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Brisantes Duell der Nachbarländer

Am Samstag blickt die Boxwelt nach Moskau. Im Ring der Olympiaarena von Moskau kommt es zum Showdown zwischen dem russischen Herausforderer Alexander Powetkin und dem ukrainischen Dreifachchampion Wladimir Klitschko. Der Kampf ist nicht nur ein sportlicher Showdown um die Vorherrschaft im Schwergewicht, das Boxduell Russland gegen Ukraine birgt auch politischen Zündstoff.

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Die Bedeutung des Kampfes in Moskau spiegelt sich auch im Preisgeld wider. 17,18 Millionen Euro wechseln die Besitzer, wenn Dreifachchampion Wladimir Klitschko und Weltmeister Alexander Powetkin aufeinandertreffen. 12,88 Millionen Euro kassiert der in Hamburg lebende Klitschko, 4,3 Millionen Euro Powetkin, der für den Berliner Sauerland-Stall boxt. „Wahnsinnig“, sagte daher Wladimirs Bruder Witali Klitschko, „das entspricht nicht dem Marktpreis.“

Putin schaut zu

Der in 63 Profikämpfen gestählte WBO- und IBF-Weltmeister sowie WBA-Superchampion Klitschko steigt als großer Favorit in den Ring. Für eine Überraschung ist WBA-Weltmeister Powetkin aber gut. „Ein Hammerkampf, einfach großartig“, so Kalle Sauerland, Powetkins Promoter. „Der beste Kampf, den das Schwergewichtsboxen zu bieten hat.“ Der Kampf in Moskau ist das größte Duell in der Königsklasse des Faustkampfes, seit Witali Klitschko gegen den britischen Champion Lennox Lewis vor zehn Jahren in den Ring stieg.

Wladimir Klitschko schüttelt Herausforderer Alexander Powetkin die Hand

Reuters/Maxim Schemetow

Klitschko gegen Powetkin: Beim Abwiegen gab es den letzten Handshake

In dem Kampf steckt politischer Zündstoff: Russe gegen Ukrainer. Zumal Wladimir Klitschkos Bruder Witali als Oppositionspolitiker in Kiew so ziemlich das Gegenteil von dem will, was Staatspräsident Wladimir Putin in Russland unter Freiheit und Demokratie versteht. Putin hat sich als Stargast für den WM-Kampf in der mit 14.000 Zuschauern ausverkauften Olympiaarena angesagt. Zwei Tage später hat das Staatsoberhaupt Geburtstag. Sein Wunsch ist klar.

Nationaler Auftrag für Powetkin

„Ein Russe gegen einen Ukrainer, das hat einen schlechten politischen Beigeschmack. Diese Spaltung in einem Kampf möchte ich nicht hören und nicht haben“, sagt der 37-jährige Ukrainer Klitschko und versucht, die Wogen zu glätten. „Das sind zwei Völker, die sehr eng miteinander verbunden sind, auch wenn wir politisch getrennte Wege gehen.“ Powetkin hat im Vorfeld des Kampfes den Kontakt mit Klitschko vermieden. „Ich möchte nicht mit ihm sprechen. Warum etwas sagen, wenn du im Ring die Fäuste sprechen lassen kannst?“, fragte der 34-jährige Russe, der das Duell als nationalen Auftrag versteht.

Die Russen hatten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Gefecht nach Moskau zu holen. 23,23 Millionen Dollar boten sie bei der öffentlichen Versteigerung zur Überraschung aller. Die Offerte des Klitschko-Lagers in Höhe von sieben Millionen Dollar nahm sich daneben fast lächerlich aus. Der russische Baulöwe Andrej Rjabinski soll dahinterstecken, heißt es. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören: Der staatliche und weltgrößte Energiekonzern Rosneft mit einem jährlichen Umsatz von rund 50 Milliarden Dollar und einem Putin-Vertrauten an der Spitze habe als Powetkins Sponsor in die Geldbörse gegriffen.

Klitschko muss aufpassen

Die meisten Beobachter tippen auf einen K.-o.-Sieg Klitschkos. Es wäre sein 52. Der unbesiegte Powetkin bringt es in 26 Duellen auf 18 vorzeitige Erfolge. „Wladimir mit seiner unglaublich starken Führhand wird sich nicht überraschen lassen. K.-o.-Sieg achte, neunte Runde“, meint Witalis Trainer Fritz Sdunek. Wladimirs Coach sieht es ähnlich. Für Johnathon Banks hat Klitschko „ein weiteres Opfer vor den Fäusten“.

Powetkins Promoter Sauerland glaubt hingegen an eine Überraschung. „Alexander ist keiner, der von Klitschko ein Autogramm will. Bisher haben sich alle Klitschko-Gegner gefürchtet. Aber Alexander hat keine Angst“, so Sauerland. Ex-Weltmeister George Foreman glaubt ebenfalls, „dass es Superchampion Wladimir Klitschko kalt erwischen wird“. Für den 64-Jährigen ist es „Zeit für einen neuen Weltmeister.“ Andere Fachleute sagen Powetkin eine Niederlage voraus. „Wenn Wladimir 100 Prozent gibt, dann muss Powetkin 300 Prozent geben, um eine Chance zu haben“, sagte der frühere Champion Ruslan Chagaew.

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