„Gewinnen oder heimfliegen“
Tschechien liegt seinem Eishockey-Altstar Jaromir Jagr zu Füßen. Der 43-Jährige führte Tschechien bei der Heim-WM mit zwei Toren und einem Assist beim 5:3 gegen Finnland ins Halbfinale. Dort wartet am Samstag (15.15 Uhr) in Prag WM-Favorit Kanada. Im zweiten Halbfinale (19.15, jeweils live in ORF Sport +) treffen Titelverteidiger Russland und die USA aufeinander.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
„Ja-ro-mir“-Sprechchöre hallten durch die mit 17.383 wieder ausverkaufte O2 Arena, nachdem Jagr mit seinen Treffern zum 2:2 (34.) und 4:3 (56.) den Tschechen den Weg ins Halbfinale geebnet hatte. Dass schon nach dem Viertelfinale ein neuer Zuschauerrekord (676.979) aufgestellt wurde, passte in den perfekten Tag des eishockeybegeisterten Landes.

GEPA/Andreas Pranter
Der Traum vom Heimtriumph lebt für die tschechischen Fans dank Jagr weiter
Anders als bei der bisher letzten Heim-WM, als 2004 im Viertelfinale mit 2:3 n. P. gegen die USA das Aus kam, geht es für Jagr und Co. diesmal um die Medaillen. Allerdings starten die Tschechen als Außenseiter ins Halbfinale, wartet doch mit Kanada das bisher überragende Team dieses Turniers. „Sie haben das Turnier bisher dominiert, aber am Samstag ist ein neuer Tag“, sagte Torhüter Ondrej Pavelec.
Kanadas Tormaschine läuft auf Hochtouren
Der Rekordweltmeister spazierte mit einem 9:0 über Weißrussland, dem zweithöchsten Viertelfinal-Sieg der Geschichte nach einem 10:0 von Finnland über Österreich 1994, in die zweite K.-o.-Runde. Die NHL-Auswahl um Superstar Sidney Crosby hält nach acht Spielen bei 58 Toren, die meisten von Team Canada seit der Teilnahme von NHL-Spielern an der WM (erstmals 1977 in Wien). Mehr kanadische WM-Tore gab es zuletzt 1962, der WM-Rekord ist dennoch außer Reichweite. Den hält die UdSSR, die 1973 bei den Heimspielen in Moskau in zehn Matches 100 Tore erzielte.

GEPA/Andreas Pranter
Nach acht WM-Spielen hält Kanadas Tormaschine bereits bei 58 Treffern
Todd McLellan hat mit einer jungen, hungrigen Mannschaft Kanada erstmals seit sechs Jahren wieder in ein WM-Halbfinale geführt, das erste WM-Gold seit acht Jahren ist in Reichweite. „Wir sind nicht mehr das Team, das vor 20 Tagen in Wien (4:2-Sieg gegen Österreich) gestartet ist. Wir sind von Tag zu Tag besser geworden“, sagte Stürmer Tyler Seguin, der mit acht Treffern beste Chancen auf die Torjägerkrone hat. Crosby sah es genauso: „Es ist wichtig, von Spiel zu Spiel besser zu werden. Jetzt musst du in Hochform sein, es heißt gewinnen oder heimfliegen.“
US-Boys fordern Titelverteidiger heraus
Auch das zweite Halbfinale vier Stunden später verspricht Emotion. Nachdem Russland seine WM-Erfolgsserie gegen Schweden prolongierte (seit elf Jahren ungeschlagen), hat der Titelverteidiger nun die Chance zur Revanche im stets prestigeträchtigen Duell mit den USA. In der Gruppenphase setzten sich die US-Boys mit 4:2 durch, nun geht der Titelverteidiger aber gestärkt ins Spiel.

Reuters/Laszlo Balogh
Malkin schickte Schweden mit drei Toren praktisch im Alleingang nach Hause
NHL-Star Jewgeni Malkin (Pittsburgh Penguins) ist in Form gekommen, wie seine zwei Tore beim 5:3-Erfolg gegen Schweden zeigen. Zudem ist Russlands Superstar im Anflug. Nach dem Aus der Washington Capitals in der NHL gegen die New York Rangers wird Alexander Owetschkin die Sbornaja am Finalwochenende verstärken. Der Stürmer führte Russland schon zu drei WM-Goldmedaillen (2008, 2012, 2014).
Stürmer Viktor Tichonow freut sich nicht zuletzt deshalb über die Chance zur Revanche. „Wir sind begeistert, wieder gegen die USA zu spielen. Jedes Mal, wenn du verlierst, willst du zurückkommen und beweisen, dass du sie schlagen kannst“, sagte er. Das US-Team ist jenes mit dem geringsten Glamourfaktor der vier Halbfinalisten. Teamchef Todd Richards hat sogar fünf Collegespieler dabei und das mit Abstand jüngste Team.
Bedeutungslose Ehre für ÖEHV-Auswahl
Nachdem Finnland gegen Tschechien zwei Powerplay-Tore kassierte, bleibt dem österreichischen Team eine bedeutungslose Ehre: Die ÖEHV-Auswahl muss zwar absteigen, hat aber das beste Penalty-Killing des Turniers. Nur Kanada hat so wie die Ratushny-Auswahl nur ein Tor in Unterzahl kassiert.
Eishockey-WM in Tschechien, Viertelfinale
Donnerstag:
USA - Schweiz 3:1
(0:1 2:0 1:0)
Ostrava, CEZ Arena, 6.495 Zuschauer
Tore: Smith (31.), Coyle (32.), Gardiner (51.) bzw. Josi (14.)
Strafminuten: 6 bzw. 4
Kanada - Weißrussland 9:0
(4:0 2:0 3:0)
Prag, 02-Arena, 15.126 Zuschauer
Tore: Burns (1., 32./PP), Ennis (8.), O’Reilly (11., 54.), Seguin (18., 24./PP, 51./PP), Spezza (56.)
Strafminuten: 6 bzw. 10
Schweden - Russland 3:5
(0:2 1:1 2:2)
Ostrava, CEZ Arena, 7.248 Zuschauer
Tore: Klingberg (32./PP), Lander(44.), Eriksson (55.) bzw. Mosjakin (11./PP), Schirokow (17.), Malkin (21., 56.), Tarasenko (58./EN)
Strafminuten: 14 bzw. 14
Finnland - Tschechien 3:5
(1:1 1:2 1:2)
Prag, O2 Arena, 17.383 Zuschauer
Tore: Ruutu (18.), Jokinen (24.), Barkov (45.) bzw. Kovar (9., 36./PP), Jagr (34., 56.), Sobotka (60./EN)
Strafminuten: 10 bzw. 6
Links: