Klarer 4:1-Sieg zum Abschied
Austria Wien hat sich am Mittwoch mit einem überraschend klaren Sieg aus der UEFA Champions League verabschiedet. Der amtierende österreichische Meister kämpfte sich im Ernst-Happel-Stadion nach einem 0:1-Rückstand zurück in die Partie und besiegte Zenit Sankt Petersburg mit 4:1 (1:1). Philipp Hosiner (44., 52.), Tomas Jun (48.) und Roman Kienast (93.) sorgten für die Tore der „Veilchen“.
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Nach 540 Minuten in der Königsklasse darf sich die Austria damit über eine weitere Million Euro Erfolgsprämie und den ersten Sieg in der Champions League, dem ersten österreichischen CL-Erfolg seit Februar 2001 (Sturm setzte sich 2:1 bei Panathinaikos durch) freuen. Zenit zog trotz Niederlage ins Achtelfinale ein, da sich Porto im Parallelspiel Atletico Madrid geschlagen geben musste und damit die Chance verpasste, die Russen von Platz zwei in der Tabelle zu verdrängen.

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Die Austria darf sich über den ersten Sieg in der Königsklasse freuen
Bjelica stellt Mannschaft um
„Auf dem Platz wird die beste Elf stehen“, hatte Nenad Bjelica vor der Partie angekündigt. Im Hinblick auf das Bundesliga-Duell am Sonntag gegen Salzburg mischte der 42-Jährige seine erwartete Startelf etwas durcheinander. Auf der Bank Platz nehmen mussten zunächst die Mittelfeldspieler Daniel Royer und Marin Leovac. Für sie rückten Thomas Murg und Tomas Jun in die Startelf. Statt Christian Ramsebner stand Kaja Rogulj in der Innenverteidigung. An vorderster Front erhielt wie erwartet Philipp Hosiner als Solospitze in der 4-1-4-1-Formation das Vertrauen.
Während die Austria um einen ehrenvollen Abschied aus der Königsklasse kämpfte, war die Ausgangslage für die Gäste aus Sankt Petersburg klar. Mit einem Sieg stand das Team von Luciano Spalletti fix im Achtelfinale, egal wie das Parallelspiel ausging. Entsprechend offensiv schickte der Italiener seine Mannschaft ins Spiel, die erste Großchance war aber den Gastgebern vorbehalten.
Hosiner verpasst frühe Führung
Nach einem Steilpass von Abwehrchef Manuel Ortlechner stieg Jun über den Ball und ließ für Hosiner durch. Der Torschützenkönig der abgelaufenen Bundesliga-Saison legte zurück zum Tschechen und stand nach Doppelpass mit Jun plötzlich frei vor Zenit-Schlussmann Juri Lodigin, der den Ball aber zur Ecke abwehren konnte (6.). Auf der Gegenseite tauchte indes Hulk einige Male gefährlich vor dem Tor von Heinz Lindner auf. Zunächst blieb ein Stanglpass in der violetten Abwehr hängen (12.). Dann blockte Dilaver einen Schuss des Zenit-Superstars ab (14.).
Richtig brenzlig wurde es nach 20 Minuten, als Lindner innerhalb von vier Minuten mit Glanzparaden dreimal das Remis für die Austria festhielt. Zunächst entschärfte der 23-Jährige einen Schuss von Hulk aus kurzer Distanz (20.). Dann wurde er aus knapp 30 Metern von Domenico Criscito geprüft (22.) und konnte den platzierten Schuss zum Eckball wegfausten. In der 24. Minute tauchte schließlich Abwehrspieler Cristian Ansaldi vor Lindner auf, scheiterte aber an einer tollen Fußabwehr des Austria-Goalies.
Zenit-Fans sorgen für Wirbel
Für unrühmliche Szenen abseits des Rasens sorgten dann einige selbst ernannte russische Fans, die in der 25. Minute plötzlich Leuchtraketen in einen Austria-Fan-Sektor unter ihnen schossen. Das Spiel musste sogar kurzzeitig unterbrochen werden, erst ein Großaufgebot der Polizei konnte die Situation wieder beruhigen und die Zenit-Hooligans davon abhalten, den Sektor zu stürmen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Nachdem sich die Aufregung einigermaßen gelegt hatte, folgte für die Austria-Fans aber die kalte Dusche auf dem Platz.

