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20 Prozent mit Happel-Stadion zufrieden

Der von ÖFB-Präsident Leo Windtner geäußerte Wunsch von einer modernen Fußballarena lässt auch die Fans nicht kalt. Über 35.000 User beteiligten sich bei einem ORF.at-Voting über ein neues Nationalstadion. 41,09 Prozent sprachen sich für eine Modernisierung des Happel-Stadions aus, 38,04 Prozent wünschen sich einen Neubau. Für 20,87 Prozent reicht das Happel-Oval für die Bedürfnisse des ÖFB-Teams aus.

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Die User warteten in der Debatte auch gleich mit Vorschlägen für Adaptierungsmaßnahmen auf. Vor allem die zumindest bei Fußballfans ungeliebte Laufbahn ist vielen ein Dorn im Auge. „Ein Umbau mit Erhöhung des dritten Ranges, wie es vorher war. Überdachung neu draufsenken, die Ränge bis runter zum Spielfeldrand ohne Laufbahn, ergäbe eine komfortable Sitzplatzkapazität von ca. 75.000 bis 80.000 Zusehern“, rechnete beispielsweise „rapidgeist“ vor.

Damit könnten gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. „Da wäre man schon sehr viel näher am Spielfeldrand“ verwies „andi0810“ auf den derzeitigen Respektabstand der Fans zum Spielfeld. Auch die Idee, das Spielfeld abzusenken, wurde von den Usern immer wieder aufgegriffen. „Im Olympiastadion in Berlin ist man auch etwas runtergegangen“, verwies „matschgerant“ auf ein ähnliches Beispiel. In der deutschen Hauptstadt wurde die Wettkampffläche in den Jahren 2000 bis 2004 um einige Ränge abgesenkt, um eine dichtere Atmosphäre für Fußballspiele zu schaffen.

Ernst-Happel-Stadion

GEPA/Guenter Artinger

Das Ernst-Happel-Stadion hat international schon bessere Zeiten erlebt

„Cobra“ würde sich indes ein neues Stadion, „am besten am Stadtrand von Wien“, wünschen. Denn der aktuelle Standort sei „für alle Nicht-Wiener sehr schlecht!“ Viele User würden darin auch die einzige Chance für ein ultramodernes Neubauprojekt sehen. „Blumenstrauß“ hält wiederum gar nichts von dem Projekt. „Nur weil es jetzt ein paarmal ausverkauft war, brauchen wir kein neues Stadion. Der Schuldenberg im Bund und in der Stadt ist schon viel zu hoch, es ist viel sinnvoller, einmal Schulden abzubauen“, schrieb er stellvertretend für die Kritiker.

Handlungsbedarf beim Prater-Oval offenkundig

Dass es beim in die Jahre gekommenen Stadion Handlungsbedarf gibt, ist ohnehin allen Entscheidungsträgern bewusst. Längst ist die Arena mit dem architektonisch einzigartigen Flugdach, das bis heute zu einem der weitgespanntesten der Welt gehört, vom internationalen Radar verschwunden. Insgesamt viermal wurde im Prater der Sieger im Europapokal der Landesmeister ermittelt. Zuletzt 1995, als sich Ajax Amsterdam im Endspiel der Champions League gegen den AC Milan durchsetzte.

Seit damals hat sich das Rad aber weitergedreht, die Ansprüche an einen modernen Fußballtempel sind stetig gestiegen. Immerhin erhielt das Happel-Stadion im Zuge der Euro 2008 einige Schönheitsoperationen, vieles davon wurde nach der Heim-EM aber wieder zurückgebaut. Zwar wird es von der UEFA noch immer in der vierten und höchsten Kategorie geführt, ein ernsthafter Kandidat für die Austragung eines CL-Finales ist das Prater-Oval aber schon lange nicht mehr, da es die modernsten Ansprüche nicht mehr erfüllt.

„Fußball kann so ein Projekt nicht stemmen“

So war es auch keine Überraschung, dass sich der ÖFB 2013 zurückhielt, als es um eine Bewerbung um Spiele der paneuropäischen Europameisterschaft 2020 ging. „Das Happel-Stadion kommt in seinem derzeitigen Zustand sicher nicht für eine EM infrage“, gab ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig damals zu und warb um die Unterstützung der öffentlichen Hand.

Ernst-Happel-Stadion

GEPA/Philipp Schalber

Zumindest äußerlich ist das Happel-Oval noch ein Schmuckstück

„Der Fußball allein kann so ein Projekt nicht stemmen. Den Großteil muss die Politik machen. Der Verband kann das natürlich beleben, aber bauen muss es die Politik“, sagte Ludwig im Herbst 2013. Knapp zwei Jahre später könnte die Zeit nun reif für einen großen Wurf sein. An Ludwigs Einschätzung von damals („Es ist vielleicht noch fünf, sechs Jahre in Ordnung, doch in einigen Jahren braucht es wieder ein Facelifting“) wird sich bis heute nicht viel geändert haben.

„Nutzungsbedingte Veränderung“ möglich

Gegenüber ORF.at hatte das Bundesdenkmalamt bereits am Donnerstag seine grundsätzliche Bereitschaft zu Gesprächen signalisiert. „Solange der Charakter des Gebäude nicht verändert wird“, sei eine „nutzungsbedingte Veränderung“ immer möglich, unterstrich der Wiener Landeskonservator Friedrich Dahm. Aktuell lägen aber noch keine Pläne auf dem Tisch. Die Nutzung eines Stadions ist so maßgeschneidert, dass es laufend aufgerüstet werden können muss, die „Veränderungsspielräume“ seien deshalb sehr groß. Umbauten müssten aber selbstverständlich zuerst mit dem Bundesdenkmalamt abgesprochen werden, so Dahm.

Wolfgang Rieder, ORF.at

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