Möglicher Nachfolger von Pellegrini
Nur wenige Minuten nach seinem für Sommer angekündigten Rücktritt bei Borussia Dortmund haben die Spekulationen über die Zukunft von Startrainer Jürgen Klopp begonnen. Der 47-jährige Deutsche gilt laut britischen Buchmachern als Favorit auf den Trainerjob beim kriselnden englischen Meister Manchester City. Dort steht Manuel Pellegrini noch bis Sommer 2016 unter Vertrag.
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Der Buchmacher William Hill legte am Mittwoch die Quote von 2,5, dass die „Citizens“ die nächste Trainerstation von Klopp sein werden. Weitere aussichtsreiche Kandidaten auf dessen Dienste seien Real Madrid und Paris St. Germain. Für die beiden Großclubs zahlt William Hill das Fünf- bzw. Sechsfache des Einsatzes.

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BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Jürgen Klopp drückten am Mittwochnachmittag vor versammelter Presse auf die Tränendrüse
Abschied mit Cuptitel als Traumende
Klopp selbst hat sich zu seiner Zukunft bisher nicht näher geäußert. Sich eine längere Auszeit zu nehmen strebe er allerdings nicht an. Sein Rückzug erfolgt offensichtlich zum Wohle des Clubs. „Ich glaube, dass Borussia Dortmund tatsächlich jetzt eine Veränderung braucht. Und dazu muss ein großer Kopf weg. Das ist in diesem Fall meiner“, erklärte Klopp am Mittwoch bei der Pressekonferenz.
Die laufende Saison soll noch „so überragend wie möglich“ zu Ende gebracht werden, versicherte Klopp. Der Dortmunder Meistermacher von 2011 und 2012 will sich nach Möglichkeit mit einem Titel aus Dortmund verabschieden. Das ist aber alles andere als eine leichte Aufgabe. Im DFB-Pokal-Halbfinale trifft der Tabellenzehnte am 28. April auswärts auf Titelverteidiger Bayern München.
Pressekonferenz mit viel Gefühl
Dass Klopp und Dortmund nach sieben Jahren ab Sommer wieder getrennte Wege gehen, hatte der BVB am frühen Mittwochnachmittag bestätigt. „Das hat gar nicht mit der derzeitigen sportlichen Situation zu tun“, erklärte Klopp vor zahlreichen Medienvertretern live im TV. Zu einem möglichen Nachfolger wollte sich der Verein naturgemäß nicht äußern.
Der 47-Jährige hält seinen Abschied beim achtfachen deutschen Meister und dreimaligen DFB-Pokal-Sieger zum Saisonende für eine „absolut richtige Entscheidung“. Klopp sagte, er habe zuletzt nicht mehr das Gefühl gehabt, der perfekte Trainer für den BVB zu sein. „Man ist Profi und muss so eine Entscheidung treffen“, sagte er. Konkrete Pläne habe er noch nicht. „Es ist nicht so, dass ich müde wäre. Ich habe nicht geplant, ein Sabbatical zu machen, aber im Trainerjob kann es sein, dass ich es machen muss“, so Klopp.

Reuters/Ina Fassbender
Nach sieben Jahren geht Klopps Erfolgsgeschichte in Dortmund zu Ende
Einen neuen Arbeitgeber habe er nicht in der Hinterhand, versicherte Klopp. „Es ist nichts strukturiert, es ist nichts geplant, nichts taktiert“, sagte der Trainer, der um die Auflösung seines bis 2018 laufenden Vertrags gebeten hatte. „Wir haben Gespräche geführt und dabei die gemeinsame Entscheidung getroffen, dass der Weg, den wir sieben Jahre lang mit unglaublichem Erfolg gegangen sind, am Saisonende zu Ende geht. Das hat mich und Jürgen sehr angefasst“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gerührt.
Aktie stürzt nach Trennung ab
Der Coach könne sicher sein, „dass dir der ewige Dank aller Borussen zuteilwird“, so Watzke. Sportdirektor Michael Zorc: „Wir haben die letzten sieben Jahre ein modernes Fußballmärchen geschrieben. Ich glaube, alle BVB-Mitarbeiter und unsere Mannschaft sollten dir den Abschied bereiten, der diesen sieben Jahren gerecht wird.“ Schockiert reagierten Teile der Fans auf die Nachricht. Die Aktie des börsennotierten Vereins fiel nach ersten Spekulationen über den Trainerabschied auf den tiefsten Kurs seit Jahren.
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Klopp kündigt Abschied an
Nach dieser Saison ist Schluss. Jürgen Klopp gab am Mittwoch seine Entscheidung bekannt, den BVB im Sommer zu verlassen. (iptv.ORF.at)
Unter Klopp hatte der BVB eine seiner erfolgreichsten Zeiten. Zwei Meisterschaften (2011, 2012) und einen Pokalsieg (2012) holten die Dortmunder seit 2008. Außerdem erreichte die Borussia 2013 das Champions-League-Finale, das man gegen die Bayern mit 1:2 verlor. Insgesamt führte Klopp den Verein viermal in Serie in die Königsklasse. In dieser Saison erlebte der BVB unter dem Coach aber einen schweren Absturz. Mit nur 33 Punkten aus 28 Spielen ist der Club in der Bundesliga noch nicht endgültig ohne Abstiegssorgen. Die Schwarz-Gelben hatten die Hinrunde nur auf Platz 17 beendet.
„Vollgasveranstaltungen“ nach Antritt
Als Klopp im Sommer 2008 seinen Job antrat, hatte er „Vollgasveranstaltungen“ versprochen und trotz anfangs schwieriger finanzieller Verhältnisse in Zusammenarbeit mit Watzke und Zorc einen Umbruch eingeleitet. 2011 feierten Klopp und der BVB den ersten gemeinsamen Meistertitel.

