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Drei Hundertstel entscheiden

Henrik Kristoffersen hat seinen Siegeszug auf den Slalom-Pisten auch in Kitzbühel fortgesetzt. Der Norweger feierte am Sonntag auf dem Ganslernhang nach fulminanter Aufholjagd von Platz zwölf vor Marcel Hirscher seinen fünften Slalom-Sieg in dieser Saison. Am Ende entschieden drei Hundertstelsekunden zugunsten des 21-Jährigen.

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Kristoffersen fuhr im zweiten Durchgang mit der Wut im Bauch zur überragenden Bestzeit, an der alle weiteren Fahrer scheiterten. Der Norweger baute mit seinem insgesamt neunten Weltcup-Sieg seine Führung im Slalom-Weltcup auf 160 Zähler aus. Hinter Hirscher belegte der Halbzeitführende Fritz Dopfer Rang drei. Der Deutsche, der mit 0,83 Sekunden Vorsprung auf Kristoffersen in den zweiten Durchgang gegangen war, muss damit weiter auf seinen ersten Sieg in einem Weltcup-Rennen warten.

Kristofferson holt Sieg

Das Spektakel von Kitzbühel ging mit dem Herren-Slalom zu Ende. Und wieder hat der Norweger Henrik Kristofferson zugeschlagen: Er gewann drei Hundertstelsekunden vor Marcel Hirscher.

Sieger Kristoffersen konnte seinen Sieg im Ziel gar nicht richtig glauben. „Von Platz zwölf zum Sieg, was ist da los? Es ist unglaublich. Der Sieg war trotz meines Fehlers noch möglich, aber dafür brauchte es einen schnellen zweiten Lauf. Drei Hundertstel vor Marcel ist nicht viel“, sagte der 21-Jährige, der 0,52 Sek. Rückstand auf Hirscher in den knappen Vorsprung verwandelte. Als erster Läufer konnte Kristoffersen hintereinander die Slaloms in Adelboden, Wengen und Kitzbühel für sich entscheiden: „Das ist vielleicht der coolste Sieg meines Lebens.“

Hirscher mit Platz zwei „super happy“

Slalom in Kitzbühel

  • 1. Henrik Kristoffersen (NOR)
  • 2. Marcel Hirscher (AUT)
  • 3. Fritz Dopfer (GER)

Zweibester Österreicher wurde überraschend Christian Hirschbühl. Der Vorarlberger belegte ex aequo mit dem Deutschen Felix Neureuther Platz sieben. Marco Schwarz, nach dem ersten Durchgang Dritter, wurde in der Endabrechnung Neunter. Hirscher, der seinen zweiten Sieg in Kitzbühel nur knapp verpasste, rückte in der Weltcup-Gesamtwertung dem verletzten Spitzenreiter Aksel Lund Svindal auf 27 Punkte nahe. 118 Zähler hinter dem auf die fünfte große Kristallkugel in Folge losgehenden Hirscher lauert Kristoffersen.

Hirscher konnte mit Platz zwei im Slalom aber gut leben. „Ich bin super happy, das war ein hartes Stück Arbeit“, sagte der Salzburger. An Kristoffersen zu scheitern, sei keine Schande. „Henrik ist in einer unbestechlichen Form. Im ersten Durchgang hat er eine Jausenpause eingelegt, und trotzdem gewinnt er. Es war schon zwischen den Durchgängen mein Tipp, dass es so knapp wird. Das ist positiv, Henrik ist aber momentan der Beste“, sagte Hirscher im ORF.

Marcel Hirscher

APA/AFP/Samuel Kubani

Marcel Hirscher gab im zweiten Lauf Vollgas, verpasste den Sieg aber knapp

Der 26-Jährige konnte nach zuletzt zwei Ausfällen im Slalom nun laut eigener Aussage wieder durchatmen. „Die Ausfälle in Wengen und in der Kombination haben viel Kraft gekostet. Man fängt an nachzudenken. Ich bin ein verwöhntes Kind, was Erfolge betrifft. Da kommt man ins Grübeln. Das Podest ist sehr wichtig für mich. Jetzt heißt es gut vorbereiten auf Schladming“, so der Salzburger.

