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Dopingfall Dürr „zehrt und nagt“

Der österreichische Langlauf muss in der am Wochenende beginnenden WM-Saison den nächsten Neubeginn bewerkstelligen. Nach dem Dopingskandal von Turin vor acht Jahren und dem Fall Christian Hoffmann war es im Februar bei den Winterspielen in Sotschi Johannes Dürr, der mit seinem EPO-Vergehen enormen Schaden angerichtet hat.

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Zum Wegfallen des Leistungsträgers und dem neuerlichen Imageverlust kamen zumindest für das aktuelle Team keine finanziellen Einbußen dazu. Anders als zunächst von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel angekündigt, ist die Sparte weder aus dem Skiverband geworfen noch sind ihr die Geldmittel gekürzt worden. „Es hat keine Einschränkungen gegeben“, betonte der zuständige Sportliche Leiter Markus Gandler im Gespräch mit der APA.

Gandler: „Es war alles andere als leicht“

Dem ÖSV-Spartenchef wurde wie Cheftrainer Gerald Heigl nach Saisonende weiter das Vertrauen geschenkt. Gandler gibt an, unverändert mit viel Freude bei der Sache zu sein. Am Dopingfall seines einstigen Aushängeschildes Dürr hat er aber nach wie vor zu kiefeln. „Es war alles andere als leicht. Wir haben geglaubt, wir sind in einem Aufschwung.“ Die leidige Causa habe vor allem bei ihm persönlich Spuren hinterlassen. „Der Schock sitzt für mich noch immer tief. Für mich, nicht in der Mannschaft. Ich bin skeptischer, so etwas zehrt und nagt. Man hofft, dass das nie mehr passiert, aber das habe ich auch in der Vorsaison getan“, sinnierte Gandler.

Zu Dürr - der bis Sotschi einen steilen Aufstieg bis zum Medaillenanwärter hingelegt hatte - habe er seit Februar keinen Kontakt mehr. Aufklärung über die wahren Hintergründe des EPO-Vergehens erhofft sich Gandler von behördlichen Ermittlungen, die nach wie vor laufen. „Da wird sicher noch was kommen. Auf Kontakt habe ich kein Bedürfnis, solange die Wahrheit nicht am Tisch liegt. So schwer es mir fällt.“

Heim-WM 2019 als langfristiges Ziel

Von seinen verbliebenen, zumeist jungen Athleten Außergewöhnliches zu erwarten hat sich der ehemalige Weltklasselangläufer abgewöhnt. „Ich sehe es als Neustart. Wunderdinge kann und will ich von niemandem verlangen. Wir wollen die Talente weiterbringen.“ Podestplätze im Weltcup und bei der WM seien deshalb vorläufig kein Thema. Ab und zu in die Top Ten und regelmäßig in die Punkteränge zu laufen aber schon, stellte Gandler klar.

Ein zusätzlicher Motivationsfaktor für alle Beteiligten sei die Perspektive der Heim-WM 2019 in Seefeld. Im Hinblick darauf will Gandler eine Nachwuchsgruppe „WM-Team 2019“ formen, die möglichst bald den Anschluss an die Spitze finden soll. In Seefeld wird es in den kommenden Jahren als WM-Probelauf auch wieder einen Weltcup geben. Optimalerweise bereits ab der Saison 2015/16, realistischer sei aber der Winter darauf, merkte Gandler an.

Langläuferin Teresa Stadlober

GEPA/Daniel Goetzhaber

Junioren-Weltmeisterin Stadlober steigt erst im Dezember in den Weltcup ein

Teresa Stadlober große ÖSV-Zukunftshoffnung

Eines seiner Zukunftsversprechen ist Teresa Stadlober. Die Juniorenweltmeisterin von 2013 möchte sich in ihrer erst zweiten Weltcup-Saison weiter steigern. Dazu wurde der Trainingsumfang leicht erhöht und verstärkt an der Kraft gearbeitet. Sie vertraut dabei voll und ganz dem Rat ihres Vaters Alois. „Wir sind so ein gutes Team. Das Vertrauen ist da. Er weiß, wie wir was umsetzen, auch wenn es wo hapert. Und wenn mir etwas nicht passt, wird das eh ausgesprochen“, meinte die 21-Jährige und ergänzte scherzend: „Ich habe nicht vor, dass ich den Trainer wechsle.“

Der fünf Jahre ältere Bernhard Tritscher, Olympiasiebenter im Sprint, möchte künftig auch bei Distanzrennen weiter vorne mitlaufen. Dass er das kann, hat er bei den Winterspielen als 24. über 50 km bewiesen. Die ausgesprochen gute Vorbereitung stimmt ihn zuversichtlich. „Ich habe meinen bisher besten Sommer gehabt, im Training und bei den Testwettkämpfen“, sagte der Salzburger, auf den Gandler große Stücke hält: „Er kann viel, ist ein harter, guter Arbeiter.“

Beim Weltcup-Auftakt in Finnland werden Tritscher und Stadlober aber noch fehlen. Einzig die routinierte Katerina Smutna tritt bei den zwei Klassik-Rennen in Kuusamo an, der Rest des Teams steigt eine Woche später in Lillehammer ein.

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