„Damit könntest du einen Oscar gewinnen“
Rapid hat am Donnerstag zum Auftakt der EL-Gruppenphase mit einem 3:2-Sieg gegen Genk den ersten Schritt in Richtung Sechzehntelfinale gemacht. Wie die Hütteldorfer vor 21.800 Fans im Allianz Stadion die Partie gewannen, war großes Kino. „Wenn du ein Drehbuch schreiben möchtest für so einen Auftritt, dann ist es komplett, und du könntest damit einen Oscar gewinnen“, sagte Coach Mike Büskens.
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Hohes Tempo, Traumtore durch Genk-Stürmer Leon Baily und Rapids Joelinton, ein kurioses Eigentor und eine furiose zweite Hälfte von Rapid mit drei Treffern in neun Minuten waren die Zutaten in der filmreifen Partie. „Da war alles drinnen. Es war emotional und nervenaufreibend, der Support war Weltklasse. Am Schluss haben wir es noch einmal spannend gemacht. Aber zu so einem Drehbuch gehören solche Szenen dazu. Wir hatten ein Happy End, diesen Film habe ich gerne gesehen“, sagte Büskens nach der Partie.

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Die Rapid-Spieler bedankten sich nach der Partie für die Unterstützung der Fans
Auch die Spieler hatten ihren Spaß und bedankten sich bei den Fans für die Stimmung. „Das Publikum hat uns nach vorne gepeitscht. Das war ein geiles Spiel und ein wichtiger Sieg“, sagte Innenverteidiger Christopher Dibon. Stefan Schwab, der in Minute 51 den Ausgleich erzielte, ergänzte: „Nach der Pause sind wir wie eine Dampfwalze aus der Kabine gekommen. Das war sensationell, das Stadion hat gebebt. Unsere Fans haben einen großen Anteil am Sieg.“
Fehlerhafte erste Hälfte
Dabei deutete zur Pause noch nicht viel auf einen Rapid-Sieg hin. Genk erwies sich als der erwartet schwere Gegner und beeindruckte durch blitzschnelles Umschaltspiel. Die Hütteldorfer machten es den Belgier aber auch manchmal leicht. Abstimmungsprobleme, zu große Räume und Abspielfehler prägten Rapids Spiel. „In der ersten Hälfte hatten wir keinen Zugriff auf den Ball. Wir sind auch mit zu vielen Leuten auf einer Linie gestanden und waren im Zweikampf nicht optimal positioniert“, fasste Büskens die Fehler zusammen.

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Rapid-Goalie Richard Strebinger durfte sich über starke Paraden freuen
Auch die Spieler waren selbstkritisch und mit ihrer Leistung in den ersten 45 Minuten alles andere als zufrieden. „Wir hatten schlampige Aktionen und im Spielaufbau leichtsinnige Fehler gemacht. Im ersten Drittel darf man nicht solche Fehler machen, das wird international bestraft“, sagte Dibon. Dass es zur Pause nur 0:1 für Genk stand, war vor allem Richard Strebinger zu verdanken. Der Rapid-Goalie war gegen Thomas Buffel und Bailey zweimal zur Stelle. „Es ist mein Anspruch, diese Bälle zu halten“, sagte Strebinger, der Bailey zum Führungstor gratulierte: „Den hat er mörderisch getroffen.“
„Und dann kamen die 15 Minuten“
In der Pause folgte bei Rapid die taktische Aufarbeitung der ersten Halbzeit. Büskens machte die Mannschaft heiß auf die zweite Hälfte. „Wir haben den Burschen ein paar Bilder gezeigt, was die Positionierung betrifft, und gesagt, dass wir noch 45 Minuten Zeit haben. Es gab keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen. Wir sind rausgegangen und haben unser sportliches Schicksal in die Hand genommen. Wir waren aggressiv und haben uns mit drei Toren belohnt“, fasste Büskens seine Pausenansprache zusammen.
Rapid schlägt Genk nach Comeback
Rapid ist erfolgreich in die Europa League gestartet. Die Elf von Trainer Mike Büskens drehte einen Pausenrückstand gegen Genk noch in einen 3:2-Sieg.
Von der 51. bis zur 60. Minute verwandelte sich das Allianz Stadion in einen Hexenkessel. Genk wurde mit Aggressivität in die Defensive gedrückt. „Wir sind mit Wucht aus der Kabine gekommen und haben zu 100 Prozent umgesetzt, was besprochen wurde“, sagte Strebinger. „Die erste Halbzeit waren wir gut, haben kaum Chancen zugelassen und selbst welche kreiert. Und dann kamen die 15 Minuten, die alles durcheinandergebracht haben“, sagte Genk-Coach Peter Maes.
Bei Büskens „pfeift der Kessel“
Nach dem Ausgleich von Schwab war es Joelinton, der mit einem unwiderstehlichen Solo Rapid in Führung brachte. „Das war eine sensationelle Einzelleistung. Alleine diese Aktion war das Eintrittsgeld wert“, so Büskens, der nach dem Führungstreffer komplett ausrastete und seine Freude an Stadionsprecher Andy Marek ausließ. „Wir haben einen gewissen Druck auf dem Kessel, manchmal pfeift der Kessel. Aber Andy hat mir verziehen“, so der Deutsche nach der nicht unsanften „Attacke“.

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Andy Marek bekam die Emotionen von Mike Büskens zu spüren
Beim dritten Treffer hatten die Hütteldorfer laut Büskens auch „das gewisse Quäntchen Glück“. Nach Rückpass von Omar Colley versprang sich der Ball vor Genk-Goalie Marco Bizot, der allerdings im gesamten Spiel Abschlagschwächen zeigte, auf einer Unebenheit. Strebinger hatte ein bisschen Mitleid mit seinem Kollegen: „Da müssen wir dem Platzwart gratulieren. Für Bizot war das natürlich Pech. So etwas passiert dir vielleicht ein-, zweimal in der Karriere.“
Danach hatte Rapid alles im Griff, ein unnötiges Foul von Mario Pavelic sorgte aber noch einmal für Spannung. Der Ausgleich blieb den Grün-Weißen erspart. „Unser Auftakt ist gelungen, jetzt können wir auswärts als Underdog angreifen. Ich denke, dass das eine ausgeglichene Gruppe wird“, sagte Schwab mit Blick auf das nächste Spiel am 29. September bei Athletic Bilbao. „Wir haben gezeigt, dass wir in Europa mithalten können“, war das passende Schlusswort von Strebinger nach der oscarreifen Vorstellung.
Christian Wagner, ORF.at
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