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„La Undecima“ schon im Visier

Mit dem 4:1-Sieg nach Verlängerung im Finale der Champions League gegen den Stadtrivalen Atletico ist Real Madrid wieder an der Spitze des europäischen Fußballs angelangt. Seit 2002 hatten die „Königlichen“ auf ihren zehnten Triumph beim wichtigsten Clubbewerb der Welt gewartet, am Samstag war es endlich so weit. Bis zum nächsten Erfolg wollen sie sich nicht mehr so viel Zeit lassen.

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Als vor zwölf Jahren die „Galaktischen“ rund um Zinedine Zidane den Pokal zum neunten Mal nach Madrid geholt hatten, schien alles auf eine jahrelange Dominanz Reals im europäischen Clubfußball hinzudeuten. Denn neben der Champions League gewann Real in diesem Jahr auch noch den Weltpokal und den UEFA Super Cup.

Doch obwohl in der Folge viele Millionen Euro in Spitzenspieler investiert wurden, blieb der Erfolg auf internationaler Ebene aus. Die Fans durften sich zwar mehrmals (2003, 2007, 2008 und 2012) über den Meistertitel sowie über Erfolge im spanischen Cup und Supercup freuen, „La Decima“ in Meistercup bzw. Champions League gab es aber erst jetzt.

Millioneninvestitionen machen sich bemerkbar

Real-Präsident Florentino Perez wird nun wohl alles versuchen, den Status quo aufrechtzuerhalten und frühere Fehler zu vermeiden, die 2006 zu seinem Rücktritt geführt hatten. Seit seiner Rückkehr 2009 hat der spendable Präsident mehr als 600 Millionen Euro in Spieler wie Cristiano Ronaldo und Gareth Bale investiert. Und dieses Investment zahlt sich nun aus, die beiden Stars waren entscheidend mitverantwortlich für den neuen Siegeszug und trafen auch jeweils im Finale.

Real-Präsident Florentino Perez

APA/EPA/Alberto Martin

Real-Boss Perez hat noch viel vor

Trainer Ancelotti als Glücksgriff

Dazu kommt, dass Perez mit der Verpflichtung von Trainer Carlo Ancelotti offenbar ebenfalls den richtigen Griff getan hat. Der von Paris Saint Germain geholte Italiener musste sich in seiner ersten Saison bei Real in der Meisterschaft zwar mit Rang drei begnügen, der Gewinn der Champions League war aber ein mehr als ebenbürtiger Ersatz. Und damit war Ancelotti hier gleich im ersten Jahr erfolgreicher als sein Vorgänger Jose Mourinho: Der Portugiese hatte es mit Real in drei Anläufen jeweils nur bis ins Halbfinale geschafft.

Carlo Ancelotti wird von Spielern hochgeworfen

AP/Andres Kudacki

Die Spieler wissen, was sie an ihrem Coach haben

Ancelotti, der mit Real auch den spanischen Cup durch einen Finalsieg gegen den FC Barcelona geholt hat, schaffte es sehr schnell, aus seinem teuren Kader auch eine Einheit zu bilden. Zudem zeigte der 54-Jährige im Finale gegen Atletico ein gutes Händchen für Auswechslungen. Nachdem Real lange Zeit vergeblich gegen die gut stehende Abwehr des Meisters angerannt war, brachte die Einwechslung von Marcelo und Isco nach einer Stunde den Umschwung, der letztlich noch zu einem klaren Erfolg führte.

Premiere in der Champions League

Für den Coach selbst war der Sieg ein weiteres Kapitel seiner Erfolgsgeschichte. Als Spieler hatte er mit dem AC Milan zweimal den Europacup der Meister geholt, mit den Mailändern war er dann auch zweimal (2003 und 2007) als Coach erfolgreich. Mit dem Sieg gegen Atletico machte er sich zum zweiten Trainer nach Liverpool-Coach Bob Paisley (1977, 1978, 1981), der dreimal den wichtigsten Clubtitel geholt hat. In der seit 1992/93 ausgetragenen Champions League ist er aber der erste Coach, der das „Triple“ geschafft hat.

Entsprechend erpicht wird Präsident Perez sein, den Dreijahresvertrag Ancelottis zu verlängern. „Er ist gekommen und hat uns ‚La Decima‘ gebracht“, sagte er nach dem Finalsieg. „Er ist gekommen und hat schon jetzt den Höhepunkt erreicht. Ich bin sicher, dass die Fans schon an den elften Titel denken.“ Der erste Schritt zu einem neuen Höhenflug von Real Madrid könnte jedenfalls getan sein und „La Undecima“ kommendes Jahr beim Finale in Berlin Wirklichkeit werden.

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