Hundertstelsuche auf der Saslong
Das Abschlusstraining für den Abfahrtsklassiker in Gröden ist am Donnerstag zum Hundertstelkrimi geworden: Der Norweger Kjetil Jansrud setzte sich mit nur 0,05 Sekunden Vorsprung auf Steven Nyman (USA) durch. Max Franz wurde als bester Österreicher mit 0,12 Sekunden „Verspätung“ Dritter. Die Rennen am Freitag (Super-G) und Samstag (Start jeweils um 12.15 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) dürften zu einer engen Kiste werden.
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37 Tore, dreieinhalb Kilometer Strecke, 839 Meter Höhenunterschied: Auf der Saslong ist beim zweiten und letzten Training das Tempo angezogen worden. Jansrud war mit seiner Bestzeit gleich um 0,63 Sekunden schneller als der Kärntner Matthias Mayer bei seinem Erfolg im ersten Training - aber die Österreicher zogen mit.

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Jansrud setzt sich beim Hundertstelkrimi im Abschlusstraining in Gröden hauchdünn durch
Franz verbesserte sich im Vergleich zum ersten Abfahrtstraining um mehr als eine Sekunde, auch Otmar Striedinger (5.) und Romed Baumann (10.) verbesserten ihre jeweiligen Zeiten signifikant. Nur Mayer war um eine halbe Sekunde langsamer im Vergleich zur ersten Zeitfahrt am Mittwoch.
Hundertstelkrimi im Gröden-Training
Weniger als eine halbe Sekunde haben im letzten Abfahrtstraining in Gröden den Schnellsten Jansrud vom Zehnten Baumann getrennt. Für Super-G und Abfahrt kündigt sich jeweils ein Krimi um den Sieg an.
Franz: „Piste lädt zu Vollgas ein“
Franz zeigte sich jedenfalls optimistisch, die ausgezeichnete Trainingsleistung auch im Rennen umzusetzen. „Ich bin gespannt auf die Kurssetzung, die wir haben werden. Die Piste lädt dazu ein, dass du Vollgas geben kannst“, sagte der Kärntner, der einen Top-Fünf-Platz anpeilt.
„Das Selbstvertrauen haben wir uns in den letzten zwei Tagen im Training geholt. Ich hoffe, dass ich das mitnehmen kann. Während dem Fahren oben habe ich noch mir gedacht, es war wieder nicht so sauber. Aber dann bin ich gut ins Fahren reingekommen“, so Franz. „Es ist cool, dass wir da jetzt einmal beim Training schon gut mitreden haben können. Jetzt heißt es Arschbacken zusammenzwicken und das am Samstag noch einmal zeigen.“
Ähnlich klang das Statement von Otmar Striedinger (5.). „Es ist gut, wenn man im Training schon dabei ist“, befand der Kärntner. Wie Franz musste er sich der ÖSV-internen Quali stellen, beide meisterten diese. „Wie man sieht, wir können schon mehr, als wir in Val d’Isere gezeigt haben“, so Striedinger. Für Samstag werde er sich allerdings „keine Wunschvorstellungen“ zurechtlegen.
Mayer nach Materialexperiment zurück
Mayer experimentierte am Donnerstag mit einem anderen Ski, wie er im Zielraum verriet. „Der war ein bisschen aggressiver für mich zum Fahren“, gab sich der Olympiasieger wenig begeistert. „Also den werde ich am Samstag nicht fahren.“ Zusätzlich habe er im oberen Teil „gleich einmal einen festen Fehler“ gemacht.