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Für unschöne Szenen sorgten in der ersten Halbzeit einige Zenit-Hooligans
Ortlechner lässt Kerschakow ziehen
Nach einem Lochpass von Hulk rutschte Ortlechner aus und konnte Alexander Kerschakow nur noch hinterherschauen, wie dieser Lindner umspielte und zum verdienten 1:0 für Zenit einschob (35.). Der erste Sieg für die Austria schien damit in weiter Ferne, zumal die Gäste aus Sankt Petersburg das Spiel unter Kontrolle hatten und die Angriffsbemühungen der „Veilchen“ zumeist in der kompakten Abwehr der Russen versandeten.
Kurz vor der Pause brachte Sankt Petersburg die Austria aber selbst wieder zurück ins Spiel. Abwehrspieler Tomas Hubocan ließ sich den Ball von Hosiner wegnehmen, der zurück zum bis dahin unauffälligen Marko Stankovic passte, von diesem ideal eingesetzt wurde und vorbei an Lodigin ins lange Eck zum umjubelten Ausgleich traf (44.). Die violetten Fans waren wieder da und durften wieder vom ersten Sieg in der Champions League träumen.

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Hosiner ließ die Fans kurz vor dem Pausenpfiff erstmals jubeln
Doppelschlag stellt Weichen
Und die 37.000 Fans im Wiener Ernst-Happel-Stadion wurden nach Seitenwechsel nicht enttäuscht. Nicht einmal drei Minuten waren in der zweiten Hälfte gespielt, und die Austria hatte die Partie endgültig gedreht. Florian Mader schickte auf der linken Außenbahn Markus Suttner. Dessen perfekter Stanglpass brauchte Jun in der Mitte nur noch über die Linie drücken (48.). Spätestens jetzt kochte das Prater-Oval und sollte keine Möglichkeit haben, sich zu beruhigen.
Wieder war es Mader, der für den entscheidenden Impuls sorgte. Der 21-jährige Mittelfeldspieler feuerte aus knapp 25 Metern eine Granate auf das Gehäuse von Lodigin ab. Der Zenit-Schlussmann kann nur nach vorne abprallen lassen, wo Hosiner am schnellsten reagiert und zum überraschenden 3:1 für die Austria einnetzte (51.). Egal was Bjelica seiner Mannschaft in der Pause gemischt hatte, es hatte gewirkt. Während Zenit vergeblich versuchte, zurück ins Spiel zu finden, übernahm die Austria zunehmend die Kontrolle über das Spiel.
Bei den wenigen Chancen der Gäste stand Austrias Abwehr von nun an sattelfester. Ortlechner und Co. hatten Hulk und seine Mitspieler besser im Griff. Zuweilen kam auch das Glück dazu, als beispielsweise Torschütze Kerschakow aus kurzer Distanz den Ball über das Tor hämmerte (76.). Auch auf der Gegenseite blieben absolute Topchancen Mangelware. Ein gut angetragener Freistoß von Suttner blieb in der 81. Minute in der Mauer hängen. Für das Sahnehäubchen eines perfekten Abends sorgte in der Nachspielzeit der eingewechselte Kienast, der den 4:1-Endstand fixierte.
Wolfgang Rieder, ORF.at
Champions-League-Gruppe G, sechster Spieltag
Endstand:
Austria Wien - Zenit St. Petersburg 4:1 (1:1)
Ernst-Happel-Stadion, 37.500 Zuschauer, SR Stavrev (MKD)
Torfolge:
0:1 Kerschakow (35.)
1:1 Hosiner (44.)
2:1 Jun (48.)
3:1 Hosiner (51.)
4:1 Kienast (93.)
Austria: Lindner - Dilaver, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Holland - Murg (60./Royer), Stankovic (68./Simkovic), Mader, Jun (83./Kienast) - Hosiner
Zenit: Lodygin - Ansaldi (83./Smolnikow), Hubocan, Lombaerts, Criscito - Witsel, Schirianow (63./Arschawin) - Fajzulin (83./Bystrow), Schirokow, Hulk - Kerschakow
Gelbe Karten: Ortlechner, Dilaver bzw. Hulk
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