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Als Testpilot unterwegs

Hannes Reichelt hat mit der neu geregelten Vergabe der Startnummern bei alpinen Speed-Events keine Freude - auch wenn er seine nun in Gröden geäußerte Kritik vor allem auf das Training bezieht. „Das ist eine Frechheit eigentlich“, sagte der Salzburger, der der Leidtragende des neuen Systems ist: Als Zehnter der Abfahrtsweltrangliste ist er mit der Nummer eins derzeit immer der Testpilot.

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Das neue Format sieht vor, dass die besten zehn Athleten der Weltcup-Startliste (WCSL) bei Herren und Damen eine ungerade Startnummer von eins bis 19 auswählen. Das Problem für Reichelt: Im betreffenden Ranking für die Abfahrt belegt er derzeit den zehnten Platz und muss damit mit der übrig gebliebenen, nicht ausgewählten Nummer vorliebnehmen.

„Ich bin immer der Dodel“

Und da im Training offensichtlich niemand als Erster starten will, hat der 36-Jährige, der sich nach einer Wirbelsäulenoperation zurückkämpft, heuer - inklusive des zweiten Gröden-Trainings am Donnerstag - bereits viermal den Einser ausgefasst. „Ich bin immer der Dodel“, beschwerte er sich. In Val d’Isere und diese Woche in Gröden eröffnete Reichelt sämtliche Trainingseinheiten, wodurch er sich jeweils im ersten Lauf ohne Erfahrungswerte anderer Fahrer an die Piste herantasten musste.

Hannes Reichelt

GEPA/ Daniel Goetzhaber

Im ersten Training lief es für Reichelt noch nicht nach Wunsch

„So bringst du keine Rotation rein“, sagte Reichelt. „Wenn du das auslost, erwischt es jeden einmal, dann ist es halb so wild. Aber jetzt erwischt es mich schon die zweite Abfahrtswoche, und wenn ich nur so mittelmäßige Punkte mache, erwischt es mich in Santa Caterina wieder.“ Laut Reichelt teilen 80 Prozent der Läufer seine Meinung. Und: Keiner habe tatsächlich gewusst, dass die Neuerung auch für das Training gilt.

Ganz miserabel oder ganz gut

Der einzige Ausweg heißt logischerweise, auf einer anderen Weltranglistenposition zu stehen. „Entweder ich fahre ganz miserabel, dass ich überhaupt keine Punkte mache, oder ich fahr ganz gut, dass ich dementsprechend einen Sprung vorwärts mache“, erklärte Reichelt.

Beschlossen wurde das neue Reglement auf österreichischen Vorschlag hin beim letzten FIS-Kongress in Cancun im Juni. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel „wollte es einfach spannender machen für den Zuschauer“, sagte Reichelt. „Wir haben dann schon mit ihm geredet, aber er hat andere Ideen gehabt, die wären noch schlimmer gewesen. Also die Top 30 auslosen und solche Sachen.“ Einen besseren Gegenvorschlag zur jetzigen Lösung habe es aber nicht gegeben.

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