Robben schießt Bayern auf Wolke sieben
Nur ein Jahr nach der bitteren Champions-League-Pleite im „Finale dahoam“ gegen Chelsea haben die Bayern am 25. Mai 2013 eindrucksvoll zurückgeschlagen. Erstmals in der CL-Historie standen in London mit den Münchnern und Borussia Dortmund zwei deutsche Vereine im Endspiel. In einem dramatischen Match gewann der Alaba-Club durch ein spätes Robben-Tor 2:1 und ebnete damit den Weg zum historischen Triple.
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Nach einer sensationellen Rekordsaison in der deutschen Bundesliga mit 91 Punkten und dem beeindruckenden Torverhältnis von 98 erzielten und nur 18 erhaltenen Treffern in 34 Ligaspielen setzten sich die Bayern im dritten CL-Finale innerhalb von vier Jahren zum zweiten Mal nach 2001 die europäische Krone auf. Auf dem Weg ins Finale hatte die Elf von Jupp Heynckes im Halbfinale das Starensemble von Barcelona mit einem Gesamtscore von 7:0 deklassiert. Im Viertelfinale musste Juventus die Bayern-Dominanz am eigenen Leib erfahren und verlor beide Partien jeweils mit 0:2.

AP/Alastair Grant
Im CL-Finale waren Alaba (r.) und Lewandowski noch Gegenspieler, mittlerweile sind sie Clubkollegen
Alaba im dritten Anlauf endlich dabei
Vor über 86.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion stand ÖFB-Jungstar David Alaba gegen Borussia Dortmund erstmals in einem CL-Endspiel in der Bayern-Startformation und lieferte eine fehlerlose Leistung ab. „Alaba ist eine Weltmacht auf der linken Verteidigerposition der Bayern“, zitierte etwa der ORF-Teletext in seiner Nachbetrachtung die renommierte „Süddeutsche“. Bei den Bayern-Finalniederlagen 2010 gegen Inter (nicht im Kader) und 2012 im „Finale dahoam“ gegen Chelsea (Gelb-Sperre) hatte der Wiener jeweils noch zusehen müssen.
Der Vizemeister aus Dortmund, der die Meisterschaft unglaubliche 25 Punkte hinter den Bayern beendet hatte, startete mit druckvollem Pressing und ließ den Favoriten nicht ins Spiel kommen. Bayern-Goalie Manuel Neuer war im Gegensatz zur abgelaufenen Bundesliga-Saison alles andere als unterbeschäftigt und zeichnete sich in den ersten 20 Minuten bei Schüssen von Torjäger Robert Lewandowski, dessen polnischem Landsmann Jakub Blaszczykowski, Regisseur Marco Reus und Sven Bender aus.
Offener Schlagabtausch statt Taktikgeplänkel
Nach einer knappen halben Stunde wurden aber auch die Münchner erstmals gefährlich. Zunächst lenkte BVB-Tormann Roman Weidenfeller einen Mandzukic-Kopfball an die Latte, dann blieb er im 1:1-Duell mit Arjen Robben Sieger. Auf der Gegenseite fand wenig später Lewandowski einmal mehr in Neuer seinen Meister. Zum Abschluss einer kurzweiligen ersten Hälfte lief Robben allein auf Weidenfeller zu, traf aber nicht ins Tor, sondern nur den Kopf des vor der Pause unbezwingbaren Dortmund-Routiniers.
In der 60. Minute musste sich Weidenfeller dann zum ersten Mal geschlagen geben. Mandzukic schloss eine schöne Kombination von Alaba-Freund Franck Ribery und Assistgeber Robben aus kurzer Distanz zum 1:0 ab. Die Antwort der Dortmunder ließ nicht lange auf sich warten: Nach einem Foul des Brasilianers Dante an Reus verwertete Ilkay Gündogan den fälligen Elfmeter sicher zum Ausgleich (68.).
Die Schlussphase gehörte jedoch ganz klar den Bayern. Bei einer weiteren Robben-Chance rettete der serbische Verteidiger Neven Subotic gerade noch vor der Linie. Bei Distanzschüssen von Alaba und Schweinsteiger bewies Weidenfeller einmal mehr seine Klasse. Als viele im Stadion und vor den TV-Bildschirmen schon mit einer Verlängerung rechneten, tankte sich Robben in der 89. Minute nach Ribery-Ferslervorlage durch die BVB-Abwehr und schoss zum 2:1 ein.

Reuters/Phil Noble
Der Niederländer Robben (l.) avancierte zum Bayern-Matchwinner
Für Robben war der Siegestreffer nach dem verlorenen „Finale dahoam“ gegen Chelsea eine besondere Genugtuung. Das britische Boulevardblatt „The Sun“ schrieb treffend: „Rockin’ Robben! Arjen Robben wird die Nacht nie vergessen, in der er seine Dämonen vertrieb und Bayerns Champions-League-Fluch beendete. Im vergangenen Jahr hat er gegen Chelsea in der Verlängerung einen Elfmeter verschossen. Jetzt weinte er Tränen der Freude und feierte in Wembley ausgelassen mit den Bayern-Fans. Die Münchner sind die Könige von Europa.“
Historisches Triple für Heynckes-Elf
Die anschließende Siegerehrung war für Alaba und seine Mannschaftskollegen ein unbeschreiblicher Moment. „Dieser Weg da rauf, wenn man den Pokal von unten sieht, ist ein unglaublicher Moment, den vergisst man nicht so schnell“, sagte der Wiener, dem bei der Zeremonie unter anderen UEFA-Boss Michel Platini und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierten.
Österreichs Jungstar holte mit dem CL-Triumph nicht nur als zweiter Österreicher nach Rapid-Legende Franz Hasil, der 1970 mit Feyenoord Rotterdam im Meistercup triumphierte, den wichtigsten Titel auf Clubebene, sondern bejubelte mit den Bayern auch eine Woche später das historische Triple. Mit dem 3:2-Erfolg im DFB-Pokal-Endspiel gegen den VfB Stuttgart bescherten Lahm, Schweinsteiger und Co. ihrer scheidenden Trainerlegende Heynckes einen würdevollen Abgang in die Fußballpension.
Rainer Titsch, ORF.at
Champions-League-Finale 2012/13
Finale am 25. Mai 2013:
Borussia Dortmund - Bayern München 1:2 (0:0)
London, Wembley-Stadion, 86.298 Zuschauer, SR Rizzoli (ITA)
Torfolge:
0:1 Mandzukic (60.)
1:1 Gündogan (68./Elfmeter)
1:2 Robben (89.)
Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender (92./Sahin), Gündogan - Blaszczykowski (91./Schieber), Reus, Großkreutz - Lewandowski
Bayern: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Martinez, Schweinsteiger - Robben, Müller, Ribery (91./Luiz Gustavo) - Mandzukic (94./Gomez)
Gelbe Karten: Großkreutz bzw. Dante, Ribery
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