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FIFA-Ethikkommission verhängt Sanktion
„Jack Warner verübte fortwährend und wiederholt verschiedene Vergehen, während er bei der FIFA und der CONCACAF als Funktionär verschiedene hochrangige und einflussreiche Ämter bekleidete“, hieß es in einer Stellungnahme. Der 72-Jährige sei „ein Drahtzieher von Systemen, die die Gewährung, Annahme und den Empfang verdeckter und illegaler Zahlungen beinhalteten, sowie anderer Systeme zur Bereicherung“ gewesen.

Reuters/Andrea de Silva
Jack Warner ist derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß
Zahlreiche Vorwürfe
Warner war bereits im Juni 2011 nach Vorwürfen der Bestechung bei den umstrittenen WM-Vergaben für 2018 an Russland und 2022 an Katar von allen Ämtern zurückgetreten. Zuletzt hatte zudem im Zuge der Ermittlungen gegen FIFA-Präsident Joseph Blatter ein Geschäft aus dem Jahr 2005 für Brisanz gesorgt. Blatter soll damals mit Warner einen für die FIFA ungünstigen Vertrag über die TV-Rechte für die WM-Turniere 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien abgeschlossen haben.
Warner war von 1983 bis 2011 Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees und zeitweise auch FIFA-Vizepräsident. In dieser Zeit war er in mehrere Korruptionsskandale involviert, insbesondere auch durch seine Rolle als CONCACAF-Präsident. 2011 soll Warner im Vorfeld der FIFA-Präsidentschaftswahl Stimmen für Blatter-Herausforderer Mohamed bin Hammam gekauft haben. Beide wurden suspendiert. Schon bei der WM 2006 in Deutschland war er in Schwarzmarkt-Ticketverkäufe verstrickt gewesen.
Warner, der bereits im Mai gemeinsam mit zehn anderen in den Fall verwickelte Funktionären vorläufig gesperrt wurde, ist derzeit nur gegen Kaution in Millionenhöhe auf freiem Fuß. Die Justiz in Trinidad und Tobago will am 2. Dezember über seine mögliche Auslieferung an die USA entscheiden.
Schweiz liefert vierten FIFA-Funktionär an USA aus
Die Schweiz stimmte unterdessen der Auslieferung eines vierten FIFA-Funktionärs an die USA zu. Der Ex-Präsident des costaricanischen Fußballverbandes, Eduardo Li, war am 27. Mai zusammen mit sechs anderen hochrangigen Funktionären auf Antrag der US-Staatsanwaltschaft verhaftet worden. Li könne den Auslieferungsbeschluss noch innerhalb von 30 Tagen anfechten, teilte die Schweizer Justiz mit.
Li wird vorgeworfen, beim Verkauf von Marketingrechten für die Qualifikationsspiele der WM 2018 an eine US-amerikanische Firma Bestechungsgelder angenommen zu haben. Dadurch sei der Markt für Sportmarketingverträge und Medienrechte im Zusammenhang mit der WM massiv verfälscht worden.
Zuvor hatte das Bundesamt bereits wegen ähnlicher Vorwürfe durch die US-Justiz die Auslieferung des uruguayischen FIFA-Funktionärs Eugenio Figueredo, des Ex-Präsidenten des venezolanischen Fußballverbands, Rafael Esquivel, sowie des früheren FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb gestattet. Webb steht mittlerweile in New York vor Gericht.
Laut „Welt“ auch Ermittlungen gegen Platini
Nach Recherchen der deutschen Tageszeitung „Die Welt“ steht nicht nur FIFA-Präsident Blatter im Visier der Schweizer Justiz. Offenbar soll die Bundesanwaltschaft in der Affäre um dubiose Millionenzahlungen auch gegen den Präsidenten der Europäischen Fußballunion (UEFA), Michel Platini, Ermittlungen einleiten. Hintergrund sind gemäß „Welt“ neue Erkenntnisse zu Platinis FIFA-Engagement von 1999 bis 2001.
„Welt“-Quellen behaupten, der Franzose habe viel mehr Geld als die bisher bekannte Summe von zwei Millionen Franken (1,83 Mio. Euro) bezogen. Sollten sich diese Vorwürfe bewahrheiten, ist Platini als Kandidat für die Blatter-Nachfolge aus dem Rennen.
Der Chef der UEFA hatte am Montag angekündigt, sich der FIFA-Ethikkommission stellen zu wollen. In einem Brief an die UEFA-Mitgliedsverbände beteuerte der 60-Jährige, nichts Illegales getan zu haben. Platini betonte auch, dass er bisher keines Fehlverhaltens beschuldigt worden sei. Der Franzose war am Freitag im Zuge der FIFA-Korruptionsaffäre in Zürich lediglich „als Auskunftsperson“ befragt worden.
Niersbach warnt vor Vorverurteilung Platinis
Wolfgang Niersbach, der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), warnte unterdessen davor, Platini an den Pranger zu stellen. Es gehöre zu einer seriösen Amtsführung, keine schnellen Vorverurteilungen auszusprechen, sagte der DFB-Chef.
Man müsse „erst einmal sehr genau hinschauen, um was es geht und ob hier tatsächlich ein Fehlverhalten vorliegt“, sagte Niersbach, der hinzugügte, dass „wir als DFB eine aktive, transparente Darlegung der Vorgänge erwarten“. Das müsse „vor allem auch im ureigensten Interesse von Platini sein.“