Milik knackt nordirischen Abwehrriegel
Polen ist am Sonntag in Nizza mit einem 1:0-Sieg gegen Nordirland in die EM-Gruppe C gestartet. Goldtorschütze Arkadiusz Milik sicherte mit seinem Treffer in der zweiten Hälfte den Polen zudem den ersten Sieg im siebenten Spiel bei einer EM-Endrunde. Die Briten konnten sich nach dem Gegentor nicht mehr von ihrer Defensivtaktik lösen.
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Die Nordiren starteten mit reichlich Vorschusslorbeeren ins Turnier: Mit zwölf Spielen in Folge ohne Niederlage im Rücken war kein anderes Nationalteam nach Frankreich gekommen. Auch im direkten Vergleich mit den Polen hatten die Briten die Nase vorne: In der Weltrangliste liegt das Team von Michael O’Neill als 25. zwei Ränge vor den Polen. Auf den Rasen brachten die Nordiren ihre statistische Überlegenheit freilich nicht.
Die Polen setzten zu Beginn auf ihre bewährte Achse der (Ex-)Dortmunder - bestehend aus Lukasz Piszczek, Jakub Blaszczykowski und Robert Lewandowski. Die mit 33 Treffern offensivstärkste Mannschaft der EM-Qualifikation zog folglich von der ersten Minute an ein Powerplay rund um den nordirischen Strafraum auf. Zählbares sprang dabei jedoch vorerst nicht heraus.

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Torhüter McGovern war der Aktivposten im nordirischen Spiel
Die Briten, in der Qualifikation souverän Gruppenerste (allerdings mit den Gruppengegnern Rumänien, Ungarn, Finnland, Färöer und Griechenland), hatten dennoch ihre liebe Mühe mit dem Sturmlauf der Kogastgeber von 2012. Vor allem die linke Abwehrseite, bestehend aus Shane Ferguson und Gareth McAuley, wirkte mehrfach überfordert mit den blitzschnellen Vorstößen der Polen.
Zehn Minuten „Ringerl“ um den nordirischen 16er
Nach etwas mehr als zehn Minuten war das Angriffsfurioso aus Sicht der Nordiren überstanden. Mehr Spielanteile für die „Norn Irons“ bedeutete das aber nicht. Die Polen ließen den Ball lediglich etwas bedachter durch die eigenen Reihen laufen, die Offensivbemühungen der Nordiren endeten spätestens am polnischen Sechzehner.
(39.) Kapustka scheitert an Goalie McGovern
Nordirland-Keeper Michael McGovern vereitelte einen Schuss von Bartosz Kapustka mit einer starken Parade.
In der 18. Minute musste der polnische Schlussmann Wojciech Szczesny erstmals eingreifen, hatte aber bei einem Querpass in den Strafraum kein Problem. Mit 5:0 Schüssen aufs Tor war nach 25 Minuten auch statistisch belegt, wie überlegen die Polen agierten. Der sechste Schuss auf das Tor von Goalie Michael McGovern erzeugte dann etwas Ähnliches wie Torgefahr: Arkadiusz Milik zog aus 18 Metern wuchtig ab - um McGovern zu überwinden, war der Schuss aber zu zentral.
Polen nähern sich dem 1:0 an
In der 31. Minute näherte sich Milik seinem EM-Premierentreffer weiter an. Nach einem Tempodribbling von Piszczek am rechten Flügel legte dieser quer, Milik schlug noch zwei Haken, verfehlte mit seinem scharfen Schuss aber das Tor nur knapp - der Ball strich über die Latte und landete hinter der Werbebande.
Nach einem Lochpass in den Strafraum der Nordiren prallte der Ball von der Hand von Kyle Lafferty zu Bartosz Kapustka, der linke Mittelfeldspieler ließ sich nicht lange bitten, zog ab - und fand seinen Meister in McGovern, der mit einem Reflex den Ball noch über die Latte drehte (39.).
Milik bricht den Bann für Polen
Nach der Pause bot sich dasselbe Bild: Die Nordiren igelten sich hinten ein - und die Polen versuchten das Defensivbollwerk via Flügelspieler zu knacken. In der 51. Minute gelang das dann erstmals: Blaszczykowski tankte sich rechts außen durch und legte für Milik quer - der Ajax-Amsterdam-Torjäger hatte daraufhin das Tor offen vor sich und vollendete aus knapp elf Metern mit einem satten Schuss.