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Zweimal stand Klopp mit dem BVB in der deutschen Bundesliga ganz oben
Spätestens seit jenem Jahr hat Klopp in Dortmund Kultstatus. Zorc schwärmte einst, der Coach sei sein „bisher bester Transfer als Manager“ gewesen. Unter Klopp schafften Profis wie Mats Hummels, Mario Götze, Sven Bender, Kevin Großkreutz und Marcel Schmelzer den Sprung in die DFB-Nationalmannschaft, der Gesamtwert des Teams wuchs beträchtlich. Die Klopp-Auswahl dominierte zwischenzeitlich die Liga, Laufintensität, enorme taktische Disziplin und unbekümmerte Angriffsaktionen prägten diese Ära.
Risse zwischen Team und Trainer
Als angesichts der sportlich ausbleibenden Erfolge in dieser Saison im Umfeld erstmals Zweifel an Klopp aufkamen, wiegelten Watzke und Zorc immer wieder ab. Beide ließen keine Diskussionen über Klopp aufkommen, von dem es immer wieder hieß, nur er selbst könne seine Amtszeit bei den Schwarz-Gelben beenden. Allerdings traten zuletzt immer häufiger Meinungsverschiedenheiten mit seiner Elf auf. So stritt sich Klopp zuletzt bei der 1:3-Pleite in Gladbach öffentlich mit seinem Ex-Kapitän Sebastian Kehl.
Bisher bestritten die BVB-Profis unter Klopp 270 Pflichtspiele, die mit 159 Siegen, 54 Niederlagen und 57 Unentschieden endeten. „Dieser Verein passt gut zu mir“, betonte Klopp bei seinem Wirken in Dortmund häufig. Und immer wieder schwärmte er von der harmonischen Zusammenarbeit mit Watzke und Zorc. Allerdings taten sich auch dabei zuletzt immer häufiger Risse auf. Ab dem Sommer ist das ehemalige Erfolgsgespann jedenfalls Geschichte.
Tuchel Favorit auf Nachfolge
Bei der Suche eines Nachfolgers setze Dortmund auf das Motto „Sicherheit vor Schnelligkeit“, sagte Watzke. „Die Tatsache, dass wir nichts über einen Nachfolger sagen wollen, impliziert auch den Zeitraum“, betonte er. Zuvor hatte Pressesprecher Sascha Fligge gesagt, dass man keine Fragen über die Nachfolge beantworten werde. Das gebiete „der Respekt vor diesem großartigen Trainer“.
Laut Informationen der „Bild“-Zeitung soll Klopps Nachfolge Thomas Tuchel antreten. Der 41-Jährige war bis zuletzt beim HSV im Gespräch, soll den abstiegsbedrohten Hamburgern aber eine Absage erteilt haben. Tuchel, dem in seinem ersten Jahr als BVB-Coach eine Saison ohne internationale Einsätze drohen würde, soll laut der Zeitung einen Vierjahresvertrag mit einem Gehaltsvolumen von bis zu 20 Millionen Euro erhalten. Er hatte von 2009 bis 2014 den FSV Mainz betreut und war danach bei mehreren Clubs im Gespräch.
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