Wenn Gegner ratlos sind
Auf Salzburgs Tribünen hat am Donnerstagabend gute Stimmung geherrscht. Sogar der Satz „Die spielen den besseren Fußball als die Bayern“ war zu hören. Eine euphorische Einschätzung, aber im Ansatz verständlich: Der 4:0-Erfolg von Red Bull Salzburg gegen Schwedens Meister IF Elfsborg zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase hat alle Beobachter beeindruckt zurückgelassen.
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Die Elf von Trainer Roger Schmidt knüpfte an die zuletzt gezeigten Leistungen an und machte von Beginn an das Spiel. Die gesamte Mannschaft agierte auf läuferisch und spielerisch hohem Niveau. Salzburg zwang vom Anpfiff weg dem überforderten Gegner seinen Spielstil auf. Die Tore waren nur eine Frage der Zeit. Kapitän Jonatan Soriano bewies mit seinem siebenten Triplepack (44./Elfer, 69., 79.) im Dress der Salzburger wieder seine Qualitäten. Alan eröffnete den Trefferreigen mit einem Gewaltschuss in die Kreuzecke (36.).
Ratlose Schweden, glücklicher Schmidt
Die von Haus aus sehr defensiv eingestellten Gäste aus Schweden wurden über weite Strecken in der Verteidigung eingeschnürt. Schmidt war jedenfalls von der „Art und Weise, wie wir gewonnen haben“ beeindruckt. Die Schweden hingegen schienen auch nach dem 0:4 ratlos. Ob es Absicht war, dass sein Team sich mit neun Spielern vor dem eigenen Strafraum aufbaute, wollten die Journalisten von Jörgen Lennartsson wissen. „Das war auch nicht so gedacht, lag aber an der Stärke von Salzburg“, musste er einräumen.

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Schmidt und Soriano genossen einen gelungenen Europacup-Abend
„Wir waren gegen einen sehr defensiven Gegner auf der Suche nach Lücken, die wir dann auch gefunden haben. Wir waren ruhig und souverän“, erklärte ein zufriedener Schmidt nach dem perfekten Start in die Gruppenphase. Am besten sei jedoch das geschlossene Auftreten der Mannschaft bei Ballverlusten gewesen. „Das war richtig gutes Absicherungsverhalten. Drei Tore haben wir erzielt, nachdem wir nach Ballverlusten sofort den Ball zurückeroberten und sofort wieder in den Angriff umgeschaltet haben“, so der Deutsche im ORF-Interview.
„Wollten den Gegner beeindrucken“
Die defensive Spielweise des Gegners hatte Schmidt nicht überrascht. „Sie haben schon zuvor im Europacup defensiv gespielt und immer nur knapp gewonnen. Wir mussten die Intensität hoch halten und wollten den Gegner mit unserer Art zu spielen beeindrucken.“ Das gelang. „Wir hatten Probleme mit der Spielverlagerung der Salzburger“, gestand Elfsborg-Coach Lennartsson ein, „sie waren heute die ganz klar bessere Mannschaft.“ Salzburgs Spieler, vom sicheren Tormann Peter Gulacsi, der wieder kaum geprüft wurde, bis zum Sturmduo Alan - Soriano demonstrierten Selbstvertrauen.

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Mit breiter Brust ließen die Salzburger den Schweden keine Chance
Für den Trainer ein Ergebnis der kompakten Spielweise seiner Elf: „Wichtig für mich ist das geschlossene Mannschaftsverhalten. Das ist uns über 90 Minuten gut gelungen. Das ist die Basis für ein starkes Spiel.“ Kein Mannschaftsteil fiel gegen die machtlos wirkenden Schweden, die zuletzt drei Pflichtspiele in Folge gewonnen hatten, ab. „Das hat mit unserem aktuellen Selbstvertrauen zu tun, und wir sind im Spiel nach vorne auch flexibel“, so Schmidt, der auch von der 60-Meter-Vorlage von Stefan Hierländer, die das 4:0 einleitete, angetan war.
„Bei uns sind alle gut drauf“
Kevin Kampl, der leicht angeschlagen verfrüht vom Feld musste, wusste, warum es so gut läuft. „Bei uns sind alle gut drauf und topfit. Die hatten sicher Respekt vor uns. Wir waren nicht überrascht, dass sie so tief standen. Aber wenn man gut kombiniert, dann kommt man irgendwann durch.“ Für Verteidiger Andreas Ulmer war klar: „Wir haben von Beginn an dominiert und die Aktionen von Elfsborg mit Gegenpressing unterbunden.“ Torjäger Soriano freute sich: „Zum Auftakt war das 4:0 sehr wichtig. Ich bin zufrieden, meine drei Tore sind aber für das Team wichtiger.“
Warnung von Esbjerg
Bei aller berechtigten Freude über den klaren Auftaktsieg und die Tabellenführung in Gruppe C blieb jedoch auch in Salzburg der unerwartete 2:1-Erfolg von Esbjerg in Lüttich gegen Standard nicht unbemerkt. Der dänische Tabellensechste ist am 3. Oktober auswärts Salzburgs nächster Gegner in Gruppe C und überraschte nicht nur den bisher ungeschlagenen belgischen Leader. „Das 2:1 von Esbjerg zeigt, dass das eine gute Gruppe ist und noch viel Arbeit auf uns wartet“, dämpfte Schmidt auch gleich allzu überkochende Euphorie.
Elfsborg-Coach Lennartsson wollte sich ebenso mit verfrühten Favoritenzuweisungen zurückhalten. „Alle drei anderen Teams außer uns“, meinte er. Für Offensivmotor Kampl, dessen Vertragsverlängerung sowie jene von Soriano vor dem Spiel unter dem Jubel der Fans verlautbart wurde, ist dennoch der Aufstieg der „Bullen“ nach dem 4:0 keine Utopie. „Das war ein perfekter Start, darauf können wir stolz sein. Unser Ziel ist der Aufstieg, und wenn wir unser Spiel weiter so durchziehen, dann schaffen wir das auch.“
Martin Wagner, ORF.at aus Salzburg
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