(51.) Milik trifft zum 1:0
Mit der ersten guten Möglichkeit in der zweiten Spielhälfte ging Polen in Führung. Blaszczykowski legte den Ball auf Milik, der ihn im rechten unteren Eck versenkte.
Als Konsequenz gaben die Nordiren ihr rückwärtsgewandtes Konzept umgehend auf - und rückten mit ihrer Fünfer- bzw. Viererlinie weiter auf. Was in den neu erschlossenen Gefilden zu tun ist, ließen die Iren jedoch offen. In den zehn Minuten nach dem 0:1 stand lediglich eine verunglückte Freistoßflanke von Jonny Evans zu Buche.
Die Polen nutzten hingegen die sich ihnen bietenden Räume für schnelle Gegenstöße, nach einem Vorstoß von Piszczek fand ein gefährlicher Stanglpass aber keinen Abnehmer. Angesichts der steten Torgefahr zogen sich die Nordiren daraufhin wieder etwas weiter zurück und versuchten, die Flügel besser zu besetzen. Dem Spiel nach vorne half das freilich nicht - in der Offensive fanden die Briten erneut so gut wie gar nicht statt.
Polen-Goalie Szczesny zweimal zur Stelle
In der 67. Minute kam Szczesny im Tor der Polen nach längerer Pause wieder zu einem Einsatz - er beförderte den Ball nach einem Eckball per Faustabwehr weit aus der Gefahrenzone. Beinahe im Gegenzug zog Blaszczykowski wieder allen Gegenspielern davon und schloss aus spitzem Winkel ab - der Ball verpasste den linken Pfosten aber deutlich.
In der 72. Minute hatte Szczesny eine weit kniffligere Aufgabe zu lösen: Der eingewechselte Conor Washington stürmte auf den polnischen Schlussmann zu, legte sich den Ball aber um einige Zentimeter zu weit vor - und der Roma-Legionär konnte ihm den Ball gerade noch vom Fuß „pflücken“. Am gegnerischen Strafraum jagte Krzysztof Maczynski den Ball zentral am 16er ins Publikum.

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Polens Schlussmann Szczesny hatte in seinen wenigen Szenen alles im Griff
Für eine akrobatisch einwandfreie, fußballerisch aber ergebnislose Einlage sorgte wenig später Kyle Lafferty. Der Birmingham-Legionär gaberlte sich den Ball am polnischen Strafraum auf und beförderte ihn per Seitfallzieher aber deutlich neben das Tor.
Crash von Szczesny und Piszczek im Finish
Im Finish fehlte es den Nordiren zwar nicht an Einsatz, aber an zündenden Ideen, die deutlich frischeren Polen ausspielen zu können. Mit zunehmender Müdigkeit mangelte es zudem an Präzision im Spiel nach vorne. Die Polen profitierten von den schwindenden Kräften und kamen durch Milik, der aus rund 13 Metern abzog, erneut zu einer guten Chance. Sein Schuss ging jedoch genau in die Arme von McGovern.
Eine Schrecksekunde hatten die Polen dann in der 91. Minute zu verdauen: Szczesny und Piszczek krachten nach einer hohen Flanke zusammen und blieben liegen. Die Nordiren konnten aus dem Missverständnis des polnischen Duos aber keinen Profit schlagen und mussten sich am Ende mit einer 0:1-Niederlage anfreunden.
Mario Wally, ORF.at
EM, Gruppe C, erste Runde
Sonntag:
Polen - Nordirland 1:0 (0:0)
Nizza, Stade de Nice, 35.000 Zuschauer, SR Hategan (ROU)
Tor: Milik (51.)
Polen: Szczesny - Piszczek, Glik, Pazdan, Jedrzejczyk - Blaszczykowski (80./Grosicki), Krychowiak, Maczynski (78./Jodlowiec), Kapustka (88./Peszko) - Milik - Lewandowski
Nordirland: McGovern - McLaughlin, Cathcart, Evans, McAuley - McNair (46./Dallas), Norwood, Davis, Baird (76./Ward), Ferguson (66./Washington) - Lafferty
Gelbe Karten: Kapustka, Piszczek bzw. Cathcart
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