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Mayer probierte einen aggressiveren Ski im zweiten Training, der gewünschte Erfolg blieb aber aus
Relativ ratlos zeigte sich Reichelt. „Gestern habe ich runtergebremst, heute bin ich normal runtergefahren und bin nicht viel schneller gewesen“, sagte der Salzburger. „Ich bin nicht wirklich vom Fleck gekommen. Vielleicht zu genau gefahren, zu rund teilweise.“
Die üblichen Verdächtigen als Siegesanwärter
Zu den Favoriten auf den Sieg zählen die Österreicher freilich nicht. Neben Trainingssieger Jansrud ist sein Landsmann Aksel Lund Svindal - im Abschlusstraining mit 0,32 Sekunden Rückstand Sechster - ein Siegesanwärter. „Ich glaube, die Möglichkeit ist schon da, ich hoffe, dass ich besser und besser werde“, sagte der 33-Jährige, der Jansrud als das Maß der Dinge sieht: „Er ist brutal gut in Form, so einfach wird es nicht, ihn zu schlagen.“ Gewinnt er trotzdem, wäre es sein sechster Erfolg auf der Saslong insgesamt. Mit einem Sieg im Super-G wäre es der fünfte Erfolg in dieser Disziplin in Gröden.
„Es war besser als gestern. Aber darum hat man ja ein erstes Training, da muss man nicht unbedingt Bestzeit fahren“, verglich der Tagessechste seine Leistung mit jener am Mittwoch, als er 17. war. Als Favoriten für Samstag bezeichnete er neben Jansrud die, „die immer schnell sind“.
US-Routinier Nyman als Gröden-Experte
US-Ass Nyman, in der Hatz nach Hundertsteln nur 0,12 Sekunden hinter Jansrud, hat ebenfalls große Ambitionen auf einen Erfolg. Schließlich feierte der 34-Jährige alle seine drei Weltcup-Siege auf der Saslong (2006, 2012 und 2014) - und ist damit ein ausgewiesener Gröden-Spezialist. „Ich fühle mich in Gröden einfach rundum wohl“, sagte der US-Amerikaner. „Schon 2005, als ich das erste Mal hier war, habe ich bei meiner ersten Besichtigung das Gefühl gehabt, dass ich auf dieser Piste gewinnen könnte.“
Die ÖSV-Offiziellen sehen ihre Läufer nach der Schlappe in Val d’Isere jedenfalls in der Pflicht. Es brauche „eine richtig aggressive Vorstellung“, forderte etwa Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher. Die Statistik spricht allerdings gegen die ÖSV-Herren: Seit dem Super-G-Erfolg 2010 von Michael Walchhofer gab es keinen ÖSV-Sieg mehr bei einem Speed-Rennen in Südtirol.
Herren-Abfahrt in Gröden
Zweites Training am Donnerstag: |
1. |
Kjetil Jansrud |
NOR |
1:57,83 |
2. |
Steven Nyman |
USA |
+ 0,05 |
3. |
Max Franz |
AUT |
0,12 |
4. |
Valentin Giraud Moine |
FRA |
0,22 |
5. |
Otmar Striedinger |
AUT |
0,31 |
6. |
Aksel Lund Svindal |
NOR |
0,32 |
7. |
Adrien Theaux |
FRA |
0,33 |
8. |
Erik Guay |
CAN |
0,42 |
9. |
Bryce Bennett |
USA |
0,43 |
10. |
Romed Baumann |
AUT |
0,46 |
11. |
Peter Fill |
ITA |
0,48 |
12. |
Travis Ganong |
USA |
0,54 |
13. |
Carlo Janka |
SUI |
0,58 |
14. |
Klaus Kröll |
AUT |
0,61 |
15. |
Vincent Kriechmayr |
AUT |
0,74 |
16. |
Aleksander Aamodt Kilde |
NOR |
0,82 |
17. |
Dominik Paris |
ITA |
0,83 |
18. |
Beat Feuz |
SUI |
0,94 |
19. |
Johan Clarey |
FRA |
0,96 |
20. |
Mattia Casse |
ITA |
0,97 |
22. |
Matthias Mayer |
AUT |
1,08 |
32. |
Hannes Reichelt |
AUT |
1,66 |
34. |
Joachim Puchner |
AUT |
1,68 |
37. |
Patrick Schweiger |
AUT |
1,85 |
43. |
Frederic Berthold |
AUT |
2,21 |
45. |
Christian Walder |
AUT |
2,28 |
52. |
Daniel Danklmaier |
AUT |
2,65 |
55. |
Niklas Köck |
AUT |
2,88 |
56. |
Johannes Kröll |
AUT |
2,91 |
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