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„Veilchen“ stechen Dinamo aus

Austria Wien steht mit einem Bein in der Gruppenphase der Champions League. Der österreichische Meister setzte sich im Play-off-Hinspiel am Mittwoch bei Dinamo Zagreb überraschend deutlich mit 2:0 (0:0) durch und hat damit im Rückspiel am Dienstag die Chance, erstmals den Einzug in die Gruppenphase der Königsklasse zu schaffen.

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Dank einer konzentrierten und disziplinierten Leistung setzten sich die Wiener vor 25.000 Zuschauern im Maksimir-Stadion gegen den favorisierten Meister aus Kroatien am Ende klar durch. Marin Leovac (68.) und Marko Stankovic (75.) sorgten innerhalb von sieben Minuten für die Treffer zugunsten der Wiener. Dinamo beendete die Partie zudem nur mit zehn Mann, nachdem Ante Rukavina unmittelbar nach seiner Einwechslung die Rote Karte gesehen hatte.

Die Austria-Spieler Kaja Rogulj und Marko Stankovic jubeln neben einem enttäuschten Zagreb-Spieler

APA/Herbert Neubauer

Die Austria jubelt in Zagreb, Dinamo-Kapitän Simunic kann es nicht fassen

Kein Dinamo-Angriffswirbel

Austria-Trainer Nenad Bjelica hatte zwei Veränderungen vornehmen müssen: Leovac ersetzte in der Abwehr den gesperrten Markus Suttner, Daniel Royer kam für den verletzten Alexander Gorgon im Mittelfeld zum Einsatz. „Wir werden wie die Löwen kämpfen“, war die von Bjelica ausgegebene Marschroute. Zumindest in den ersten Minuten waren die Kämpferqualitäten der Wiener aber noch nicht gefordert. Denn wer einen Dinamo-Angriffswirbel erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Die Kroaten übernahmen ruhig und ohne großes Risiko die Kontrolle über die Partie.

Die große Mehrheit der knapp 25.000 Fans im Maksimir-Stadion konnte mit dieser Taktik jedoch wenig anfangen. Bereits nach rund fünf Minuten hallten die ersten Pfiffe durch die Arena. Und die Unmutsäußerungen der Fans schienen zu fruchten. Dinamo erhöhte langsam, aber stetig den Druck auf die Austria. In der 15. Minute hatte Dinamo die erste dicke Chance. Die Kroaten öffneten mit einer schnellen Kombination die Austria-Abwehr, doch Zvonko Pamic wurde nach einem Stanglpass von Tomas Jun gerade so viel gestört, dass Erstgenannter den Ball in den Zagreber Himmel und nicht ins Tor jagte.

Zweikampf zwischen Lee Addy (Zagreb) und Tomas Jun (Austria)

APA/Herbert Neubauer

Die Austria agierte in Zagreb ohne Rücksicht auf Verluste

Konzentrierte Abwehrleistung

Praktisch im Gegenzug tauchten auch die diesmal in Weiß spielenden Violetten vor dem Tor auf. Florian Mader zirkelte einen Freistoß in den Strafraum, doch Kaja Rogulj war um ein paar Zentimeter zu klein und James Holland zu überrascht. Fünf Minuten später wurde erstmals Heinz Lindner im Austria-Tor geprüft. El Arbi Hillel Soudani übernahm einen Querpass am Sechzehner direkt, doch zum Glück für Lindner verlor der flach geschossene Ball am Rasen zu viel Schwung. Der Austria-Goalie tauchte ab und krallte sich das Leder sicher. Kurz darauf versuchte es Soudani aus kurzer Distanz per Kopf, doch der Ball ging drüber.

Die Austria agierte in der Abwehr über weite Strecken konzentriert, organisiert und diszipliniert. Vor allem Leovac hatte den spielfreudigen Soudani gut im Griff. Offensiv ging die Austria dafür kein Risiko ein. Immer wieder wurde Philipp Hosiner in der Offensive mit schnellen Pässen gesucht, nur an der Präzision haperte es. Kurz vor der Pause weckten die Dinamo-Spieler ihre Anhänger wieder auf. Einzig Lindner im Tor, etwa bei einem Kopfball von Junior Fernandes, war es zu verdanken, dass die Austria nach einer Corner-Serie der Kroaten mit 0:0 in die Kabine ging.

