Italiens zweiter Anzug passt nicht
Irland hat sich am Mittwochabend als letztes Team das Ticket für das EM-Achtelfinale gesichert. Die Iren kamen gegen Italien, das schon zuvor als Sieger der Gruppe E festgestanden war und einige Stammspieler schonte, in Lille zu einem 1:0-Erfolg. Robbie Brady sorgte mit einem späten Tor in Minute 85 für die Entscheidung.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Es war der erste Sieg bei einer EM seit 28 Jahren für die Iren, die mit vier Punkten als einer der vier besten Gruppendritten den Aufstieg schafften. Nächster Gegner ist am Sonntag Gastgeber Frankreich. Italien hingegen geht mit einem negativen Erlebnis in die Neuauflage des Finales von 2012 gegen Spanien und muss sich am Montag gegen den Titelverteidiger deutlich steigern.
Brady schießt Irland ins EM-Achtelfinale
Wes Hoolahan macht eine vergebene Chance wenig später mit einer Maßflanke wett. Robbie Brady kommt unbedrängt zum Kopfball und bringt Irland in der 85. Minute in Führung.
Zahlreiche Umstellungen bei Italien
In Lille war schnell klar, dass Italien nicht um jeden Preis punkten musste. Angesichts des schon vor dem Spiel fixen Gruppensieges nahm Coach Antonio Conte zahlreiche Umstellungen vor. Goalie Salvatore Sirigu, Defensivmann Angelo Ogbonna, die Mittelfeldakteure Mattia De Sciglio, Stefano Sturaro, Thiago Motta sowie Federico Bernardeschi, dazu im Sturm Simone Zaza und Ciro Immobile kamen neu in die Startelf.
Irland war sichtlich bemüht, diese Chance zu nutzen und sich den zum Aufstieg nötigen Sieg zu sichern. Ein wuchtiger Weitschuss von Jeff Hendrick, der nur um Zentimeter am Pfosten vorbeiging, eröffnete die Partie quasi offiziell (9.), die „Boys in Green“ blieben am Drücker. Einmal scheiterte Shane Duffy per Kopf an Sirigu (20.), einmal ging sein Kopfball über das Tor (31.).
Iren wollen Elferpfiff
Italien, das den Iren im Lauf der ersten Hälfte immer mehr Entfaltungsmöglichkeiten gab, fand hingegen erst kurz vor der Pause die erste Chance vor. Immobile zielte mit einem ansatzlosen Flachschuss aus über 20 Metern aber knapp am Tor vorbei. Momente vor dem Halbzeitpfiff sahen sich die Iren dann um einen Elfmeter betrogen, Schiedsrichter Ovidiu Hategan aus Rumänien befand den heftigen Rempler Bernardeschis an James McClean aber nicht eines Elfers würdig.

Reuters/Carl Recine
Robbie Brady (r.) ließ Irland spät, aber doch jubeln
Italien fand bald nach Wiederbeginn die erste Großchance der zweiten Hälfte vor, Zazas Volley ging knapp über das Tor (52.). Danach ging einmal mehr nicht viel beim Weltmeister von 2006, Irland zog ein minutenlanges Powerplay ein. Das trug vorerst aber keine Früchte, Italien kam wieder auf und ließ die Iren mit einem Stangenschuss des eingewechselten Lorenzo Insigne (77.) zittern.
Brady per Kopf zur Stelle
Doch die Iren kämpften verbissen, im Finish brachte Coach Martin O’Neill mit dem 35-jährigen Oldie Robbie Keane eine weitere Offensivkraft. Als Wes Hoolahan in der 84. Minute völlig allein an Sirigu scheiterte, schien die irische Mission schon gescheitert. Doch der in der 77. Minute eingewechselte „Joker“ machte seinen Patzer mit einer perfekten Flanke auf Brady wieder gut, der vor dem etwas zögerlichen Sirigu am Ball war und einköpfelte.
Stimmen zum Spiel:
Robbie Brady (Torschütze Irland): „Was für ein Tag. Wir haben Geschichte geschrieben und Millionen glücklich gemacht. Jeder Einzelne hat seinen Beitrag geleistet.“
Antonio Conte (Trainer Italien): „Ich kann meinen Burschen nicht viel vorwerfen. Es war ein physisch knallhartes Spiel auf einem Rasen, der kaum bespielbar war. Es ist schade, dass wir die Partie in dem Moment verloren, als wir sie eigentlich im Griff hatten. Jetzt müssen wir die Batterien wieder aufladen, aber ich habe gute Antworten von allen erhalten.“
Leonardo Bonucci (Abwehrspieler Italien): „Wir hätten mehr tun müssen, aber Glückwunsch an Irland, sie haben mit Herz gespielt.“
EM, Gruppe E, dritter Spieltag
Mittwoch:
Italien - Irland 0:1 (0:0)
Lille, Stade Pierre Mauroy, 44.268 Zuschauer, SR Hategan (ROU)
Tor: Brady (85.)
Italien: Sirigu - Barzagli, Bonucci, Ogbonna - Bernardeschi (60./Darmian), Sturaro, Motta, Florenzi, De Sciglio (82./El Shaarawy) - Zaza, Immobile (74./Insigne)
Irland: Randolph - Coleman, Duffy, Keogh, Ward - Hendrick, McClean, McCarthy (77./Hoolahan), Brady - Long (90./Quinn), Murphy (70./McGeady)
Gelbe Karten: Sirigu, Barzagli, Zaza, Insigne bzw. Long, Ward
Links: