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„Ruhm ist nur für den Sieger“

Das Double im ersten Jahr, der Meistertitel im zweiten Jahr und die Chance auf ein weiteres Double im dritten Jahr seiner Amtszeit: National hat Josep Guardiola bei Bayern München die ihn in gesetzten Erwartungen voll erfüllt. Was fehlt, ist der große Wurf auf dem internationalen Parkett in Form des Gewinns der Champions League. Dieser blieb Guardiola bisher verwehrt, aber daran wird er bei einem Topclub wie Bayern gemessen werden.

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Meister- und Cuptitel sind Pflichtprogramm und gehören in München zum Alltag. Ein Trainer wie Guardiola, der mit Barcelona zweimal die Königsklasse gewinnen konnte, weiß um die Maximalansprüche bei einem Global Player. „Der Ruhm ist nur für die Sieger, die Nummer eins, nicht für die Nummer zwei. Wir müssen darum kämpfen, der Erste zu sein“, sagte der Spanier, der nicht noch einmal in einem CL-Halbfinale an einem Club aus seinem Heimatland scheitern will.

Zweimal zu scheitern ist genug

Zweimal ist ihm das schon passiert. In seinem ersten Jahr gingen die Bayern 2014 gegen Real mit fliegenden Fahnen unter (0:1, 0:4). 2015 war gegen Guardiolas große Liebe, den FC Barcelona (0:3, 3:2), kurz vor dem Finale Endstation. „Wir haben die Champions League wegen der Qualität unserer Gegner verloren. Real und Barcelona waren top“, sagte der 45-Jährige rückblickend. Im Duell gegen Atletico, das am Mittwoch mit dem Spiel in Madrid beginnt (20.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream), wird die Aufgabe nicht einfacher.

Bayern-Trainer Pep Guardiola mit Verteidiger Philipp Lahm

AFP/picturedesk.com/Patrik Stollarz

Nach dem Aus gegen Barcelona musste Josep Guardiola „Erste Hilfe“ leisten

Vor allem im Estadio Vicente Calderon erwartet die Bayern ein Hexenkessel. Hinzu kommt ein extrem emotionaler Atletico-Coach Diego Simeone und ein Gegner, der vor allem defensiv zum Besten zählt, was der Clubfußball in Europa zu bieten hat - bewiesen durch nur 16 Gegentore in 35 Ligaspielen. „Es wird ein großes, großes Duell“, so Guardiola, der auch vor der Kulisse viel Respekt hat: „Dort herrscht die beste Stimmung in Europa.“

Chance auf Triple beflügelt Guardiola

Die Champions League wird in dieser Saison über die Gesamtnote für Guardiola bei den Bayern entscheiden. Ein „Sehr gut“ gibt es dabei allen nationalen Titeln zum Trotz nur für einen Finalsieg am 28. Mai in Mailand. Guardiola weiß um den Druck, der auf ihm lastet. Die Chance auf das Triple aus Liga, Pokal und Champions League beflügelt den akribischen Spanier aber mehr, als sie ihn hemmt. „Bis zur letzten Minute um alle Titel zu kämpfen, das ist sehr schön“, konstatierte Guardiola vor seinen letzten Wochen als Bayern-Coach.

Pep Guardiola beim Training mit seiner Mannschaft

AP/Matthias Schrader

Nach drei Jahren harter Arbeit soll mit dem CL-Titel die Krönung gelingen

Seine Spieler wollen dem Katalanen, der ab der kommenden Saison Manchester City betreuen wird, jedenfalls einen glanzvollen Abschied bescheren - wie seinem erfolgreichen Vorgänger Jupp Heynckes mit dem historischen Triple im Jahr 2013. „Es wäre großartig, wenn wir ‚Pep‘ mit dem Gewinn der Champions League verabschieden könnten. Das wäre das Sahnehäubchen nach der tollen Zeit, die wir gemeinsam hatten“, sagte Torjäger Robert Lewandowski.

Ohne CL-Titel wäre Guardiolas „Projekt FC Bayern“ unvollendet. Missraten wäre es nicht, dafür hätte Schlimmeres passieren müssen. „Ich weiß, was passiert wäre, wenn wir gegen Juventus Turin ausgeschieden wären“, erinnerte Guardiola an das knappe Weiterkommen im Achtelfinale. „Danach wäre es eine schwere Zeit hier für mich gewesen.“ Stattdessen könnten nun seine schönsten Bayern-Wochen beginnen. Vorausgesetzt, es ist nicht wieder gegen einen spanischen Club im Halbfinale Endstation.

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