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Bedingung für späteren FIFA-Zuschuss

Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Wolfgang Niersbach, hat erstmals die Zahlung von zehn Millionen Schweizer Franken an den Fußballweltverband (FIFA) vor der WM 2006 erklärt. Das Geld sei als Bedingung dafür geflossen, dass man von der FIFA „eine Organisationsunterstützung in Höhe von 250 Mio. Schweizer Franken gewährt bekam“, so der 64-Jährige bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

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Niersbach räumte am Donnerstag allerdings ein, dass die zehn Millionen Schweizer Franken (6,7 Mio. Euro) zunächst direkt vom damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus an die Finanzkommission der FIFA überwiesen wurden, da das WM-Organisationskomitee (OK) damals über noch keine Einkünfte verfügt habe. Später habe das deutsche OK dieses Geld im Zuge der Abwicklung einer später abgesagten großen Eröffnungsgala über den Umweg eines FIFA-Kontos an den Franzosen zurückgezahlt.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach

APA/EPA/Arne Dedert

DFB-Präsident Niersbach blieb auch am Donnerstag viele Antworten schuldig

„Mir war nicht bewusst, dass hinter dem Etatposten Kulturprogramm die Rückzahlung dieses Geldes steckt“, erklärte Niersbach. Auch die Frage eines Journalisten, warum man damals keinen Kredit für die von der FIFA für eine spätere Unterstützung geforderte Vorauszahlung aufgenommen habe, konnte der DFB-Präsident nicht beantworten.

Vieraugengespräch Beckenbauer - Blatter

Ursprünglich habe der Präsident des Organisationskomitees der WM 2006, Franz Beckenbauer, die Zahlung in einem Vieraugengespräch mit FIFA-Präsident Sepp Blatter in Zürich eingefädelt. Für diese zehn Millionen Schweizer Franken habe Beckenbauer dann zunächst selbst mit seinem Privatvermögen einstehen wollen. Das habe Beckenbauers damaliger Manager Robert Schwan aber abgelehnt und den Kontakt zum damaligen Adidas-Chef Louis-Dreyfus hergestellt. Er selbst habe davon aber nichts gewusst. „Ich kann immer nur wiederholen, dass ich zum damaligen Zeitpunkt keine Ahnung von diesem Vorgang hatte“, blieb Niersbach viele Antworten schuldig.

Den Vorwurf des Stimmenkaufs vor der Vergabe wies Niersbach, der bei der WM 2006 geschäftsführender Vizepräsident und unter anderem auch für die Vermarktung sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, aber erneut zurück. „Es ist bei der WM-Vergabe 2006 alles mit rechten Dingen zugegangen. Es hat keine schwarzen Kassen gegeben, es hat keinen Stimmenkauf gegeben“, unterstrich der amtierende DFB-Präsident.

Ungereimtheiten bleiben bestehen

Niersbach gab allerdings auch eigene Fehler zu. „Es war zweifelsfrei ein Versäumnis von mir, dass ich meine Kollegen im Präsidium nicht frühzeitig informiert habe“, sagte Niersbach am Donnerstag in Frankfurt. „Das muss ich auf meine Kappe nehmen.“ Der 64-Jährige sagte außerdem, es seien noch Fragen offen. Er könne am Donnerstag keine „restlose Aufklärung“ liefern.

Viele Ungereimtheiten bleiben deshalb bestehen. Warum muss man als WM-Ausrichter erst zehn Millionen Schweizer Franken an den Weltverband zahlen, um später einen Zuschuss von 250 Millionen zu erhalten? Und wenn man das muss: Warum ist das OK nicht zu einer Bank gegangen und hat sich in Erwartung der Millioneneinnahmen durch dieses WM-Turnier einen regulären Kredit besorgt? Und warum werden Entscheidungen über solche Millionenzahlungen allein zwischen Beckenbauer und Blatter eingefädelt, ohne dass ein damaliges OK-Mitglied wie Niersbach davon wusste?

„Ich kann nur für mich persönlich sprechen“, sagte der DFB-Präsident bei der Pressekonferenz dazu. Ob Beckenbauer von der Verwendung des Geldes gewusst habe? „Kann sein.“ „Der Spiegel“ hatte vor einer Woche geschrieben, das Darlehen von Dreyfus sei im Vorfeld der WM-Vergabe zur Bestechung von FIFA-Entscheidern verwendet worden. Das hatte Niersbach schon einen Tag später zum ersten Mal vehement zurückgewiesen.

FIFA stellt Niersbach-Version infrage

Die FIFA stellte unterdessen die Niersbach-Version über die ominöse Zahlung infrage. „Es entspricht in keiner Weise den FIFA-Standardprozessen und Richtlinien, dass die finanzielle Unterstützung von WM-OKs an irgendwelche finanziellen Vorleistungen seitens des jeweiligen OKs oder seines Verbandes gekoppelt ist“, teilte die FIFA am Donnerstag mit.

„Im Übrigen ist ganz generell die Finanzkommission weder berechtigt, Zahlungen irgendwelcher Art in Empfang zu nehmen, noch verfügt sie über ein eigenes Bankkonto“, meinte der Weltverband weiter. Die FIFA werde die Angelegenheit intern mit externen Anwälten untersuchen. Der DFB sei aufgefordert, „an dieser Untersuchung mitzuwirken“.

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