Austria vergibt Topchancen

Auch kurz nach dem Pausentee stand Lindner im Mittelpunkt. Soudani nahm sich aus großer Distanz ein Herz, doch der Austria-Schlussmann hatte den Ball im Nachfassen. Im Gegenzug hatte auch die Austria eine Chance, nachdem Josip Pivaric Royer knapp vor dem Sechzehner gelegt hatte. Doch Marko Stankovic scheiterte bei seinem Versuch an der Mauer. Bjelica hatte seine Truppe in der Pause offenbar aufgefordert, mehr zu riskieren und sich besser zu bewegen. Die Folge: Das Geschehen auf dem Rasen nahm deutlich an Geschwindigkeit zu.

Die Austria setzte sich nun offensiv besser ins Szene. In der 59. Minute hatte Jun nach schöner Vorarbeit von Hosiner schließlich sogar die Führung für Österreichs Meister auf dem Fuß - unglücklicherweise jedoch auf dem falschen. Der Tscheche brauchte zu lange, um sich das Leder herzurichten, Zagrebs Kapitän Josip Simunic konnte den Schuss aus kurzer Distanz abblocken. Beim folgenden Eckball brannte es erneut im Strafraum der Kroaten, doch Fabian Kochs Schuss wurde zum Leidwesen der Wiener auf der Linie abgewehrt.

Leovac schlägt zu

Die Partie nahm nun richtig an Fahrt auf, die Zuschauer bekamen deutlich mehr geboten als vor der Pause. Nach der Austria-Doppelchance war wieder Dinamo an der Reihe. Bei einer Flanke von Pivaric flog Fernandes nur um Millimeter an der Kugel vorbei. Lindner wäre wohl ohne Chance gewesen. In der 68. Minute war dann Dinamo-Goalie Oliver Zelenika chancenlos. Nach einer schnellen Kombination über Royer, Hosiner und Jun hämmerte ausgerechnet Verteidiger Leovac den Ball aus spitzem Winkel in die Maschen und brachte die Austria in Führung.

Torschuss von Marin Leovac (Austria)

APA/Herbert Neubauer

Torhunger in den Augen: Leovac versenkt den Ball zum 1:0 im Dinamo-Tor

Und die Stimmung der 25.000 Fans verdüsterte sich nur zwei Minuten später noch mehr. Der erst Sekunden zuvor eingewechselte Rukovina sprang ungeschickt im Kung-Fu-Stil Richtung Ball und traf dabei Austrias kroatischen Verteidiger Rogulj in der Nierengegend. Schiedsrichter Howard Webb hatte für die Aktion nichts übrig und schickte den Kroaten sofort wieder mit Rot vom Feld. Dinamo-Trainer Krunoslav Jurcic konnte es so wie die Fans im Stadion nicht glauben.

Stankovic besiegelt Sieg

Gegen zehn Kroaten konzentrierten sich die Wiener wieder mehr auf ihre Defensive und warteten geduldig auf eine sich bietende Chance. Und schlugen in der 75. Minute in Form von Stankovic zum zweiten Mal zu. Der Mittelfeldspieler übernahm eine Vorlage von Koch am Sechzehner - ohne mit der Wimper zu zucken - direkt und Zelenika streckte sich zum zweiten Mal an diesem Abend erfolglos. Nur wenig später hatte Hosiner die Chance das Tor zur Gruppenphase noch weiter aufzustoßen, doch der Torjäger verstolperte unter Bedrängnis.

Für die Dinamo-Fans war der Abend damit gelaufen, der Großteil der Zuschauer verließ entnervt das Stadion - und verpasste damit, wie Zagreb verzweifelt noch einmal alles nach vorne warf. Doch gegen die Austria-Abwehr machte Dinamo an diesem Abend keinen Stich. Am Ende feierten nur die mitgereisten Fans der „Veilchen“. Denn zum erstmaligen Einzug in die Gruppenphase der Champions League fehlt der Austria nach dem großen Schritt in Zagreb im Rückspiel in Wien nächste Woche jetzt nur noch ein kleiner.

Karl Huber, ORF.at

Champions-League-Qualifikation, Play-off-Hinspiel

Mittwoch:

Dinamo Zagreb - Austria Wien 0:2 (0:0)

Zagreb, Maksimir-Stadion, 25.000 Zuschauer, SR Webb

Torfolge:
0:1 Leovac (68.)
0:2 Stankovic (75.)

Dinamo: Zelenika – Ivo Pinto, Lee Addy, Simunic, Pivaric – Ademi – Soudani, Husejinovic (62./Sammir), Pamic (83./Brozovic), Fernandes - Cop (70./Rukavina)

Austria: Lindner - Koch, Rogulj, Ortlechner, Leovac - Holland - Royer (91./Murg), Stankovic, Mader, Jun (85./Grünwald) - Hosiner (82./Okotie)

Rote Karte: Rukavina (71./Zagreb)

Gelbe Karten: Pivaric bzw. Leovac, Mader

Rückspiel am 27. August

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