„Schon zu Lebzeiten eine Legende“
Als Bert Trautmann 1949 zu Manchester City gewechselt ist, sind Zehntausende auf die Straße gegangen, um gegen den ungeliebten Deutschen zu demonstrieren. Als er Manchester 15 Jahre später wieder verließ, war er auf der Insel eine verehrte Legende. „Mein Herz schlägt für beide Länder“, hatte der gebürtige Bremer Bernhard Trautmann einmal gesagt. Am Freitag hörte sein Herz auf zu schlagen.
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Trautmann starb im Alter von 89 Jahren in seiner spanischen Wahlheimat La Llosa nahe Valencia, teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit. Die Nachricht löste in beiden Ländern Trauer aus. „Bert Trautmann war ein großartiger Sportler und wahrer Gentleman“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. „Er kam als Soldat und damit als Kriegsgegner nach England und wurde auf der Insel ein umjubelter Held. Er war schon zu Lebzeiten eine Legende. Seine außergewöhnliche Karriere wird für immer in den Geschichtsbüchern bleiben.“

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Queen Elizabeth II. ernannte Trautmann zum „Officer of the British Empire“
Auch Franz Beckenbauer und FIFA-Boss Joseph Blatter gedachten des außergewöhnlichen Sportlers. „Ruhe in Frieden, Bernd! Eine großartige Torwart-Legende, die ich erstmals 1966 getroffen habe, als er unser Ansprechpartner war“, twitterte der „Kaiser“. Blatter schrieb ebenfalls via Twitter: „Eine sehr traurige Nachricht. Es gibt wenige bessere Beispiele für die Kraft des Fußballs, Brücken zu bauen, als Bert Trautmann.“
ManCity widmete Trautmann auf seiner Website einen Artikel. „Bert Trautmann, einer der größten Keeper von Manchester City aller Zeiten und eine wahre Club-Legende, ist im Alter von 89 Jahren gestorben“, titelte der Premier-League-Club. Trautmann wurde in Deutschland Bernd und in England Bert genannt. „Mein Schicksal ist durch äußere Umstände bestimmt worden“, beschrieb Trautmann anlässlich seines 85. Geburtstags im Gespräch mit der dpa sein ungewöhnliches Leben.
Von „Traut, the Kraut“ zum Idol
Wenige Wochen vor Kriegsende war er in britische Gefangenschaft geraten. „Das war am 27.03.1945 am Niederrhein“, erinnerte sich Trautmann. „So einen Tag vergisst man nicht.“ Nach dem Kriegsende entschied sich der Norddeutsche, in England zu bleiben. Zunächst spielte er beim Provinzclub St. Helens Town, ehe er von Manchester City entdeckt wurde. Ausgerechnet der damalige Rabbiner von Manchester ergriff Partei für den von vielen als „Traut, the Kraut“ beschimpften Deutschen.

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Genickbruch im FA-Cup-Finale
Zur Legende wurde Trautmann 1956 im englischen Cupfinale. In der Schlussphase traf ihn im Wembley-Stadion ein Spieler vom Gegner Birmingham City mit voller Wucht im Nacken. Trautmann war kurzzeitig bewusstlos, rappelte sich dann aber auf und spielte entgegen dem Rat der Sanitäter weiter. Schließlich gab es damals keine Auswechslungen. Bei der Siegerehrung nahm der Deutsche sogar noch die Glückwünsche der britischen Königin entgegen. Erst wenig später kam die Diagnose: Genickbruch. „Dass ich überlebt habe, ist ein Wunder“, so Trautmann.
Keine Teameinsätze für Deutschland
Obwohl der Ausnahmekeeper als einer der Besten seiner Zeit galt, spielte er nie für sein Geburtsland Deutschland in der Nationalelf. Der 54er-Weltmeistercoach Sepp Herrberger weigerte sich beharrlich, Legionäre einzusetzen. International wurde Trautmann aber bewundert. Für Englands langjährigen Nationaltorhüter Gordon Banks war der Deutsche schlichtweg ein Idol. „Ich habe alles zu kopieren versucht, was er gemacht hat.“
Nach seiner aktiven Zeit versuchte sich Trautmann als Trainer, unter anderem für kurze Zeit bei Preußen Münster. Doch die Lust auf das Fremde in ihm ließ ihn schnell weiterziehen, Trautmann arbeitete viele Jahre in Burma, Tansania und Pakistan. Aber seine Heimat blieben Deutschland und England. In beiden Ländern wurde er mit höchsten Ehren dekoriert - er war Träger des Bundesverdienstkreuzes und „Officer of the British Empire“. Einen besseren Botschafter hätten sich beide Länder nicht wünschen können.
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