„Skisport kann nichts Besseres passieren“
35 Jahre hat ihr Rekord Bestand gehabt, am Montag ist Annemarie Moser-Pröll von Lindsey Vonn endgültig an der Spitze der ewigen Bestenliste abgelöst worden. Die US-Amerikanerin feierte beim Super-G in Cortina d’Ampezzo in eindrucksvoller Manier ihren insgesamt 63. Weltcup-Sieg. Österreichs „Grande Dame“ verfolgte das historische Rennen im TV und stellte sich danach als Gratulantin ein.
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„So wie sie heute gefahren ist, ist sie eine Klasse für sich“, sagte die Salzburgerin über die 30-jährige Vonn anerkennend. Moser-Pröll kennt ihre Nachfolgerin recht gut und schätzt sie auch. „Dem Skisport kann nichts Besseres passieren. Sie wertet den Sport durch ihre Leistungen auf und ist eine ausgesprochen liebe Person“, so die 61-Jährige. „Irrsinnig geärgert“ habe sie sich, dass sie den Rekord verloren habe, sagte Moser-Pröll scherzend und ohne Wehmut.

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Moser-Pröll und Vonn: zwei Ausnahmeläuferinnen in der alpinen Skigeschichte
„Jede Zeit hat ihre Spitzenläuferin“
Moser-Pröll drückte während ihrer Ära, die im Jänner 1968 als 14-Jährige begann und zwölf Jahre später im März 1980 endete, dem Skisport ihren Stempel auf. „Die Zeiten haben sich geändert, und jede Zeit hat ihre Spitzenläufer“, erklärte Österreichs Sportlerin des Jahrhunderts, zu deren Zeit es noch keinen Super-G gegeben hatte. Moser-Pröll erreichte ihre 62. Weltcup-Siege in 174 Weltcup-Starts, Vonn benötigte mit 333 fast doppelt so viele.
Mit diesen Statistiken kann Moser-Pröll, die im Winter auf Skitouren geht, aber ohnehin nichts anfangen. Trotzdem hat die Österreicherin Vonn noch einige Bestmarken voraus. „Sie hat die Möglichkeit, weitere Rekorde zu schaffen“, sagte Moser-Pröll und nannte ihre eigenen sechs Weltcup-Gesamtsiege oder zwölf Abfahrtssiege in Folge als Beispiel. „Da hat Lindsey noch einen Anreiz“, so die ehemalige Kaffeehausbesitzerin, die keine Probleme mit weiteren Vonn-Rekorden hätte.

APA/AP/Armando Trovati
Dick eingepackt war Tiger Woods im Zielraum inkognito unterwegs
Freund Tiger Woods als Überraschungsgast
Für die US-Amerikanerin spricht allerdings, dass sie sich nach zwei Kreuzbandrissen wieder zurück an die Spitze gekämpft hat und schon bei vier Saisonsiegen hält. Auch für die WM im Februar gilt sie nun als Favoritin in den Speed-Bewerben. „Ich kann es überhaupt nicht glauben. Das war das perfekte Comeback für mich. Ich habe alles gegeben und alles zurückbekommen. Das ist ein Traum“, freute sich Vonn über ihren Meilenstein nach den vielen Rückschlagen.
Zur Belohnung für die vorläufige Krönung ihrer Karriere wurde sie im Zielraum der Tofana überraschend von ihrem Freund, dem Golfstar Tiger Woods, empfangen. „Ich habe keine Ahnung gehabt, dass er kommt. Er hat mir noch eine SMS geschickt und viel Glück gewünscht“, sagte Vonn, deren Vater den Besuch des 14-fachen Major-Siegers eingefädelt und Vonns Familie strikte Verschwiegenheit auferlegt hatte. „Dabei kann in meiner Familie niemand ein Geheimnis für sich behalten“, wunderte sich Vonn.
Trenkwalder und ÖSV-Damen ziehen Hut
Auch Robert Trenkwalder, Vonns persönlicher Betreuer und damit eine weitere Vertrauensperson, freute sich und strich die Bedeutung des Rekords für seinen Schützling heraus. „Ich bin meiner Landsfrau Annemarie Moser-Pröll so dankbar, dass sie damals so viele Rennen gewonnen hat. Denn dieser Rekord war für Lindsey in den letzten Jahren ein Riesenanreiz. Diese Marke hat sie immer angetrieben“, erklärte der Tiroler den Motivationsfaktor hinter dem Traumcomeback.
Auch die noch aktiven ÖSV-Damen Nicole Hosp und Elisabeth Görgl zogen den Hut vor ihrer langjährigen Konkurrentin. „62, das ist eine irreale Zahl. Ich bin schon froh und stolz, dass ich im Weltcup zwölfmal gewinnen konnte“, hatte Hosp schon vor dem Triumph im Super-G gemeint. „Es kommt nicht von ungefähr, dass es Lindsey geschafft hat, denn sie hat eine unbändige Leidenschaft für den Skisport und ordnet ihrem Beruf alles unter. Und ich bin sicher, dass von ihr noch viel mehr kommen wird“, sagte Görgl.
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