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Trainer mit weißer Weste

Gary Noel hat es am Mittwoch möglich gemacht: Mit St. Pölten hat wieder ein Verein die Chance, erstmals seit Stockerau 1991 den Titel im ÖFB-Samsung-Cup nach Niederösterreich zu holen. Der Vater des 1:0-Erfolgs über Sturm Graz stand aber an der Seitenlinie. Gerald Baumgartner führte zum zweiten Mal in Folge einen krassen Außenseiter ins Finale und wurde seinem Ruf als „Mister Cup“ gerecht.

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Im Vorjahr hatte Baumgartner mit Regionalligist Pasching für die Sensation gesorgt. In dieser Saison steht dem 49-Jährigen zur Wiederholung des Coups - diesmal mit einem Erstligisten - „nur“ noch Meister Red Bull Salzburg im Weg. Die Bilanz des Trainers ist vor dem Endspiel im Cup am 18. Mai in Klagenfurt makellos: In 14 Spielen ging der Salzburger als Trainer ebenso oft als Sieger vom Platz. Gegen Sturm war das nicht anders. Noels Treffer in der siebenten Minute der Verlängerung sicherte St. Pölten den Final- und einen Europacup-Platz.

„Bin superstolz“

„Extrem geil“, lautete der erste Kommentar des erfolgreichen Trainers, der mit einem ausgeklügelten Konzept die, laut Baumgartner, „individuelle Klasse“ der Grazer nicht zur Geltung kommen ließ. „Das Spiel war 120 Minuten auf Messers Schneide, aber wir haben unsere Sache gut gemacht“, sagte der 49-Jährige. „Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen, und das hat man in jeder Phase des Spiels gesehen.“ Auch ORF-Experte Herbert Prohaska zog seinen nicht vorhandenen Hut: „St. Pölten hatte keinen schwachen Punkt. Vor allem in der Abwehr.“

Jubel von Sportmanager Christoph Brunnauer und Trainer Gerald Baumgartner (St. Pölten).

GEPA/Walter Luger

Manager Christoph Brunnauer war einer der ersten Gratulanten Baumgartners

Baumgartner gab im ORF-Interview das Lob des ehemaligen Teamchefs an seine Spieler weiter. „Ich bin superstolz auf die Mannschaft. Wir hatten einen guten Matchplan, die Jungs haben alles rausgehauen, was sie in sich hatten“, sagte der Salzburger. „Wir haben guten Fußball gespielt, aber mit dem Tempo, mit dem Sturm spielen kann, machen wir noch zu viele Ballfehler. Aber das ist jetzt egal, wir sind im Finale.“ Für Baumgartner war auch die Stimmung im Stadion ein Mitgrund für den Erfolg. Die NV-Arena war mit 7.999 Zuschauern und einem Landeshauptmann erstmals in ihrer jungen Geschichte ausverkauft.

St. Pölten schon jetzt ein Sieger

Am 18. Mai greift Baumgartner nun nach seinem zweiten Cuptitel in Folge. Die Parallelen zum Vorjahr, als Pasching im Finale die Wiener Austria 1:0 besiegte. Auch 2013 traf Baumgartner mit seiner Truppe im Endspiel auf den bereits feststehenden Meister. Auch an den Gegner hat der St.-Pölten-Trainer gute Erinnerungen. Denn im Semifinale gelang Pasching, richtig, in Salzburg mit einem 2:1 nach 0:1-Rückstand eine faustdicke Überraschung.

So weit nach vorn wollte der erfolgreiche Trainer in der Stunde des Erfolgs nicht denken. „Jetzt werden wir ein wenig feiern, und dann werden wir uns auf das Cupfinale vorbereiten“, sagte Baumgartner. „Es wird schon schwer werden gegen Salzburg.“ Egal, wie das Endspiel am 18. Mai auch ausgeht, Baumgartner fühlt sich bereits jetzt als Sieger. „Wir sind schon ein Gewinner, ob es dann auch in Kärnten zum Sieg reicht, wird man sehen“, so der Salzburger.

Vom Aufstieg ins Cupfinale und dem damit verbundenen Start im Europacup - ein Novum in der Fußballgeschichte der niederösterreichischen Landeshauptstadt - erhofft sich Baumgartner einen Schub für die kommende Saison und das gesetzte Ziel, das in St. Pölten nur Aufstieg in die Bundesliga heißen kann. „Der Landeshauptmann hat zugeschaut. Ich hoffe, wir haben nächstes Jahr eine Mannschaft, mit der man richtig angreifen kann“, sagte der Trainer mit einem Wink Richtung Ehrentribüne und Landeschef Erwin Pröll.

An ein mögliches Engagement in der Bundesliga denkt Baumgartner nach dem geplatzten Deal mit Grödig vorerst nicht. Auch das Gerücht, er könnte bei der Wiener Austria auf der Kandidatenliste stehen, wollte der 49-Jährige nicht kommentieren. Werbung in eigener Sache will er vorerst mit St. Pölten machen. „Mein Plan ist es, als Trainer Spiele zu gewinnen, sonst überlebst du in diesem Job nicht“, sagte Baumgartner. Am 18. Mai hat er die nächste Gelegenheit, sich in die Auslage zu stellen.

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