Titelverteidiger hat Fixplatz
Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten hat im Schach der Weltmeister ein besonderes Privileg: Während der Rest der Elite um einen Platz im Finale rittern muss, ist der Champion fix gesetzt. Sein Herausforderer wird beim Kandidatenturnier ermittelt. Das ist der aktuelle Modus, doch es war nicht immer so.
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Viswanathan Anand verteidigte im Mai 2012 in Moskau seinen WM-Titel mit einem 8,5:7,5-Sieg gegen seinen israelischen Herausforderer Boris Gelfand mit Erfolg. Der Inder konnte sich daher in aller Ruhe ansehen, wer im kommenden Oktober in Chennai sein Gegner im Kampf um die Schachkrone sein würde. Diese Ehre wird nun Magnus Carlsen zuteil: Der Norweger setzte sich beim Kandidatenturnier in London durch.
Kandidatenturniersieger als Herausforderer
Dieses war nach folgendem Schlüssel zusammengestellt: Mit dabei waren der Verlierer des Finales von 2012 (Gelfand), die Top drei des Weltcups 2011 (das waren die Russen Peter Swidler und Alexander Grischuk sowie der Ukrainer Wassili Iwantschuk), die besten drei der Weltrangliste (Carlsen, der Armenier Lewon Aronian und der Russe Wladimir Kramnik) sowie ein Wild-Card-Teilnehmer mit zumindest 2.700 Elo-Punkten (in diesem Fall der Aserbaidschaner Teimur Radschabow).
Im Vorjahr war die Vergabe der Plätze beim Kandidatenturnier deutlich restriktiver gewesen, so waren etwa nur die Sieger des Weltcups und des FIDE-Grand-Prix, nicht aber die Zweit- und Drittplatzierten dieser Events, zugelassen, auch kamen nur die besten zwei der Weltrangliste zum Zug. Zudem wurde der Herausforderer im K.-o.-System ermittelt, was Carlsen letztlich dazu bewog, auf seine Teilnahme zu verzichten.
Österreicher war erster Weltmeister
Seit der Wiedervereinigung der Schachwelt 2006 gab es nur zwei Weltmeister: Kramnik gewann die erste WM nach der Spaltung, danach sicherte sich Anand 2007, 2008, 2010 und 2012 den Titel. Von 1993 bis 2005 hatte es jeweils zwei Champions gegeben: einerseits den Weltmeister des Schachweltverbandes FIDE, andererseits jenen der „abtrünnigen“ Stars wie Garri Kasparow und Kramnik.
Der erste Titelträger in der Geschichte war übrigens ein Österreicher: Wilhelm Steinitz blieb von Jänner bis März 1886 in den USA gegen den für Großbritannien spielenden Polen Johannes Zukertort 10:5 erfolgreich und behauptete die Krone 1889 gegen den Russen Michail Tschigorin, 1890 gegen den Ungarn Isidor Gunsberg und 1892 erneut gegen Tschigorin, ehe er 1894 dem Deutschen Emanuel Lasker unterlag.
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