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Ex-Basketball-Superstar gibt Gas

Michael „Air“ Jordan bricht in Chicago seine familiären Zelte ab, beruflich aber zu neuen Ufern auf: Der einst beste Basketballer der Welt plant den Einstieg in die MotoGP. Mit seinem 2004 gegründeten Team, Michael Jordan Motorsports, will der 50-Jährige in die Königsklasse der Motorrad-WM.

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Nach zehn Jahren in Amerikas höchster Rennserie, der AMA-Championship, „werden wir uns auf eine andere Rennserie fokussieren“, betonte Teamsprecher Kreig Robinson. Denn die AMA hatte zuletzt mit sinkenden Zuschauerzahlen zu kämpfen. Sowohl an den Rennstrecken als auch vor den TV-Geräten wurde das Faninteresse immer geringer.

So entschloss sich das Team, mit dem berühmten Besitzer neue Wege zu gehen. In der MotoGP sind für 2014 zwar bereits alle Teamplätze besetzt. Doch der Weltverband (FIM) hat bereits angedeutet, dass man für die US-Rennen in Austin und Indianapolis Wildcard-Startplätze vergeben könnte.

Schon immer ein Motorradfan

Jordan galt schon immer als Motorradfan. Als der US-Amerikaner Nicky Hayden 2006 in Valencia MotoGP-Weltmeister wurde, war sein legendärer Landsmann live dabei. Bereits vor seiner Basketballkarriere liebte Jordan den Temporausch auf zwei Rädern. Da sein NBA-Vertrag jedoch eine Klausel beinhaltete, in der stand, dass der Superstar „nichts Gefährliches“ in seiner Freizeit machen dürfe, mied er jahrelang die flinken Flitzer. Doch seine Liebe zu ihnen erlosch nie.

Michael Jordan auf einer Ducati

Reuters

2004 testete Michael Jordan in Valencia eine Ducati-Rennmaschine

Ein eher zufälliges Gespräch auf einer seiner Ausfahrten mit einem Biker, der ihm von Superbike-Rennen vorschwärmte, war dann 2004 die Geburtsstunde von Michael Jordan Motorsports. Jordan gab dafür nicht nur seinen Namen, sondern auch Gas: Er war ambitioniert, wollte von seinen Fahrern lernen, vor allem seine Kurventechnik verbessern. „Anfangs“, erinnert sich Jordans früherer Medienmanager Keith Abbott, „hat er vor den Kurven immer zu sehr abgebremst und es war einfach, an ihm vorbeizufahren. Doch mittlerweile ist er gut, richtig gut.“

Als NBA-Teambesitzer im Aufwind

Fortschritte machen in der NBA auch Jordans Charlotte Bobcats. Von den ersten zwölf Saisonspielen konnten sechs gewonnen werden. Bei anderen Teams würde eine solche Bilanz als Fehlstart gelten, doch in Charlotte sind sie nach Jahren voller Niederlagen, Nackenschläge und Negativschlagzeilen derzeit froh über den Auftakt. „Ich sehe 15 Leute, die miteinander auskommen. Die Energie und Kultur in unserer Kabine scheinen sehr positiv zu sein. Und das überträgt sich auch auf unser Spiel“, resümiert Jordan zufrieden.

Er hatte zu Jahresbeginn 2010 die Bobcats als alleiniger Eigentümer übernommen - seitdem drei Trainer gefeuert, dreimal die Play-offs verpasst und Personalentscheidungen getroffen, die selbst sein Kumpel Charles Barkley zum Anlass für kritische Worte nahm. Vom schlechtesten Teambesitzer der Liga war gar die Rede, als Charlotte 2011/12 nur sieben von 66 Spielen gewann und mit einer Gewinnquote von 10,6 Prozent einen historischen NBA-Negativrekord aufstellte. Doch derzeit sieht es so aus, als würde Steve Clifford als erster Coach der Amtszeit Jordan in ein zweites Jahr gehen.

Michael "Air" Jordan, Chicago Bull, 1997

Reuters/Scott Olson

In der Saison 1997/98 eroberte „Air“ Jordan seinen sechsten NBA-Titel

Traumvilla steht zum Verkauf

Privat zieht Jordan derzeit einen Schlussstrich unter seine Erfolgsjahre in Chicago. Bei einer Auktion soll seine mehr als 5.000 Quadratmeter große Traumvilla im Vorort Highland Park, in der er einst mit Ex-Ehefrau Juanita und den gemeinsamen drei Kindern gewohnt hat, versteigert werden.

Das Objekt mit eigenem Basketballfeld, Tennisplatz, Putting-Green, neun Schlafzimmern sowie 15 Bädern und der riesigen Nummer 23 am schwarzen Eingangstor wurde bereits im März 2012 erstmals angeboten - und war mit einem Preis von 29 Millionen Dollar die teuerste Immobilie im Großraum Chicago. Diesmal ist keine Summe angegeben. Allerdings müssen Interessierte 250.000 Dollar Pfand hinterlegen, um an der Auktion überhaupt teilnehmen zu dürfen.

„Hier habe ich während meiner Championship-Jahre gelebt“, betont Jordan, der zwischen 1991 und 1998 mit den Chicago Bulls sechsmal NBA-Champion wurde. Der Verkauf bedeute jedoch nicht den Abschied aus jener Stadt, in der er zu einer globalen Größe und dessen NBA-Team durch ihn selbst im Prä-Internet-Zeitalter weltweit berühmt wurde. „Chicago wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Es ist ein besonderer Ort mit unglaublichen Leuten, die mich vom Tag meiner Ankunft an begeistert angenommen haben.“

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