Überraschungsmann Hirschbühl

Hirschbühl, der es mit der hohen Startnummer 59 in die Entscheidung geschafft hatte, bestätigte im zweiten Durchgang seine Leistung und landete ex aequo mit Felix Neureuther auf Rang sieben. Für Hirschbühl war es das erste Ergebnis in einem Weltcup-Slalom und sein bestes Resultat überhaupt. Der 25-jährige Vorarlberger hatte es bisher entweder nicht unter die besten 30 im ersten Lauf geschafft oder war ausgeschieden. Im Riesentorlauf hatte Hirschbühl in Sölden mit Platz 22 sein bisher bestes Resultat im Weltcup belegt.

„Es war endlich an der Zeit. Es war in Madonna und Santa Caterina schon sehr, sehr knapp. Ich habe mich gar nicht so gut gefühlt, der 15. Platz hat mich schon überrascht. Im zweiten gab es dann nur Attacke“, sagte Hirschbühl. Dass ihm sein bestes Slalom-Ergebnis in der Heimat gelang, freute den Vorarlberger zusätzlich. „Es ist unglaublich. Vor so einer Kulisse die ersten Slalom-Punkte zu machen, was kann man sich mehr wünschen“, so der 25-Jährige.

Zufrieden war auch der drittplatzierte Dopfer, auch wenn es zum ersten Sieg wieder nicht ganz gereicht hatte. „Ich bin von den momentan beiden besten Slalom-Fahrern geschlagen worden. Das kann ich voll akzeptieren. Ich habe in beiden Läufen mein Maximum abgerufen und kann mir überhaupt nichts vorwerfen. Wenn man auf dem Podium steht, kann man sich richtig freuen“, sagte der Deutsche.

Schwarz zeigt im ersten Durchgang auf

Auf dem dritten Halbzeitrang lag Marco Schwarz, der mit den „brutalen Wellen“ gut zurechtgekommen war. „Daheim zu fahren ist schon was ganz Cooles“, sagte der 20-jährige Kärntner, den 60 Leute aus der Heimat live am Ganslernhang anfeuerten. Im Finale patzte er und fiel auf den neunten Platz zurück, was nach dem dritten Rang im Madonna-Slalom im Dezember aber das zweitbeste Karriereergebnis bedeutete.

„Die Schneid hat es mir im zweiten nicht abgekauft, ich habe einen blöden Fehler gemacht, wo es bergauf gegangen ist. Da habe ich ein besseres Resultat verspielt. Es ist brutal geil, hier zu fahren“, meinte Schwarz dennoch zufrieden.

Höhen und Tiefen für Feller

Kein Resultat gab es für den Halbzeitsiebenten Manuel Feller, der im ersten Lauf „nicht komplett am Limit“ gefahren war, weil das bei den „giftigen Wellen“ nicht möglich gewesen sei. Von der „unglaublichen Stimmung“ ließ er sich anstecken. „Am Start habe ich meine Taktik noch nicht ganz gewusst, doch beim ersten Tor habe ich die Leute gehört, und mir gesagt, scheiß drauf, jetzt geht’s dahin“, sagte der Tiroler.

Manuel Feller

APA/Roland Schlager

Manuel Feller trat mit violett-gefärbten Schnauzbart an und schied aus

Für das Finale gab es dann nur noch „volle Attacke“, Feller stieg sich jedoch selbst auf den Ski und schied aus. „Es gibt nur ein Wort dafür, das ist scheiße. Die Enttäuschung ist riesengroß, vor allem, dass das in Kitzbühel passiert. Aber ich werde noch viele Hahnenkammrennen fahren. Ich weiß, dass ich schnell bin, aber ich will die Ergebnisse auch mal ins Ziel bringen“, betonte das Supertalent.

Razzoli erleidet Kreuzbandriss

Der erste Durchgang war vom Sturz des Italieners Giuliano Razzoli überschattet. Der Olympiasieger von 2010 kam bereits nach wenigen Fahrsekunden zu Sturz und musste mit dem Hubschrauber abtransportiert werden. Razzoli erlitt dabei laut einer ersten Untersuchung einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie und fällt für den Rest der Saison aus.

Die eisige Piste und der selektive Kurs im ersten Durchgang wurde vielen Läufern zum Verhängnis. Neben den Österreichern Marc Digruber, Reinfried Herbst und Dominik Raschner schied etwa auch Alexis Pinturault im ersten Lauf auf dem Ganslernhang aus. Der Franzose hatte am Freitag zum dritten Mal in Folge die Hahnenkamm-Kombination für sich entschieden.

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