Letzte Genehmigungen fehlen noch
Die Formel 1 kehrt nach über zehn Jahren wieder zurück nach Österreich. Dank einer Einigung von Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz und F1-Boss Bernie Ecclestone werden von Juli 2014 bis vorläufig 2020 wieder die Motoren im obersteirischen Aichfeld aufheulen. Die Reaktionen darauf sind gemischt.
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Während ehemalige Fahrer wie Niki Lauda das Comeback feiern, wird in Spielberg selbst nicht nur gejubelt. „Für mich als Steirer, der die Motorsportjahre am Ring als Jugendlicher miterlebt hat, ist es schon etwas ganz Besonderes, dass wir nicht nur den Ring wiederbeleben, sondern nun auch die Königsdisziplin zurückholen konnten“, sagte Mateschitz, der den ehemaligen Österreich-Ring seit 2008 sein Eigen nennt. Nach Millioneninvestitionen in Umbau- und Renovierungsarbeiten wurde die Strecke im Mai 2011 wieder eröffnet.
„Ein neuer Impuls“
Lauda bezeichnete das für 6. Juli 2014 geplante Rennen in einer ersten Reaktion gegenüber der Austria Presse Agentur als „das Beste, was uns passieren kann. Ich habe immer wieder gehofft, dass die Formel 1 zurückkehrt.“ Ähnlich äußerte sich auch Gerhard Berger. „Ein großes Kompliment an Didi Mateschitz, der österreichische Motorsport hat ihm viel zu verdanken“, sagte der Tiroler. Alexander Wurz schlug in dieselbe Kerbe. „Red Bull besitzt den Ring, die Strecke und die Boxen sind absolut Formel-1-tauglich.“

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Für Niki Lauda war die F1-Rückkehr nach Österreich höchste Zeit
Sowohl Lauda als auch Berger und Wurz sehen das Comeback des Motorenspektakels als Schub für die Region. „Es ist ein neuer Impuls, besonders für die Gegend. Bevor Didi Mateschitz investiert hat, war dort tote Hose“, sagte Lauda. Berger glaubt nicht nur an einen regionalen Aufschwung. „Für Österreich ist es ein weltweiter Werbewert, der kaum auf anderem Weg zu erzielen ist“, sagte der zehnfache GP-Sieger. „Spielberg war in der Vergangenheit ein profitables Geschäft. Auch jetzt kann man es so gestalten, dass es wirtschaftlich Sinn macht“, so Wurz.
„Ich hoffe, alle wissen, was sie davon haben - auch die Bundesregierung und die Landesregierung“, sagte Lauda. Wie vom Ex-Weltmeister gefordert, reagierte die steirische Politik erfreut - von Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) bis hin zum Spielberger Bürgermeister. „Die Hoffnung hat immer gelebt. Dass es so schnell gehen wird, hätte niemand gedacht“, sagte Manfred Lenger in einer ersten Reaktion und bezeichnete das Rennen im kommenden Jahr aus wirtschaftlicher und touristischer Sicht als „Riesensache“.
Keine Betriebsgenehmigung?
Die Euphorie der Befürworter könnte aber auch bald in einem Reifenstapel der Realität landen. Noch fehlen die letzten behördlichen Genehmigungen. In Spielberg und Umgebung herrscht zudem nicht nur Freude über die Einigung zwischen Mateschitz und Ecclestone. Anrainer-Ombudsmann Karl Arbesser äußerte laut APA umgehend Bedenken. Er wisse nicht, wie der Grand Prix mit dem aktuellen Bescheid für den Red-Bull-Ring „funktionieren“ solle. Beschränkungen beim Lärm sowie Zuschauerzahlen seien zu berücksichtigen. Die Behörden rechnen mit entsprechenden Änderungsanträgen.
Arbesser verwies auf ein erst jüngst verlorenes höchstgerichtliches Verfahren des Landes Steiermark im Zusammenhang mit der Rennstrecke. Dem Ombudsmann zufolge haben die Anrainer nun Parteienstellung erhalten, die Betriebsgenehmigung müsse aufgehoben werden: „Red Bull hat einen Erdwall errichtet, wo eigentlich ein Gebäude mit Tribünen gebaut werden sollte. Das Land hat das erst im Nachhinein genehmigt, ohne uns Anrainer beizuziehen. Das war ein Fehler. Ich weiß nicht, ob sie 2014 überhaupt eine Betriebsgenehmigung haben werden.“

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Bei den DTM-Rennen war das Zuschauerinteresse bereits groß
Maximal 40.000 Zuschauer
Ungeachtet des Urteils des Verwaltungsgerichtshofes vom 20. Juni 2013 und dessen mögliche Konsequenzen gibt es für den Red-Bull-Ring einen bestehenden Bescheid: Demnach sind pro Veranstaltungstag maximal 40.000 Zuschauer erlaubt, und das auch nur an zehn Tagen pro Jahr. Dazu kommen noch Beschränkungen bei den Veranstaltungstagen an sich, die jedoch laut Arbesser gut eingehalten werden.
Problematisch sei dagegen der Lärm: Bei den seit 2011 stattfindenen Rennen des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) beispielsweise waren an bestimmten Immissionspunkten Pegelspitzen von etwa 84 Dezibel erlaubt. Der Ombudsmann will 92 Dezibel gemessen haben. Inwieweit die Lärmkulisse bei der Formel 1 mit den Beschränkungen kompatibel sei, könne er sich nicht vorstellen. „Die Auflagen werden sicher nicht einfach zu erfüllen sein“, sagte Arbesser.
Seit 2008 sind rund 200 Mio. Euro an Investitionen geflossen, 70 davon in den Ring und 130 in die touristische Infrastruktur. Das Land habe dabei die ersten 50 Mio. Euro von Geldgeber Mateschitz mit 15 Prozent gefördert, die restlichen 20 Mio. Euro wurden mit 7,5 Prozent unterstützt. Zusammen seien bisher rund 7,5 Mio. Euro aus öffentlicher Hand in den Red-Bull-Ring geflossen, hieß es in einer Studie aus dem Vorjahr.
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