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„Sie werden informiert“

Die Olympischen Spiele in Sotschi könnten bereits beginnen, weil die Sportstätten fertig sind und die Athleten gute Bedingungen in ihren Dörfern vorfinden. Aber wenn auch die breite Weltöffentlichkeit von dem Großereignis in Russland etwas mitbekommen soll, muss das Organisationskomitee einen Gang zulegen.

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Denn auch Zuschauer und Journalisten wollen ein Dach über dem Kopf. Und da wartet noch ein Marathon an Arbeit auf die Veranstalter. Nur ein Bruchteil der Medienhotels war bis Samstag fertig, angeblich sind von 25 Gebäudekomplexen im Mediendorf Gornaja Karusel in Krasnaja Poljana erst drei bezugsfertig.

Derzeit werden die Zimmer nach dem Prinzip vergeben, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Es spielt keine Rolle, was man gebucht hat. „Tatsächlich habe ich keine Ahnung, wann Sie in Ihr Hotel können, Sie werden informiert“, ist der Satz, den die Medienvertreter an der einzigen Rezeption zu hören bekommen.

Bauarbeiten

APA/AP/Luca Bruno

Der Weg ins Hotel gleicht teilweise noch einem Hindernislauf

Zimmer mit Einschränkungen

Erhält man ein - nigelnagelneues, aber schmutziges - Zimmer, darf man sich nicht daran stören, dass die Tür nicht verschließbar ist, Schranktüren nicht eingehängt sind, Glühbirnen auf ein Minimum reduziert wurden und das Bad bereits nach der ersten Dusche unter Wasser steht, weil die Wanne undicht ist.

Toilettenpapier wird derzeit übrigens auch noch als Luxusartikel gehandelt. Und der Fernseher ist aktuell nur Zierde, weil die Fernbedienung nicht auffindbar ist. Wo die Heizung funktioniert, lässt sich die Temperatur nicht regeln. Wer über Nacht deshalb die Balkontür offen lässt, hört es baggern, hämmern, lärmen. Schließlich will man fertig werden.

Ab Montag geht es rund

Zuspitzen könnte sich die Gesamtsituation am Montag, wenn Hauptanreisetag der Journalisten ist, 2.000 werden erwartet. Zumal im Mediendorf auf 960 m, erreichbar per Gondelbahn, am Sonntag erst Fenster eingesetzt wurden. Die Hälfte der Anlagen scheint halbwegs fertig, für die andere wird es sich mit Sicherheit nicht mehr ausgehen. Ein Teil der Möbel steht zumindest schon auf Paletten vor dem Haus, ein anderer hängt angeblich beim Zoll fest.

Bauarbeiten

APA/AP/Luca Bruno

Vor dem Hotel Gorki Plaza in Krasnaja Poljana wird noch fleißig gearbeitet

Auch sonst ist im Mountain Cluster längst nicht alles zugepflastert. Plötzlich tut sich ein großes, metertiefes Loch auf und ein Fußgängergehweg endet im Nichts. Das Bild wird von Aufräumarbeiten beherrscht. Den Charme einer Bergidylle sucht man vergeblich - wegen der vielen großen Gebäude und dem fehlenden Schnee auf Talniveau von 540 m.

ÖOC hat sich schon eingerichtet

„Bei uns im Dorf passt alles. Jeder hat ein Bett, die Zimmereinteilung ist fertig, wir haben sehr gute Lösungen gefunden. Auch die medizinische Infrastruktur steht, die Büros laufen, die EDV ist in Ordnung“, teilte Hannes Maschkan, der Chef de Mission des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC), der APA auf Anfrage mit.

Allerdings habe es am Samstag Probleme bei der Fahrt von Sotschi nach Krasnaja Poljana gegeben, die Snowboard-Freestyler wurden statt ins Mountain Village ins Endurance Village gebracht, das kostete sie etwas mehr als eine Stunde. „Das ist halt blöd, wenn du Durst und Hunger hast“, sagte der Chef de Mission, der die ersten zwölf Athletinnen und Athleten aus dem Rodler-, Snowboard- und Ski-Freestyle-Lager willkommen hieß. Noch schlimmer erwischte es aber eine australische Sportlergruppe, die laut Maschkan an die sieben Stunden in der Gegend herumgefahren wurde, ehe der Fahrer endlich das Ziel fand.

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