Hoffen auf Ende der „Taxifahrten“
Keine Zweikämpfe, kein Motorenlärm, keine Spannung: Die Formel ist 2014 effizient geworden, hat aber bereits nach zwei Rennen die Befürchtungen von zwei prominenten Kritikern bestätigt. Die Alarmglocken schrillen. Ein Treffen zwischen F1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone, Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und FIA-Boss Jean Todt im Vorfeld des Grand Prix von Bahrain soll nun helfen.
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Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, will Ferrari-Chef Di Montezemolo, der bereits vor der Saison verächtlich „Taxifahrten“ angekündigt hatte, gegen die Spannungslosigkeit vorgehen und Regeländerungen diskutieren. Dabei soll es auch um das Spritsparen gehen, das nach Ansicht des 66-jährigen Italieners ein wichtiger Faktor ist, der die Formel-1-Rennen vorhersehbarer mache.

Reuters/Max Rossi
Ferrari-Boss Luca di Montezemolo hat keine Freude mit der neuen Formel 1
Der 83-jährige Ecclestone fürchtet um die Reputation, bekräftigte in einem Interview mit „auto, motor und sport“, dass das nicht sein Produkt sei. „Ich wollte diese Motoren nicht.“ Wenden sich auch die Fans ab, helfen auf Dauer auch zahlungswillige Konzerne und Sponsoren der vom Zuschauerschwund nicht verschonten Formel 1 nicht mehr lange weiter.
Todt sieht Verantwortung, „mit der Zeit zu gehen“
Bei der Gesprächsrunde dürfte aber nicht viel herauskommen, denn Todt verteidigte die neuen Motoren. „Die Welt ändert sich. Wir haben die Verantwortung, mit der Zeit zu gehen“, sagte der Franzose. „Es ist wichtig, dass die Formel 1 ihren Benzinverbrauch mit innovativer Technik reduziert.“ Dazu würde auch die Energierückgewinnung gehören. „Ich finde es inakzeptabel, wenn ein F1-Auto in der heutigen Zeit 100 Liter Benzin für 100 Kilometer braucht“, bekräftigte Todt.
Der FIA-Präsident spricht sich auch für eine feste Ausgabengrenze von 150 Millionen Euro aus. „Die größte Baustelle in der Formel 1 sind die Kosten. Wir müssen sie reduzieren“, sagte Todt „auto, motor und sport“. Für den Ärger über die leiseren Motoren kann der 68-Jährige auch kaum Verständnis aufbringen. „Natürlich ist der Sound anders. Aber er war vor 30 Jahren mit den Turbomotoren der damaligen Generation auch anders.“ Bei der Diskussion sei ihm zu viel Emotion im Spiel, sagte Todt, der keine öffentlich Diskussion mit Ecclestone sucht.
Fad, fader, Formel 1?
Die neuen V6-Turbomotoren mit ihren komplexen Hybridantrieben und den Spritlimitierungen haben auf Betreiben der FIA, die als oberster Regelhüter auch die Interessen der Autokonzerne vertritt und daher oft im Clinch mit den Promotoren und den Teams liegt, die Formel 1 zwar in der technischen Gegenwart ankommen lassen. Die Rennen der „Königsklasse“ sind damit aber auch zu „Gleichmäßigkeitsbewerben“ geworden.
Der Malaysia-GP zuletzt war eines der spannungslosesten Rennen der Geschichte. Die Autos werden aus der Box ferngesteuert. Die besten Rennfahrer der Welt können wegen der Limitierung auf 100 kg Benzin (Gesamtmenge sowie maximaler Durchfluss pro Stunde) nicht mehr ans Limit gehen, sondern werden zu Handpuppen der Teamstrategen in den Boxen degradiert. Vor allem die routinierten Fahrer fühlen sich dadurch wesentlicher Elemente des Rennfahrens beraubt.
Weltmeister Sebastian Vettel hatte kürzlich moniert, man möge den ganzen Batteriekram doch im Handy belassen und die Formel 1 nicht zu einem ADAC-Übungsplatz machen, in dem nur noch quietschende Reifen zu hören wären. „Wenn es nach mir ginge, hätten wir einen schönen V12 im Heck“, sagte der Deutsche.
Kaum Änderungen, aber Racing möglich
Am ehesten könnte wohl am Benzinverbrauch gedreht werden. Die Motoren wieder lauter zu machen scheint hingegen fast unmöglich. Die auf maximal 15.000 gedrosselte Drehzahl - die wegen des Benzinsparens aber ohnehin kaum erreicht wird - und Einführung des leisen Turbos mit nur noch einem Auspuff führen zum bekannten und von Fahrern und Fans kritisierten Ergebnis. „Wenn man das kombiniert, dann hat man das Ergebnis, das man eben hat“, stellte Remi Taffin, Renault-Verantwortlicher an den Rennstrecken, lapidar fest.
Die jüngere Fahrergeneration tut sich mit dem Thema etwas leichter. „Es ist sicher eine andere Formel geworden, aber immer noch die Formel 1 mit den besten Fahrern, und die Piloten müssen mit den neuen Herausforderungen eben zurechtkommen“, sagte etwa Sergio Perez. Racing? „Ist immer noch möglich“, so der 24-jährige Force-India-Pilot. „Aber es ist anders. Du musst viel mehr denken wegen des Benzinverbrauchs, musst dir die Attacken viel mehr und früher überlegen“, gestand Perez.
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