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„Von dieser Geißel befreien“

In Zusammenhang mit der mutmaßlichen Spielmanipulations- und Wettbetrugsaffäre im österreichischen Fußball haben die Spitzen von ÖFB und Bundesliga am Freitag einmal mehr ihre Bereitschaft zur Aufklärung betont. Als weitere Konsequenz wünscht sich Bundesliga-Präsident Hans Rinner, dass Wetten etwa auf Elfmeter sowie Gelbe und Rote Karten eingeschränkt werden.

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„Wir wollen diese Ereigniswetten so gut wie möglich eindämmen, können das aber nicht alleine stemmen.“ Deshalb suche man den Kontakt mit Wettanbietern und auch mit der UEFA und der FIFA, sagte der 50-Jährige und ergänzte, man habe seitens der Liga den Skandal nicht kleingeredet. Den laufenden Verfahren haben sich ÖFB und Liga bereits angeschlossen, am 9. Dezember ist ein Gespräch der beiden Organisationen mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner angesetzt.

Krise als Chance

Die negativen Auswirkungen der Affäre auf den heimischen Kick seien massiv, gab ÖFB-Präsident Leo Windtner zu. „Das ist ein gewaltiger Hammer für den Fußball, aber wir werden alles unternehmen, um uns von dieser Geißel zu befreien“, sagte der Oberösterreicher. „Wir sind betroffen von der Dimension und dem breiten Kreis, der involviert ist, und haben höchstes Interesse an einer umfassenden und lückenlosen Aufklärung.“

Laut Windtner könnte die Affäre auch Positives bewirken. „Ich sehe die Krise auch als Chance, um die Reputation unseres Fußballs wiederherzustellen.“ Spekulationen über eine Absage der bevorstehenden Runde in der Bundesliga und der Ersten Liga nach den Entwicklungen am Donnerstag wies Rinner zurück. „Das war kein Thema. Aufgrund der Tatsachen, die derzeit auf dem Tisch liegen, besteht dazu kein Grund.“

„Spieler haben psychische Probleme“

Dass sich Kicker auf Spielmanipulationen einlassen, liegt nach der Meinung von Rinner nicht an mangelnder Bezahlung. „Die betroffenen Spieler haben psychische Probleme und können mit Geld nicht umgehen. Das hat nichts mit dem Einkommen zu tun“, erklärte der Ligachef.

ÖFB-Präsident Leo Windtner und Bundesliga-Präsident Hans Rinner

GEPA/Christian Ort

ÖFB-Präsident Leo Windtner will den Fußball von der „Wettgeißel“ befreien

Die Häufung von mutmaßlich manipulierten Spielen in der Ersten Liga wollte Rinner nicht überbewerten. „Das ist vielleicht Zufall und hat nichts mit dem Ligaformat zu tun.“ Ein Zusammenhang zwischen Schwarzgeldzahlungen im Fußball und Wettbetrug ist für den früheren Sturm-Graz-Präsidenten ebenfalls nicht gegeben. „Da einen Konnex herzustellen, ist nicht richtig.“

Bundesliga will mehr Informationen

Allerdings haben Rinner und Windtner in dieser Causa auch nicht mehr Informationen als jene, die von der Staatsanwaltschaft veröffentlicht wurden. Das wird vom ÖFB-Präsidenten nicht goutiert. „Wir wollen aus der passiven in eine aktive Rolle treten und haben bei der Staatsanwaltschaft Salzburg ein weiteres Mal um Akteneinsicht gebeten. Wir haben nicht volles Verständnis dafür, dass das noch nicht passiert ist.“

Die Vereinsfunktionäre sind für Rinner in dieser Causa außer Obligo - so auch Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs, dessen Club einige verdächtige Spiele abgeliefert hat. „Ich habe mehrmals mit ihm telefoniert. Er ist total verzweifelt. Er sagt, er ist mit einer guten Mannschaft aus der Bundesliga abgestiegen, und wenn er das jetzt alles liest, fragt er sich, ob es damals mit rechten Dingen zugegangen ist“, erzählte Rinner.

Liga will schriftliche Antischiebungserklärung

Künftig sollen daher Spieler, Trainer und Funktionäre der beiden Profiligen und aller Akademien in einer schriftlichen Erklärung bestätigen, mit Schiebungen nichts zu tun zu haben. Die entsprechenden Schreiben wurden bereits an die Clubs versendet, die Vereine der Regionalligen sollen demnächst folgen. Ligapräsident Rinner sieht in dieser Vorgehensweise eine geeignete Maßnahme. „Wir wollen damit sicherstellen, dass keine weiteren Verdachtsmomente bestehen.“

Sponsor verabschiedet sich

Parallel zur Manipulationsaffäre kämpft die Liga mit einem beträchtlichen Zuschauerschwund, und auch ein weiteres Problem ist nach den jüngsten Vorkommnissen nicht gerade kleiner geworden: Durch den bevorstehenden Ausstieg von tipp3 und T-Mobile, die bisher kolportierte drei Millionen Euro pro Jahr zahlten, muss die Liga neue Geldgeber finden.

„Dass uns solche Ereignisse bei der Suche nach Sponsoren nicht helfen, ist klar. Aber wir werden auch künftig in Österreich einen Profifußball mit tollen Spielen sehen und Sponsoren haben, die den Fußball unterstützen“, sagte der Bundesliga-Chef, der auf eine Wiederwahl im Rahmen der Hauptversammlung am kommenden Freitag hofft.

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