„Keinen Bericht über Sabotage“
Jamaikas Weltrekordler Usain Bolt ist sein schärfster Konkurrent um WM-Gold über 100 m abhandengekommen. Tyson Gay gab am Sonntag bekannt, einen positiven Dopingtest abgegeben zu haben. Der mit 9,75 Sekunden schnellste 100-m-Sprinter des Jahres sei am Freitag von der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) über eine positive A-Probe informiert worden, erklärte Gay in einer Telefonkonferenz.
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Der Test sei im Mai außerhalb von Wettkämpfen vorgenommen worden, über die gefundene verbotene Substanz wollte der 30-Jährige nichts sagen. Die B-Probe wurde noch nicht geöffnet, dies soll schnellstmöglich erfolgen. Gay sagte bereits seinen Starts beim Diamond League Meeting in Monaco und den am 10. August beginnenden Welttitelkämpfen in der russischen Hauptstadt Moskau ab.
„Habe einen Fehler gemacht“
„Ich habe keinen Bericht über Sabotage. Ich habe jemandem vertraut und wurde im Stich gelassen“, sagte Gay mit tränenerstickter Stimme. Er habe nie wissentlich eine leistungssteigernde Substanz zu sich genommen. „Ich habe einen Fehler gemacht“, gestand er im Trainingslager in Amsterdam ein. Gay erklärte, dass er die Substanz nicht preisgeben könne und auch nicht, wie es zu dem positiven Test gekommen sei.
„Ich darf darüber nicht sprechen. Ich weiß genau, was passiert ist, aber ich kann jetzt nicht darüber reden.“ Seine Familie wisse, dass es „irgendeine Art von Unfall“ gewesen sei. An ein Karriereende denkt Gay indes nicht: „Ich hoffe, ich werde wieder laufen können. Aber ich werde jede Strafe wie ein Gentleman hinnehmen.“ Das alles sei hart für ihn, denn er sei immer ein dopingfreier Athlet gewesen.

AP/Mark Baker
Bei der WM 2007 in Osaka hatte Gay (r.) gegen Bolt (Mi.) noch die Nase vorne
Versprechen nicht eingehalten
Gay hatte noch 2008 in Peking eine „100-prozentige Garantie“ abgegeben, dass er nie eine positive Dopingprobe abliefern werde. Mit sauberen Sport wollte er die damals noch allgegenwärtigen jüngsten Dopingskandale der US-Leichtathletik vergessen machen. In einem Interview hatte Gay garantiert, dass er seine Fans nie wie seine Landsleute Marion Jones oder Justin Gatlin mit einem positiven Dopingbefund enttäuschen werde.
„Alles, was man im Verborgenen tut, kommt ans Licht. Man kommt nie damit durch, du wirst erwischt, egal wie sehr du es zu vertuschen versuchst“, sagte der US-Amerikaner. Nach beschwerlichen Jahren (Probleme mit Bändern, Muskeln, Hüfte) hat Gay heuer eine starke Saison auf der Bahn über 100 und 200 m abgeliefert. Der Dreifach-Weltmeister von Osaka 2007 schien in der Form seines Lebens und ein ernsthafter Gegner von Bolt in Moskau im Kampf um die drei Kurzsprint-Goldmedaillen zu sein.
USADA schätzt Vorgehensweise
Die USADA teilte in einer Stellungnahme mit, dass sie die Art und Weise schätze, wie Tyson Gay die Situation handhabe und dass er seine Teilnahme an Wettkämpfen freiwillig zurückgezogen habe, solange die ganzen Fakten rund um den Test erst ausgewertet werden müssen. „Die B-Probe wird in Kürze ausgewertet“, bestätigte die US-Anti-Doping-Agentur.
„Das ist keine Nachricht, die wir hören wollen. Zu keiner Zeit und über keinen Athleten“, kommentierte Max Siegel, der Präsident des US-Leichtathletikverbandes (USATF), den Dopingfall. Man kenne die Fakten nicht. Das weitere liege bei der USADA, danach werde man den Fall entsprechend behandeln und eine Entscheidung treffen.
Auch Campbell-Brown gesperrt
Vor wenigen Wochen gerit die Jamaikanerin Veronica Campbell-Brown unter Dopingverdacht. Die amtierende 200-Meter-Weltmeisterin und dreifache Olympiasiegerin ist von ihrem Landesverband (JAAA) provisorisch gesperrt worden. Die 31-Jährige soll am 4. Mai bei einem Meeting in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston positiv auf ein Diuretikum getestet worden sei. Gemäß der Nachrichtenagentur „Reuters“ sei das verbotene Mittel in einer Creme enthalten gewesen, mit der die Athletin eines ihrer Beine eingeschmiert hatte.
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