Versöhnliches 2:0 zum Abschluss
Die Türkei hat in ihrem dritten Gruppenspiel bei der EM endlich das erste Erfolgserlebnis gefeiert. Das Team von Fatih Terim kam in Gruppe D am Dienstag zu einem 2:0-Sieg gegen Tschechien und verdrängte den Gegner damit noch von Rang drei. Ob es zum Aufstieg ins Achtelfinale reichen wird, ist noch offen.
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Bei der Türkei gab es drei Änderungen gegenüber dem 0:3 zuletzt gegen Spanien. Hakan Calhanoglu, Oguzhan Özyakup und Caner Erkin mussten auf der Bank Platz nehmen. Für sie brachte Coach Terim das Trio Emre Mor, Volkan Sen und Ismail Köybasi. Der bei der Pleite gegen die Spanier von den Fans ausgepfiffene Kapitän Arda Turan durfte hingegen von Beginn an sein Glück versuchen.
Tschechien - Türkei: 0:1 Yilmaz (10.)
Die Türkei geht durch Burak Yilmaz in Führung. Der 18-jährige Youngster Emre Mor mit einer guten Hereingabe, die Yilmaz perfekt übernimmt und trocken einschießt.
Tschechiens Teamchef Pavel Vrba, der seinen verletzten Kapitän Tomas Rosicky vorgeben musste, verzichtete auf David Limbersky, David Lafata und Jiri Skalak. Statt des Quartetts kamen Borek Dockal, Daniel Pudil, Tomas Necid und David Pavelka zum Einsatz.
Munterer Beginn mit frühem Tor
Da für beide Teams ein Remis für den Aufstieg zu wenig war, ging es gleich ordentlich zur Sache - vorerst einmal bei den Tschechen. Bereits in der ersten Minute bekamen sie von Schiedsrichter Collum den ersten Eckball zugesprochen, der aber ebenso nichts einbrachte wie wenig später ein Schuss von Vladimir Darida, der vom türkischen Schlussmann Volkan Babacan entschärft wurde.
Die Türken ließen sich vom schwungvollen Auftakt der Tschechen freilich nicht entmutigen und machten es in der zehnten Minute besser. Bei einem schnellen Angriff über rechts wurde der Ball von Mor ideal in die Mitte gebracht, wo Burak Yilmaz vom Fünfer gekonnt zum 1:0 abschloss.
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Reuters/Gonzalo Fuentes
Torhüter Cech hatte in der zehnten Minute das Nachsehen
Ausgleichschancen für Tschechien
In der 17. Minute war Tomas Sivok, der bei Bursaspor in der Türkei sein Geld verdient, mit einem Lattenköpfler dem Ausgleich sehr nahe, nachdem kurz davor schon sein Teamkollege Vladimir Darida mit einem Schuss Pech gehabt hatte.
In der Folge wurde die Partie ruppiger, die Zahl der harten Zweikämpfe nahm deutlich zu. Aber auch die Torszenen waren weiter auf beiden Seiten vorhanden, den Zuschauern im Stade Bollaert-Delelis von Lens wurde ein flottes und abwechslungsreiches Match geboten. Nach einer halben Stunde waren die Tschechen dem Ausgleich erneut nahe, sowohl Necid als auch Pavel Kaderabek brachten den Ball aus kurzer Distanz aber nicht im Tor unter.
Das Kartenspiel wird eröffnet
Die Rückennummer 13 brachte dann gleich auf beiden Seiten kein Glück, denn sowohl Ismail Köybasi als auch Jaroslav Plasil sahen kurz hintereinander die Gelbe Karte. Dem Duo schloss sich bei den Tschechen wenig später auch David Pavelka an.
Sein Team hatte in den letzten Minuten vor der Pause weiter mehr vom Spiel und ein klares Übergewicht bei den Chancen - wie etwa bei einem Plasil-Weitschuss (37.) -, doch die Türken konnten den knappen Vorsprung erfolgreich verteidigen.
Mit neuem Schwung aus der Pause
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Pause, und auch am Spielverlauf änderte sich vorerst nicht viel. Die Tschechen drückten weiter und hatten nach einem Foul von Hakan Balta, der dafür Gelb sah, auch die nächste Chance (50.). Bei dem Dreikampf im Zuge des folgenden Freistoßes gingen gleich drei Spieler im Strafraum zu Boden. Obwohl Blut floss, konnten alle drei weitermachen.
In Minute 57 brachte Vrba Angreifer Milan Skoda von Slavia Prag für Mittelfeldmann David Pavelka, um den Ausgleichsversuchen noch mehr Nachdruck zu verleihen. Doch gleich darauf fiel fast das 0:2, als Mor etwas zu eigensinnig war und mit seinem Schuss keinen Erfolg hatte. Gleiches galt wenige Sekunden später auf der Gegenseite für Darida, dessen Schuss von der Strafraumgrenze eine sichere Beute für Schlussmann Babacan wurde.
