Anschluss an Slalom-Weltspitze verloren
Ex-Slalom-Weltmeister Manfred Pranger hat Anfang Mai einen Schlussstrich gezogen und in Innsbruck sein Karriereende bekanntgegeben. Der 36-jährige Tiroler schaffte in der vergangenen Weltcup-Saison nicht mehr den Anschluss an die Weltspitze, bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi war er nicht im österreichischen Aufgebot.
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Der zweifache Familienvater, der durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen wurde, feierte den größten Erfolg seiner Karriere 2009 in Val d’Isere, als er Slalom-Gold eroberte. Pranger gewann drei Weltcup-Rennen, 2005 die Klassiker in Kitzbühel und Schladming sowie 2009 mit Wengen ebenfalls ein Toprennen. Bei seinen zwei Olympiateilnahmen schied er jeweils aus.

GEPA/Helmut Fohringer
Pranger beim Triumph in Kitzbühel 2005
Abschied schweren Herzens
Pranger sagte über die Gründe für seinen Rücktritt: „Ich wollte eigentlich gleich nach der Saison meine Karriere beenden, weil ich zuletzt immer wieder Schmerzen hatte und mich die letzte Hüftoperation weiter zurückgeworfen hat, als ich dachte. Dann wollte ich doch lieber eine Pause abwarten, weil ich mich mit den Gedanken nicht anfreunden konnte. Jetzt habe ich aber gesehen, dass es von der Gesundheit her einfach nicht mehr geht.“ Aufgrund seiner Verletzungen und Rückenprobleme hätte er eigentlich schon vor vier Jahren zurücktreten müssen, meinte der Tiroler.
„Aber auch die Familie ist wichtig, es wurde immer schwieriger, von den Kindern wegzufahren“, sagte Pranger und kämpfte wiederholt mit den Tränen. „Es ist jetzt schon emotional, lieber hätte ich den Rücktritt nicht mit einer Pressekonferenz, sondern einfach mit einer Erklärung bekanntgegeben.“ Explizit bedankte sich Pranger bei seinen Eltern, die ihn immer finanziell unterstützt hätten, und seinem Vater, der ihn auch als Trainer betreut hatte. „Besonders er musste meine Launen aushalten, da wurde es schon öfters laut“, entschuldigte sich Pranger.
Positiv sei für ihn, dass er bis zuletzt habe machen können, „was ich am liebsten tue, nämlich Ski fahren. Aus diesem Grund fällt es mir auch so schwer aufzuhören“, so Pranger, der vom Skisport, wie er sagte, geprägt worden sei. „Auf der einen Seite standen viele schwere Zeiten mit Verletzungen oder ausbleibenden Erfolgen, auf der anderen Seite unvergessliche Momente. Wenn ich heute daran zurückdenke, bekomme ich immer noch Gänsehaut.“
Stolz auf die Klassiker-Siege
Dreimal stand Pranger, der auch mit seinem lautstarken Startritual berühmt wurde, im Weltcup ganz oben auf dem Podest. „Die drei Klassiker gewonnen zu haben macht mich schon stolz“, betonte Pranger und bezeichnete seinen WM-Titel in Val d’Isere als absoluten Karrierehöhepunkt. Nur bei seinen Olympiastarts hatte er Pech, sowohl in Turin (2006) als auch in Vancouver (2010) kam er nicht ins Ziel.
In der letzten Saison fand Pranger den Anschluss an die Weltspitze nicht mehr, stand auch nicht im Kader für die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Pranger überlegte lange, ob er sich noch einmal zurückkämpfen sollte. „Aber ich hätte wieder einen Materialwechsel vornehmen müssen und wäre mit Startnummer 45 in die Rennen gegangen, das hätte keinen Sinn gemacht“, begründete Pranger seinen Rückzug aus dem Skisport. Zudem seien letzte Saison die Schmerzen in den Knie und im Rücken schon sehr extrem gewesen.
Dank an den Skiverband
Explizit lobte der Gschnitzer zum Abschied den Österreichischen Skiverband (ÖSV), der für einen Läufer perfekte Rahmenbedingungen schaffe. „Da wird einem ja alles zum ‚Allerwertesten‘ getragen“, so Pranger, „man braucht sich um gar nichts zu kümmern.“ Noch dazu hätten alle Trainer seine Launen immer wieder ausgehalten.
ÖSV-Sportdirektor Hans Pum lobte die Leistungen seines nunmehrigen Ex-Fahrers: „Er wird der Mannschaft mit seiner freundlichen und lustigen Art fehlen. Er war eine Riesenstütze.“ Zudem strich Pum die Vorbildwirkung heraus, wie sich Pranger immer wieder zurückgekämpft hat. „Er wird uns mit seiner großen Konzentrationsfähigkeit immer in Erinnerung bleiben.“ Offiziell wird Pranger bei der ÖSV-Länderkonferenz im Juni verabschiedet.
Ehrgeizig auch in die Zukunft
Konkrete Pläne für die Zeit nach dem Skisport hat er noch nicht. Zwar gibt es einige Optionen, mit der Entscheidung wolle er sich aber Zeit lassen. „Ich möchte alles zunächst in Ruhe überdenken. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und möchte auch im nächsten Lebensabschnitt Herausforderungen meistern und etwas finden, wo ich mit ähnlich großer Begeisterung ans Werk gehen kann wie beim Skirennsport.“
Er kündigte an, die kommenden Monate vermehrt mit den Kindern zu verbringen, darauf freue er sich. Pum sagte jedenfalls, dass für den Slalom-Spezialisten beim ÖSV die Türen immer offen stünden: „Solche Leute braucht der Verband.“
Steckbrief
Manfred Pranger (36 Jahre)
Geboren: 25. Jänner 1978 in Hall in Tirol
Wohnort: Gschnitz im Wipptal/Tirol
Größe/Gewicht: 1,84 m/89 kg
Familienstand: verheiratet mit Karin, Kinder Laura und Mario
Verein: SC Gschnitz
Hobbys: Schwimmen, Radfahren, Tennis,
Fußball, Beachvolleyball, Musik
Größte Erfolge:
WM: Gold Slalom 2009 Val d’Isere, Fünfter Slalom St. Moritz 2003 und Aare 2007, Neunter Garmisch-Partenkirchen 2011
Weltcup: drei Siege (Kitzbühel 2005, Schladming 2005, Wengen 2009)
Olympiateilnahmen: 2006 Turin, 2010 Vancouver; jeweils ausgeschieden
Dritter der Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres 2009
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