Noch keine Entwarnung bei Morgenstern
Thomas Morgenstern hat am Freitag bei seinem Trainingssturz beim Skifliegen auf dem Kulm in Bad Mitterndorf eine schwere Kopfverletzung und eine Lungenquetschung erlitten. Laut dem behandelnden Arzt Josef Obrist, Primar am UKH Salzburg, sei der Kreislauf des Olympiasiegers stabil. „Er befindet sich aber durchaus in kritischem Zustand und muss ständig überwacht werden“, sagte Obrist.
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Es bestehe laut Obrist derzeit aber keine Lebensgefahr. Obrist wies auch darauf hin, dass kein Vergleich mit der Verletzung von Michael Schumacher gezogen werden könne, da das ÖSV-Ass bei Bewusstsein sei und klare Antworten gebe. Allerdings müsse Morgenstern nun 72 Stunden lang überwacht werden. „Das Risiko bei einer Kopfverletzung ist, dass sich der Zustand verschlechtern kann, da immer die Gefahr von Einblutungen besteht“, erklärte Wolfgang Voelckel, Leiter der Anästhesie und Intensivmedinzin am UKH Salzburg.

APA/EXPA/Jürgen Feichter
ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner (l.) unmittelbar nach dem tragischen Sturz
Skienden haben sich berührt
Morgenstern hatte sich im zweiten Trainingsdurchgang für das Skifliegen auf dem Kulm in der Luft verdreht und war mit Rücken und Kopf auf dem Boden aufgeschlagen. Morgenstern war zunächst bewusstlos, danach aber wieder ansprechbar und nach der Erstversorgung zu weiteren Untersuchungen ins Unfallkrankenhaus gebracht worden. Die nächsten Informationen zum gesundheitlichen Zustand des Kärntners kündigte der ÖSV für Montag (9.00 Uhr) an.
Einen Grund für den Unfall dürfte es ebenfalls bereits geben. Laut einer teaminternen Analyse haben sich kurz nach dem Absprung die Skienden berührt. „Gerade in diesem Moment hat Thomas attackiert, ist aus dem System gekommen, und der Ski ist abgeschmiert“, erklärte der Sportliche Leiter Ernst Vettori. Eine erste Besprechung mit den Teamkollegen hat es bereits gegeben. „Es ist jetzt für alle eine schwere Zeit“, so Vettori.
ÖSV-Teamkollegen schockiert
ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner war nach dem Sturz seines Schützlings betroffen. „Es tut verdammt weh, weil wir zu den Athleten eine sehr enge Beziehung haben. Aber wenn es beim Skifliegen kracht, dann kracht es ordentlich. Da sind wir als Betreuer genauso machtlos wie der Sportler selbst. Es wirken Kräfte, die man nicht mehr regulieren kann“, sagte Pointner. „Jetzt können wir für Thomas nur mehr das Beste hoffen.“
Morgensterns ÖSV-Teamkollegen waren nicht weniger schockiert. „Wenn ein Freund von dir bewusstlos im Auslauf liegt, kann man nicht ruhig bleiben“, erklärte Martin Koch, der sich danach als 18. der Quali für den Bewerb am Samstag qualifizierte. Und Überflieger Gregor Schlierenzauer, der im Training direkt nach Morgenstern vom Bakken musste, sagte: „Gott sei Dank habe ich den schweren Sturz nicht gesehen.“
Pech in der Olympiasaison
Morgensterns Sportkarriere verläuft im Olympiawinter wie auf einer Achterbahn. Am 14. Dezember feierte er in Titisee-Neustadt seinen ersten Sieg seit fast zwei Jahren, tags darauf stürzte er nach dem Aufsprung schwer. Von den Blessuren - schweren Prellungen und Blutergüssen sowie einem Fingerbruch - erholte er sich dann rasch und schaffte ein erfolgreiches Comeback bei der Vierschanzentournee.
Nach seinem zweiten Gesamtrang kam Morgenstern mit großen Erwartungen zum Kulm, wo er 2006 WM-Dritter geworden war. „Ich bin selten in meiner Karriere mit so gutem Selbstvertrauen zum Skifliegen gekommen wie jetzt“, hatte der Kärntner noch am Donnerstagabend im Teamhotel in Tauplitz versichert. Im ersten Trainingsdurchgang erreichte er mit 196,5 m die zweitgrößte Weite, doch beim zweiten Versuch passierte das Unglück: „Wir müssen es erst analysieren, aber offenbar haben sich die Ski kurz berührt“, sagte Pointner über die Sturzursache.
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