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Premiere für High Diving

Bei der Schwimm-WM in Barcelona hat es eine neue Disziplin ins Programm geschafft. Die Klippenspringer traten beim High Diving erstmals in Aktion und sorgten für ein riesiges Spektakel. Dieses Event passt dem Schwimmweltverband (FINA) in seinem Bemühen, hip und modern zu sein.

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Die wagemutigen Herren stürzen sich beim High Diving aus 27 Metern, die Damen aus 20 Metern in die Tiefe. Die Herren springen also neunmal höher weg als der Wiener Constantin Blaha in seinem 3-m-Finale und erreichen dabei Geschwindigkeiten an die 90 km/h. Dabei wirken enorme Kräfte auf die Springer ein.

Turmspringer vor einem Segelschiff

APA/EPA/Alejandro Garcia

In luftigen Höhen absolvieren die Athleten ihre Sprünge

Anders als beim Turmspringen von der 10-m-Plattform geht es daher aus der doppelten Höhe mit den Füßen zuerst ins Wasser, da die Kräfte beim Eintauchen insbesondere auf die Nackenmuskulatur zu hoch wären.

Die Furcht gehört dazu

„Sobald du aufhörst, dich zu fürchten, lebst du gefährlich“, schildert der 38-jährige Kolumbianer Orlando Duque, Legende seines Sports, dass Furcht und Respekt dazugehören. Duque, Ende der 90er Jahre als „Todesspringer“ im Gänserndorfer Safaripark aktiv, gewann in Barcelona mit 590,20 Punkten hauchdünn vor Gary Hunt aus Großbritannien, der auf 589,30 Zähler kam.

Klippenspringer Orlando Duque aus Kolumbien

Reuters/Gustau Nacarino

Weltmeister Duque arbeitete im Safaripark Gänserndorf als „Todesspringer“

Schon nach rund 17 Metern, also zehn Meter über der Wasseroberfläche bereiten sich die Springer auf das Eintauchen vor. „Bis dahin sind die Sprünge absolviert“, erklärte Ex-Wasserspringerin Marion Reiff der APA. „Wegen der hohen Geschwindigkeit geht sich bis dahin nur so ein halber Salto oder eine halbe Schraube mehr als sonst aus.“ Grundsätzlich sind die Sprünge aber die gleichen wie etwa vom 10-m-Turm. Im Eintauchbereich sorgen drei Taucher für Sicherheit, falls ein Sprung missglücken sollte. Die Athleten geben sofort nach dem Auftauchen durch Handzeichen Signal, ob es ihnen gutgeht.

Turmspringer

AP/Daniel Ochoa de Olza

Der Hafen Moll de la Fusta bildete die Kulisse für die WM-Premiere

Enorme Kräfte

Weltweit gibt es nur wenige Sportler, die Sprünge aus so großer Höhe wagen. Sie beschleunigen innerhalb von 2,5 Sekunden von null auf 90 km/h. Nach dem Eintauchen ins Wasser wird der Körper innerhalb von vier Metern auf null abgebremst. Dieses Gefühl, im freien Fall in die Tiefe zu stürzen und seinen Körper zu beherrschen, will auch Weltmeister Duque trotz des Nervenkitzels nicht missen. Als Vollprofi kann er das Risiko gut einschätzen. „Ich weiß genau, ob und wann ich springen kann. Wenn ich mich gut fühle, ist es egal, ob es 20 oder 25 Meter sind.“

Während sich das Klippenspringen bei den Herren schon einigermaßen etabliert hat und Stars wie den Kolumbianer Duque vorweisen kann, steckt es bei den Damen noch absolut in den Kinderschuhen. Erst vor zwei Wochen in Malcesina am Gardasee gab es im Rahmen der World Series ein Pilotevent, nur ein halbes Dutzend Damen springen nun um die WM-Medaillen.

Der österreichische Ex-Topwasserspringer Niki Stajkovic ist in der Szene federführend dabei. Bei den an exotischen Schauplätzen wie vor der Kopenhagener Oper, auf den Azoren, in Rio de Janeiro und Thailand durchgeführten World Series ist er als Sportdirektor verantwortlich, und auch in Barcelona soll er nun auf einen gelungenen Ablauf des neuen Events achten.

Olympischer Traum

Nach der spektakulären WM-Premiere träumen die Klippenspringer von einer olympischen Zukunft. „Das wäre der Hammer. Ich glaube, das wird nicht von heute auf morgen passieren, sondern über einen längeren Zeitraum. Das wäre ein Traum“, sagte die deutsche Bronzemedaillengewinnerin Anna Bader. „Eine Olympiateilnahme, wow, das wäre natürlich auch die Krönung.“

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