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Gewissheit spätestens am 31. Mai

Seit Sonntag ist das Schicksal von Wacker Innsbruck besiegelt und der sportliche Abstieg des Tiroler Bundesligisten Gewissheit. Damit verabschiedet sich einer der großen Namen des heimischen Fußballs zum dritten Mal in den vergangenen 13 Saisonen aus dem Oberhaus und stellt die Leidensfähigkeit der Fans einmal mehr auf die Probe. Die große Hoffnung ist nun der sofortige Wiederaufstieg.

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Sportlich ist die Abstiegsfrage geklärt. Eine Möglichkeit für Wacker, die Klasse doch zu halten, bleibt aber das Lizenzierungsverfahren. Da wurde Admira Wacker die Spielberechtigung für die kommende Saison in erster Instanz verwehrt, es bleiben jedoch die Entscheidungen des Protestkomitees (bis 17. Mai) bzw. falls notwendig des Ständigen Neutralen Schiedsgerichts (bis spätestens 31. Mai) abzuwarten.

Enttäuschter Alexander Gründler (Wacker)

GEPA/Philipp Brem

Alexander Gründler und Co. konnten den Abstieg letztlich nicht mehr verhindern

Zweigleisige Planung

„Das können wir nicht beeinflussen, Ende Mai werden wir mehr wissen“, so Trainer Michael Streiter. Damit könnte es nach dem „Wunder von Wolfsberg“ im Vorjahr, als in der letzten Runde noch der Klassenerhalt geschafft wurde, ein nächstes Wunder durch die Hintertür geben. Damit müssen die Tiroler auch in der Planung vorerst zweigleisig fahren. Für die Bundesliga steht Wacker ein Budget von 6,5 Millionen Euro zur Verfügung, für die Erste Liga von 4,3 Millionen.

„Zweigleisig zu planen bin ich ja schon gewohnt“, sagte Streiter und erinnerte sich an seine Trainerzeit in Horn, als er mit den Niederösterreichern den Aufstieg schaffte, aber die Planung lange vor der erfolgreichen Relegation gestartet worden war. Den sportlichen Abstieg sieht Streiter, auch wenn er angeschlagen wirkte, nicht so tragisch: „Alles hat einen Sinn im Leben.“

Erste Gespräche

Für Wackers Sportdirektor Florian Klausner ist die Doppelgleisigkeit in der Planung kein Problem: „Wir planen jetzt für die Erste Liga. Falls wir Ende Mai doch oben bleiben dürfen, habe ich eine Million Euro mehr für Spieler zur Verfügung und kann dementsprechend nachjustieren. Wir haben ja bis 31. August Zeit.“ Am Montag trafen sich Klausner und Streiter, um in einer großen Sitzung mit der Kaderplanung zu beginnen.

Ein Fußballwunder wie im Vorjahr, als man dem Abstieg in den Schlussminuten der letzten Runde entronnen war, blieb diesmal aus. Nach einem soliden Saisonstart mit vier Partien ohne Niederlage ging es - noch unter Trainer Roland Kirchler - bergab. Nach 19 Runden lagen Lukas Hinterseer und Co. auf Rang neun, von da an leuchtete am Tivoli die rote Laterne. Eine Woche später trennte sich Wacker Mitte Dezember von Kirchler. Doch auch Nachfolger und Tirol-Urgestein Michael Streiter vermochte das Ruder nicht herumzureißen.

Innsbruck wurde zur Fahrstuhlmannschaft

Personell lief seit Sommer wenig nach Plan. Die Neuverpflichtungen Bright Edomwonyi, Zeljko Djokic und Ji-Parana im Winter brachten nicht den erhofften Leistungsschub. Das 2:1 in Ried am 12. April war der erste Sieg seit 4. Dezember und sorgte noch einmal für einen Hauch von Hoffnung - auch das folgende 3:1 über Wiener Neustadt und ein 1:1 gegen die Austria ließen den Tirolern bis Sonntag noch die theoretische Chance auf den Klassenerhalt.

Die Fans jedenfalls sind Kummer gewöhnt, hat der 1913 gegründete zehnfache ÖFB-Meister und nach Rapid und Austria Wien dritterfolgreichste Verein des Landes doch seit der Jahrtausendwende turbulente Zeiten hinter sich. 2002 ging der als FC Tirol firmierende Verein als Meister in Konkurs und musste sich in der Regionalliga neu formieren. Der Rückkehr ins Oberhaus 2004/05 folgte der Abstieg 2007, ehe es 2010 wieder nach oben ging. Nach den Plätzen sechs, sieben und neun ereilte die Innsbrucker nun neuerlich das Abstiegsschicksal.

Wirtschaftlicher Erfolg geht vor

Die neue Führung war im Vorjahr allerdings gar nicht mit dem Ziel „Klassenerhalt um jeden Preis“ angetreten. „Wirtschaftlicher Erfolg vor sportlichem Erfolg“ hieß die Devise von Neo-Präsident Josef Gunsch im Sommer 2013. Dass diese kein Jahr später schon im Abstieg münden würde, war von der Führung freilich nicht geplant.

Trainer Michael Streiter (Wacker)

GEPA/Christian Ort

Michael Streiter soll die Innsbrucker in die zweite Liga begleiten

Angeblich brütet man schon länger über dem Abstiegsszenario. „Es gibt einen Plan B“, hat Gunsch in jüngster Zeit stets versichert. Viele Leistungsträger werden den Club aber verlassen, darunter Goalie-Routiner Szabolcs Safar und Stürmer Hinterseer. Auch vom Großteil der neun Legionäre dürfte man sich trennen. Sportdirektor Florian Klausner soll bleiben, bei Streiter deutet alles darauf hin.

Viel Arbeit wartet auf den Club in jedem Fall an wirtschaftlicher Front. Nicht zuletzt das regionale Sponsorenpotenzial soll besser ausgeschöpft werden und mithelfen, in den nächsten Jahren das negative Eigenkapital abzubauen. Dieses betrug 2011/12 noch 980.000 Euro und war im vergangenen Herbst laut Gunsch mit 1,3 Millionen Euro taxiert worden. Nun ist es auf rund 1,4 Millionen gewachsen.

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