Austria hätte der Wiener laut eigener Aussage einen Korb gegeben. Am Vortag ging der Wiener noch auf Tauchstation und entspannte sich im Tiergarten Schönbrunn. „Ich habe mir die neugeborene Giraffe angeschaut“, sagte Polster und holte sich die ersten Lacher in seiner neuen Funktion ab.
68 Gegentore sind zu viel
Neugeboren soll sich auch die Admira in der kommenden Saison präsentieren, obwohl Polster seinen Vorgänger Kühbauer lobte („Ich trete in große Fußstapfen“). In der abgelaufenen Spielzeit zogen die Südstädter erst in der letzten Runde mit einem 1:0 über Mattersburg den Kopf aus der Schlinge und schickten die Burgenländer in die Erste Liga. Der Grund für das lange Zittern liegt für Polster auf der Hand. „Tatsache ist, dass wir 68 Gegentore kassiert haben, und das ist viel zu viel“, sagte der 49-Jährige, „wenn man so viele Tore kassiert, kann man nicht erfolgreich sein. Denn so viele kann man ja fast gar nicht schießen.“

GEPA/Mario Kneisl
Bereits am Dienstag verschaffte sich Polster einen ersten Eindruck
Nur Wacker Innsbruck kassierte mit 75 mehr Tore als die Admira. Und genau dort will der 44-fache Teamtorschütze ansetzen. „Es muss die Balance stimmen, es hilft nichts, wenn man vier Tore schießt, aber gleichzeitig sechs bekommt“, so Polster. Südstadt-Beton will der Wiener aber keinen anrühren. „Wir wollen auch attraktiven Fußball spielen, so wie ich es mit meinen Vereinen immer gemacht habe“, so Polster, denn das ist für den neuen Admira-Trainer trotz verstärkten Augenmerks auf die Defensive „ein gutes Fundament, um auch zu gewinnen“.
Guter Draht zur Jugend
Ein bestimmtes System, um sein Ziel umzusetzen, hat Polster noch nicht in der Aktentasche. „Ich habe mir immer eine Mannschaft angesehen und dann ein System ausgesucht, das zur Mannschaft passt“, so der ehemalige Stürmer. Auch dass sein Team aufgrund von finanziellen Problemen nach dem Rückzug von Trenkwalder als Hauptsponsor mehrheitlich aus jungen, unerfahrenen Spielern besteht, ist für Polster kein Beinbruch. „Jung heißt nicht sofort schlecht, sondern kann auch heißen bissig, unbekümmert und lernfähig“, so Polster.
Dass der frühere Torjäger mit jungen Spielern arbeiten kann, bewies er bei seinen ersten Trainerstationen. Sowohl mit den LASK Amateuren als auch mit der Wiener Viktoria feierte Polster in den unteren Klassen Meistertitel. Dank seiner Lehrjahre fühlt sich der mit 49 Jahren Spätberufene auch für seine erste Station im Oberhaus gut gerüstet. „Die Jahre im Unterhaus möchte ich nicht missen, da es viel schwieriger zu arbeiten ist als oben. Man muss aber mit diesen Schwierigkeiten umgehen können“, so Polster.
„Polster-Effekt“ auf den Tribünen?
Gemeinsam mit seinem Assistenten Oliver Lederer, der in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich die Admira-Amateure trainierte, will Polster ein erfolgreiches Team formen. „Es ist das Potenzial da, eine Mannschaft zu formen, die alles geben wird“, so Polster. Nur Wunderdinge sollten sich die Fans in der Südstadt nicht erwarten. „Ich bin ehrlich genug, dass ich weiß, dass ich den Fußball nicht neu erfinden werde“, sagte Polster, „aber man muss sich immer weiterentwickeln und immer neu hinterfragen. Man darf nicht stehen bleiben.“
Freuen darf sich aber mit Sicherheit der Kassier des meist spärlich besuchten Bundesstadions in der Südstadt. Denn alleine der Name Toni Polster bürgt für gesteigertes Interesse an Karten für Admira-Spiele. Darauf hofft auch der Trainer. „Ich hoffe es und appelliere an die vielen Admira-Fans, die es ja nachweislich gibt, dass sie kommen und auch für eine Bundesliga-würdige Kulisse sorgen“, sagte Polster und garantiert, dass seine Mannschaft „mit Herz und Leidenschaft spielen wird“.
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