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Einseitiges Spiel in Toulouse

Wales hat das EM-Achtelfinale erreicht. Das Team von Chris Coleman setzte sich am Montag in Toulouse mit 3:0 gegen Russland durch und sicherte sich damit den Gruppensieg in Pool B. Damit führte gleich der erste Auftritt bei einer EM-Endrunde in die Runde der besten 16. Für Russland, immerhin WM-Gastgeber von 2018, ist das Frankreich-Abenteuer dagegen vorzeitig beendet.

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Aaron Ramsey brachte die Briten mit der ersten gefährlichen Aktion nach Zuspiel von Joe Allen früh in Führung (11.). Neil Taylor brachte noch in der ersten Hälfte die Entscheidung (20.). Nach der Pause erhöhte Gareth Bale auf 3:0 (67.). Der Superstar von Real Madrid erzielte damit sein drittes Tor im bisherigen Turnierverlauf. Wales beendete die Gruppe B bei der EM-Premiere nach einem 0:0 im Parallelspiel zwischen der Slowakei und England somit als Gruppensieger. Im Achtelfinale treffen die Waliser am Samstag in Paris (18.00 Uhr) auf den Dritten aus einer der Gruppen A (Albanien), C oder D.

Aaron Ramsey (Wales) jubelt

APA/AFP/Pascal Guyot

Aaron Ramsey lässt sich von den walisischen Fans für sein 2:0 feiern

Das Spiel verlief von Anpfiff weg wie auf einer schiefen Ebene. Bale hatte für die Waliser bereits in der ersten Minute die Führung auf dem Fuß, seinen Schuss konnte Igor Akinfejew noch parieren. Das Tor aus Sam Vokes’ Nachschuss wurde zu Recht wegen einer Abseitsstellung aberkannt. Lange mussten sich die „Drachen“ aber dennoch nicht gedulden.

Ramsey geht steil und überlupft Akinfejew

Nach einem Abspielfehler von Alexander Kokorin bediente Allen den perfekt startenden Ramsey mit einem schönen Zuspiel, der Offensivspieler von Arsenal behielt die Nerven und überlupfte Akinfejew ohne Probleme. Nur neun Minuten später besorgte Taylor nach einer schönen Passstafette über Ramsey und Bale die Vorentscheidung.

Wales-Coach Chris Coleman gratuliert Gareth Bale

APA/AFP/Pascal Pavani

Bales Lohn für das 3:0 gegen Russland: Der Einzug ins EM-Achtelfinale und ein freudiges Lächeln von Teamchef Chris Coleman

Die Waliser, von der Führung merkbar beflügelt, vergaßen nur ein einziges Mal auf die nötige defensive Sorgfalt. So hätte Artem Dsijuba die Russen nach einem weiten Akinfejew-Abschlag beinahe zurück ins Spiel gebracht, aber Wayne Hennessey konnte den Fehler seiner Vorderleute ausmerzen (27.).

Russische Ratlosigkeit in der Offensive

Wales zog sich daraufhin etwas zurück, überließ den Russen das Spiel. Dem Team von Leonid Sluzki fiel in Ballbesitz jedoch nichts ein und es verlor die Bälle viel zu schnell wieder. Die Waliser blieben über schnelle Konter brandgefährlich. Vor allem der flinke Bale enteilte der behäbigen russischen Abwehr ein ums andere Mal, ein Tor wollte vor der Pause aber trotz einiger Chancen nicht mehr gelingen.

Auch nach der Pause blieb der Charakter des Spiels fast schon erschreckend einseitig. Die Russen, die mit einem Sieg alle Chancen auf den Einzug in die K.-o.-Phase gehabt hätten, enttäuschten auf ganzer Linie und hatten Glück, nicht noch stärker unter die Räder zu kommen. Nach dem 3:0 durch Bale, der nach Ramsey-Assist traf, schalteten die Waliser einen Gang zurück und spielten die Partie trocken herunter.

Sluzki stellt Rücktritt in den Raum

Russlands Teamchef Sluzki stellte nach dem enttäuschenden Auftritt der „Sbornaja“ bei der EM seinen Rückzug in den Raum. „Ich glaube, dass es nach so einem Turnier jemand anderen braucht, der das Team auf das nächste Großereignis vorbereitet. Es ist eine große Aufgabe, den russischen Fußball zu entwickeln“, sagte Sluzki auf der Pressekonferenz nach dem Wales-Spiel.

Stimmen zum Spiel:

Gareth Bale (Wales, Torschütze zum 0:3): „Wir wussten, alles hängt von diesem Spiel ab, und wir haben es in eigenen Händen. Wir wollten es genießen, haben keinen Druck verspürt. Das war die beste Leistung von uns bei diesem Turnier, überhaupt seit ich beim Team bin. Wir waren gar nicht nervös. Die Fans haben uns hervorragend unterstützt, wir wollen uns bei ihnen bedanken. Wir wollten hier nicht nur mitspielen, wir wollten alles geben. Bei der Premiere Gruppensieger zu werden ist unglaublich.“

Aaron Ramsey (Wales, Torschütze zum 0:1): „Unser oberstes Ziel war das Erreichen der K.-o.-Phase, aber dass wir die Gruppe sogar gewinnen würden, hätte keiner von uns für möglich gehalten. Jetzt wollen wir einfach schauen, wie weit es noch gehen kann. Momentan ist für uns alles möglich.“

Chris Coleman (Wales-Trainer)): „Das ist toll, die Leistung war wirklich gut. Das ist noch nicht das Ende des Turniers. Es geht noch weiter. Wir müssen sehen, wen wir als Nächstes bekommen. Drei Punkte heute sind schon großartig, aber unsere Leistung war noch besser. Ich bin wirklich zufrieden.“

Leonid Sluzki (Russland-Trainer): „Ich möchte mich bei den russischen Fans für unser gesamtes Auftreten bei der EM entschuldigen. Wir hatten genug Zeit in der Vorbereitung. Ich möchte nicht über einzelne Spieler sprechen, sondern lieber über meine Verantwortung. Es tut mir unfassbar leid. Alle haben mehr von uns erwartet, auch wir von uns selbst. Wir wollten heute offensiver spielen, aber das ist uns nicht gelungen.“

EM, Gruppe B, dritte Runde:

Montag:

Russland - Wales 0:3 (0:2)

Stadium de Toulouse, 28.800, SR Eriksson (SWE)

Torfolge: 0:1 Ramsey (11.) 0:2 Taylor (20.) 0:3 Bale (67.)

Russland: Akinfejew - Smolnikow, W. Beresuzki (46. A. Beresuzki), Ignaschewitsch, Kombarow - Mamajew, Gluschakow - Smolow (70. Samedow), Schirokow (52. Golowin), Kokorin - Dsijuba

Wales: Hennessey - Gunter, Chester, A. Williams, Davies, Taylor - Allen (74. Edwards), Ledley (76. King), Ramsey - Bale (83. Church), Vokes

Gelbe Karten: Mamajew bzw. Vokes

Tabelle:
1. Wales * 3 2 0 1 6:3 6
2. England * 3 1 2 0 3:2 5
3. Slowakei * 3 1 1 1 3:3 4
4. Russland 3 0 1 2 2:6 1
* im Achtelfinale

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