„Ich bin bereit“
Sprint-Star Usain Bolt hat sich in dieser Saison wegen Verletzungsproblemen selten gezeigt. Mit seinen 9,87 Sekunden über 100 m am 24. Juli im Diamond-League-Meeting in London hat der Jamaikaner aber deutlich gemacht, dass er nicht als Mitläufer zur Leichtathletik-WM nach Peking kommt. Der seit Freitag 29-Jährige fühlt sich bereit, den US-Jahresschnellsten Justin Gatlin zu fordern.
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Gatlin hat mit 9,74, zweimal 9,75 und einmal 9,78 die vier schnellsten Zeiten des Jahres stehen, ihm auf den Fersen folgt der Jamaikaner Asafa Powell mit 9,81. Bolt ist nur die Nummer sechs in der Jahresweltbestenliste. Über 200 m hat der Superstar überhaupt nur mäßige 20,13 zu Buche stehen (Rang 19), Gatlin als Schnellster 19,57. Das fünfte Triple seiner Karriere wird Bolt jedenfalls nicht im Vorbeilaufen mitnehmen können, es wird ein hartes Stück Arbeit.
Fokussiert, locker und selbstbewusst
Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Peking wirkte Bolt fokussiert, aber trotzdem locker. Und sehr selbstbewusst. Nach dem zunächst frustrierenden Saisonverlauf muss der Weltrekordler über 100 (9,58) und 200 m (19,19) nun die wohl spannendste WM-Frage beantworten: Kann er Gatlin und Powell wieder bezwingen und seine drei Titel von Moskau 2013 erfolgreich verteidigen?
GEPA/Mario Kneisl
Bei der WM 2013 in Moskau schnappte Bolt Gatlin 100-m-Gold weg
„Ich bin bereit“, versprach Bolt vor seiner Rückkehr ins imposante „Vogelnest“. Im chinesischen Nationalstadion hatte er 2008 seine ersten drei olympischen Goldmedaillen gewonnen. Drei weitere holte er 2012 in London. „Ich habe gut trainiert und bin in starker Form“, sagte der Schützling von Glen Mills und grinste: „Mein Trainer ist glücklich, das ist ein gutes Zeichen.“ Auch am Start hat das Erfolgsduo weiter gearbeitet. Denn die ersten 50 Meter waren bisher Bolts Problemzone. „Das scheint jetzt genau zur richtigen Zeit zu klappen“, meinte der Sprint-Star.
Wer ist der schnellste Mann der Welt?
Der US-Amerikaner Justin Gatlin, der bereits zweimal wegen Dopings gesperrt war, ist bei der WM in Peking der große Rivale von Jamaikas Superstar Usain Bolt, der seine Titel über 100 und 200 m verteidigen will.
Seit seinem Triple vor zwei Jahren ist Bolt mit achtmal Gold und zweimal Silber der erfolgreichste Leichtathlet der WM-Geschichte. 2009 in Berlin und 2013 in Moskau triumphierte er jeweils dreimal, 2011 in Daegu reichte es hingegen nur zu zwei Goldenen: Im 100-m-Finale wurde er nämlich nach einem Fehlstart disqualifiziert.
„Usain kennt nichts als Perfektion“
Seit zwei Jahren plagt sich seit Bolt mit Verletzungen und mittelmäßiger Form herum, sein Trainer zweifelt aber nicht daran, dass er beides in Peking erfolgreich beiseiteschieben wird. „Die letzten zwei Jahre waren für Usain und mich sehr schwierig. Leider hatte er eine Reihe von Verletzungen zu überwinden, das hat sich auf das Training ausgewirkt und die Anzahl der Wettkämpfe. Aber er ist ein Champion, und er kennt nichts als Perfektion, wenn er auf der Weltbühne auftritt“, sagte Mills.
Heuer war es vor allem ein blockiertes Iliosakralgelenk (Kreuz-Darmbein-Gelenk), das dem Jamaikaner zu schaffen machte, dadurch wurde er in der Bewegung behindert und Knie und Knöchel stark belastet. Umstellungen im Training wurden vorgenommen und die Meeting-Starts stark reduziert.
„Nur Doping, Doping, Doping“
Ein bisschen genervt war der gut gelaunte Bolt am Donnerstag nur beim Thema Doping. „Alles, was ich in den letzten Wochen gehört habe, war immer nur Doping, Doping, Doping. Nichts über den Wettkampf.“ Im Gegensatz zu vor zwei Jahren, als er aus Frust über die Dopingdiskussion noch alle öffentlichen Auftritte vor der WM kurzerhand abgesagt hatte, wich er Fragen diesmal nicht aus.
Reuters/Kim Kyung Hoon
Journalistenfragen über Doping konnten Bolts gute Laune nur kurz trüben
Das Thema sei jetzt total in den Mittelpunkt gerückt, meinte Bolt. „Das ist traurig, aber ich kann nichts dagegen machen.“ Er laufe für sich selbst. „Die Leute sagen, ich muss für den Sport siegen. Aber das hängt nicht allein von mir ab“, meinte er. „Damit der Sport vorankommt, müssen alle Athleten Verantwortung übernehmen.“
Und Gatlin? Sein Dauerrivale ist schon 33 Jahre alt, nach zwei Dopingsperren kam der US-Amerikaner jedes Mal zurück und ist nun in der Form seines Lebens. Bolt sieht das eher unkritisch. „Es gibt Regeln. Er kann zurückkommen, er darf wieder laufen.“ Und außerdem: „Das geht mich nichts an, ob jemand in den Sport zurückkehren darf. Aus den politischen Dingen halte ich mich raus.“
Steckbrief von Usain Bolt
- Geboren am 21. August 1986 in Trelawny
- Nationalität: Jamaika
- Wohnorte: Kingston und London
- Größe/Gewicht: 1,96 m/94 kg
- Familienstand: ledig
- Trainer: Glen Mills
- Ausrüster: Puma
Größte Erfolge:
- Olympische Spiele: Gold über 100 m und 200 m sowie mit der Staffel über 4 x 100 m 2008 in Peking, Gold über 100 m und 200 m sowie mit der Staffel über 4 x 100 m 2012 in London
- WM: Gold über 100 m und 200 m sowie mit der Staffel über 4 x 100 m 2009 in Berlin, Gold über 200 m und mit der Staffel über 4 x 100 m 2011 in Daegu, Gold über 100 m und 200 m sowie mit der Staffel über 4 x 100 m 2013 in Moskau, Silber über 200 m und mit der Staffel über 4 x 100 m 2007 in Osaka
- Junioren-WM: Gold 2002 über 200 m als 15-Jähriger
- Weltrekordhalter über 100 m (9,58 Sekunden) und 200 m (19,19/jeweils 2009 in Berlin) sowie mit der Staffel über 4 x 100 m (36,84 2012 in London)
- Weltsportler der Jahre 2009, 2010 und 2013
- Weltleichtathlet der Jahre 2008, 2009, 2011, 2012 und 2013
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