Die Erfolgsformel heißt Geschlossenheit
Wenn einander am Sonntag die Seattle Seahawks und die New England Patriots in der Super Bowl gegenüberstehen, dann kreuzen zwei Teams die Klingen, die nicht unerwartet den Einzug ins Finale geschafft haben. Die Patriots sind seit Jahren eine dominierende Größe in der American Football Conference (AFC), die Seahawks bestätigten in der National Football Conference (NFC) ihre Vorherrschaft als Titelverteidiger.
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In der 49. Ausgabe des größten Einzelsportereignisses der Welt kommt es im University of Phoenix Stadium in Glendale zum Duell der beiden Teams. Sowohl die Patriots als auch die Seahawks haben Starspieler in ihren Reihen, die wirklich große Stärke beider Finalisten liegt in der mannschaftlichen Geschlossenheit. Dieses einheitliche Auftreten ist vor allem ein Verdienst der beiden Headcoaches Bill Belichick und Pete Carroll, die es meisterhaft verstehen, aus jedem Spieler das Maximum herauszuholen.
Quarterback: Routinier trifft auf Jungstar
Tom Brady ist der Schlüsselspieler im System von Belichick. Funktioniert der Quarterback, dann funktioniert auch das Spiel der Patriots. An Super-Bowl-Erfahrung mangelt es dem 37-Jährigen wahrlich nicht. Mit sechs Finalteilnahmen hat Brady mehr als jeder andere NFL-Quarterback. Die letzten zwei Endspiele gingen jedoch verloren, weshalb der Spielmacher alles daransetzen wird, seinen vierten Ring zu erobern. Obwohl schon öfter abgeschrieben, ist Brady auch in seiner 15. NFL-Saison einer der besten seiner Zunft.

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Tom Brady ist das Um und Auf im Spiel der New England Patriots
Konterpart Russell Wilson ist vom Stil nicht mit Brady zu vergleichen. Im Grunddurchgang hatte Wilson 130 Passversuche weniger als Brady. Der 26-Jährige ist aber ein genialer Regisseur und vertraut auf seine Athletik. 849 erlaufene Yards und sechs Touchdowns sprechen eine klare Sprache. 36 Siege und nur zwölf Niederlagen in den ersten drei Jahren geben seiner Spielauffassung recht. Überdies ist Wilson mental stark. Trotz dreier grottenschlechter Viertel im NFC-Finale gegen die Green Bay Packers führte er sein Team in der Verlängerung noch zum Sieg.
Runningback: Seattle setzt auf „Beast Mode“
Bei Seattle ist das Laufspiel ganz auf Marshawn Lynch, der zweifelsohne zu den besten Spielern auf dieser Position zählt, zugeschnitten. Die Seahawks müssen darauf achten, dass der 28-Jährige auch entsprechend zum Zug kommt, denn ist Lynch ins Spiel involviert, läuft es für das Team zumeist besser. Mit den Medien und der Liga steht der eigenwillige Lynch auf Kriegsfuß. Die Fans schwärmen indes euphorisch vom „Beast Mode“. Wenn Lynch seine auf 1,80 Meter verteilten 98 kg auf Touren bringt, ist er kaum aufzuhalten.

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Ist das Biest in Bestform, dann stehen Verteidiger auf verlorenem Posten
Auch New England hat ein hervorragendes Laufspiel. Allerdings weiß man im Vorfeld eines Spiels nie, welcher Runningback wirklich zum Zug kommt. Im September hatte der aktuell verletzte Stevan Ridley die meisten Yards, im Oktober Shane Vereen, im November Jonas Gray und im Dezember LeGarrette Blount. Aufgrund seiner Vorstellung im AFC-Finale gegen die Indianpolis Colts mit 148 Yards und drei Touchdowns ist der bullige Blount, der erst Ende November von den Pittsburgh Steelers zu den Patriots zurückkehrte, zu favorisieren.
Receiver: Unterschätzt, aber wertvoll
Bei den Passempfängern verhält es sich auf beiden Seiten gleich: Sowohl die Patriots als auch die Seahawks haben keine Stars wie etwa Calvin Johnson, Demaryius Thomas oder Toprookie Odell Beckham in ihren Reihen. Kein Receiver der Finalisten konnte in dieser Saison die 1.000-Yards-Marke übertreffen. Aber genau das, macht es für die Trainer so schwierig. Die Patriots vertrauen auf die Urkraft von Tightend Rob Gronkowski und auf Allrounder Julian Edelman. Auch Brandon LaFell gewann in dieser Saison das Vertrauen von Brady.

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Wer sich Rob Gronkowski in den Weg stellt, wird gnadenlos umgerannt
Bei Seattle, das während der Saison seinen Topreceiver Percy Harvin an die Jets abgab, hat Doug Baldwin gerade einmal drei Touchdowns in der regulären Saison gefangen, Jermaine Kearse gar nur einen. Letzterer trat aber im Halbfinale mit dem entscheidenden Fang gegen die Packers nach einem 35-Yards-Pass von Wilson in Erscheinung. „Sie (die Patriots-Receiver, Anm.) sind genauso unterschätzt wie unsere und stehen nicht im Rampenlicht. Sie arbeiten hart, laufen ihre Routen sehr präzise, und wenn sie gefragt sind, dann machen sie entscheidende Fänge“, erklärte Seattle-Passverteidiger Richard Sherman.
Defense: Duell der Cornerbacks
„Offense wins games, defense wins championships“, eine Weisheit, die sich im Finale wieder bestätigen könnte. Bereits im letzten Jahr demolierte die als „Legion of Boom“ bezeichnete Seattle-Secondary beim 43:8 die Topoffensive der Denver Broncos. In der 49. Super Bowl darf man vor allem auf das Duell der Cornerbacks Richard Sherman (Seattle) und Darelle Revis (New England) gespannt sein. Beide sind Meister ihres Fachs, wobei sich jeder für den besten Spieler auf dieser Position hält.
Vor zwei Jahren lieferten sich beide einen Schlagabtausch über Soziale Netzwerke. Mittlerweile haben sich die Wogen etwas geglättet. Sowohl Sherman als auch Revis, der erstmals in der Super Bowl steht, hatten vor dem Finale zumindest für die Medien lobende Worte füreinander. Ihre Rolle interpretieren beide unterschiedlich: Während Sherman stets auf der linken Seite spielt, folgt Revis einem speziellen Spieler über das ganze Feld. Das brachte dem 29-Jährigen auch den Spitznamen „Revis Island“ ein, da Spieler, die von ihm gedeckt werden, stranden.
Christian Wagner, ORF.at
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