Tufans Schuss findet sein Ziel
Nachdem auch bei den Türken der erste Wechsel (61., Oguzhan Özyakup für Volkan Sen) über die Bühne gegangen war, hatten plötzlich wieder die Spieler von Terim Oberwasser. Nach einem Freistoß aus dem Mittelfeld verwertete Ozan Tufan eine abseitsverdächtige Vorlage von Mehmet Topal mit einem satten Schuss zur 2:0-Führung.
Tschechien - Türkei: 0:2 Tufan (65.)
Nach einem Freistoß gelangt der Ball zu Ozan Tufan. Der zieht aus schwierigem Winkel ab und netzt zur 2:0-Führung ein.
Knapp danach durfte auch Mor unter die Dusche, für ihn kam Olcay Sahan (69.). Zwei Minuten später ersetzte auf der Gegenseite Josef Sural seinen Sparta-Prag-Teamkollegen Borek Dockal. Die Tschechen gaben ihr Möglichstes und stellten bei den Eckbällen auf 8:3, ein zählbares Resultat gab es für sie aber nicht. Stattdessen waren die Türken, die nun natürlich mehr Platz hatten, dem 3:0 näher als die Tschechen dem Anschlusstreffer. So hatte der eingewechselte Sahan in der 83. Minute gleich zweimal die Chance auf einen Treffer. Letzter kleiner Höhepunkt vor Ablauf der 90 Minuten waren ein Gelb-Foul von Josef Sural (88.) sowie ein Doppeltausch (90./Cenk Tosun für Torschütze Yilmaz und Daniel Kolar für Plasil).
Schiedsrichter Collum hatte freilich noch nicht genug und bat beide Teams in die fünfminütige Nachspielzeit. Dort war das Pulver auf beiden Seiten aber verschossen, und die Türkei durfte sich nicht nur über die ersten Tore bei dieser EM, sondern auch über Rang drei in Gruppe D freuen, der noch den Aufstieg ins Achtelfinale bringen könnte.
Harald Maresch, ORF.at
Stimmen zum Spiel:
Fatih Terim (Teamchef Türkei): „Wenn wir weiterkommen, können wir das schaffen, was wir bei der EM 2008 geschafft haben (2:3 im Halbfinale gegen Deutschland, Anm.). Unser Selbstvertrauen ist gewachsen. Wir haben noch einige Probleme, aber nun ist es einfacher, Lösungen dafür zu finden. Wir haben eine gute Mannschaft und auch wieder unseren Teamgeist gefunden. Wenn wir aufsteigen, dann denke ich, dass wir es weit schaffen können“
Burak Yilmaz (Torschütze Türkei): „Heute war unsere letzte Chance. Wir mussten nicht nur gewinnen, sondern gleich mit zwei Toren Unterschied. Es ist alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Viele Dinge sind über uns geschrieben und gesagt worden. Die Leute äußern sich, ohne zu wissen, was in der Mannschaft passiert. Heute haben die Leute die türkische Mannschaft gesehen, die sie vermisst haben. Wenn alles so läuft, wie wir hoffen, werden wir weiterkommen.“
Pavel Vrba (Teamchef Tschechien): „Der Gegner hat mehr Tore als wir erzielt, das ist, was falsch gelaufen ist. Das erste hat das Spiel stark beeinflusst. Wir hatten Chancen in der ersten Spielhälfte, aber haben sie nicht genutzt. In der zweiten wollten wir direkter spielen. Aber der Alles-oder-nichts-Stil wie gegen Kroatien hat nicht funktioniert. Ich hoffe, die Spieler haben aus diesen Spielen einiges gelernt.“
Vladimir Darida (Mittelfeldspieler Tschechien): „Niemand wollte nach drei Spielen nach Hause fahren. Wir sind schlecht gestartet, haben früh ein Gegentor kassiert. Das wollten wir natürlich vermeiden. Wir hatten danach gute Möglichkeiten, aber haben es nicht geschafft zu treffen. Die zweite Halbzeit war dann wie die erste. Wir haben wieder ein Gegentor erhalten.“
Tschechien - Türkei 2:0 (1:0)
Lens, Stade Bollaert-Delelis, SR Collum (SCO)
Torfolge:
1:0 Yilmaz (10.)
2:0 Tufan (65.)
Tschechien: Cech - Kaderabek, Sivok, Hubnik, Pudil - Darida, Pavelka (57./Skoda) - Dockal (71./Sural), Plasil (90./Kolar), Krejci - Necid
Türkei: Gönül, Topal, Balta, Köybasi - Tufan, Inan - Mor (69./Sahan), Turan, Sen (60./Özyakup) - Yilmaz (90./Tosun)
Gelbe Karten: Plasil, Pavelka, Sural bzw. Köybasi, Balta
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