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„Mannschaft hat Potenzial“

Das Mutterland des Fußballs pflegt eine stiefmütterliche Beziehung zu Europameisterschaften. Für England waren in der bisherigen EM-Geschichte die beiden Semifinal-Teilnahmen 1968 und 1996 das Höchste der Gefühle. Fünfmal scheiterte der Weltmeister von 1966 sogar in der Qualifikation. Dennoch hat auf der Insel wieder der traditionell große Optimismus vor einem Großereignis eingesetzt.

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Spätestens seit dem 3:2-Testspielsieg in Berlin gegen Deutschland im März glauben die Fans der „Three Lions“, die in der Qualifikation als einzige Mannschaft alle ihre Partien gewannen, an den Titelgewinn. Teamchef Roy Hodgson wehrt sich aber gegen übertriebene Euphorie. „Wir dürfen uns nicht in den Himmel heben lassen. Die Mannschaft befindet sich noch im Umbau.“

Kapitän Wayne Rooney erhofft sich dagegen ein Ende der englischen Durststrecke bei Europameisterschaften. „Diese Mannschaft hat das Potenzial, eine der besten zu sein, in der ich je gespielt habe. Und ich denke, dass die Zukunft für dieses Team leuchtend sein wird“, sagte der Manchester-United-Kapitän vor der Arbreise Richtung Frankreich.

England jüngstes Team der Endrunde

Mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren und zehn Monaten sind die „Three Lions“ die jüngste Mannschaft der Endrunde. „Wir setzen die Spieler nicht unter Druck, besonders die jüngeren“, betonte Rooney. „Wir wissen, dass es wirklich positiv sein kann, aber auch, dass es ins Gegenteil umschlagen kann und die Spieler verkrampfen.“ Die Auswahl der Spieler sei gut, so Rooney, „aber jetzt müssen wir liefern“.

Suche nach Stammformation

Nicht zuletzt aufgrund des jungen Kaders versuchte Coach Hodgson die Euphorie etwas einzubremsen. Der 68-Jährige verfügt zwar über eine Reihe talentierter Youngsters, eine echte Stammformation hat sich aber noch nicht herausgebildet. Goalie Joe Hart dürfte gesetzt sein, doch in allen anderen Mannschaftsteilen gibt es noch viele Fragezeichen.

Es liegt an Hodgson, aus aufstrebenden jungen Spielern wie Marcus Rashford, Dele Alli, Raheem Sterling, Ross Barkley und Eric Dier sowie arrivierten Kräften wie Gary Cahill und Wayne Rooney ein schlagkräftiges Ensemble zu bilden. Zumindest Letzterer dürfte in der Zeit bis zum ersten Spiel noch Mittelpunkt heftiger Diskussionen sein.

Der englische Teamspieler Marcus Rashford beim Training

APA/AFP/Glyn Kirk

Jungstar Marcus Rashford schaffte noch den Sprung in den EM-Kader

Rolle von Rooney als offene Frage

Seit Jahren gilt Rooney in Englands Auswahl als unbestrittener Fixpunkt, das könnte sich aber ändern. Während der mittlerweile 30-jährige im Frühjahr wochenlang wegen einer Knieverletzung pausieren musste und davor durchwachsene Leistungen zeigte, sorgten seine Konkurrenten im Sturm für Aufsehen - Harry Kane präsentierte sich bei Tottenham ebenso treffsicher wie Jamie Vardy beim Sensationsteam Leicester City.

Steckbrief England

  • Teamchef: Roy Hodgson (seit 2012)
  • Bekannteste Spieler: Wayne Rooney (Manchester United), Raheem Sterling (Manchester City), Harry Kane (Tottenham), Theo Walcott (Arsenal)
  • FIFA-Weltrangliste: 11.
  • EM-Teilnahmen: 9
  • WM-Teilnahmen: 14
  • Größte Erfolge: Weltmeister 1966, WM-Vierter 1990, EM-Dritter 1968, EM-Halbfinale 1996

Beim mageren 1:0 bei der EM-Generalprobe gegen Portugal hatte Rooney noch die taktische Abstimmung mit seinen Angriffspartnern. Spätestens jedoch am 11. Juni steht fest, ob Rooney nach wie vor das uneingeschränkte Vertrauen von Hodgson genießt - an diesem Tag startet England in Marseille mit dem Spiel gegen Russland in die EM. Der Teamchef sprach jedenfalls voller Respekt von seinem Star: „Wir sprechen über einen Spieler, der 111 Spiele für England absolviert und 52 Tore geschossen hat, deshalb ist seine beste Position möglicherweise: überall auf dem Feld.“

Das englische Team reiste nach drei Siegen in drei Vorbereitungsspielen ins EM-Quartier nach Chantilly. Bei der EM trifft das beste Team der Qualifikation auf Russland, Wales und die Slowakei. Sollten die Engländer ihren Pool auf Platz zwei beenden, könnte es im Achtelfinale am 27. Juni in Nizza zu einem Duell mit Österreich kommen, sofern die ÖFB-Auswahl in Gruppe F ebenfalls an der zweiten Stelle landet.

EM-Kader England

Tor: Joe Hart (Manchester City), Fraser Foster (Southampton), Tom Heaton (Burnley)

Abwehr: John Stones (Everton), Chris Smalling (Manchester United), Gary Cahill (Chelsea), Ryan Bertrand (Southampton), Danny Rose (Tottenham), Nathaniel Clyne (Liverpool), Kyle Walker (Tottenham)

Mittelfeld: James Milner (Liverpool), Adam Lallana (Liverpool), Jordan Henderson (Liverpool), Jack Wilshere (Arsenal), Dele Alli (Tottenham), Eric Dier (Tottenham), Ross Barkley (Everton), Raheem Sterling (Manchester City)

Angriff: Wayne Rooney (Manchester United), Marcus Rashford (Manchester United), Harry Kane (Tottenham), Daniel Sturridge (Liverpool), Jamie Vardy (Leicester City)

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