Rückblick mit kleinen Schönheitsfehlern
Am Mittwoch steht der 60. Geburtstag von Walter Schachner ins Haus. Der ehemalige Teamstürmer war in den 70er und 80er Jahren eine feste Größe im österreichischen und europäischen Fußball. Für die Fans war der Steirer, der später auch als Trainer schöne Erfolge feierte, immer schon der „Schoko“ - und er ist es auch heute noch.
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Seinen Spitznamen bekam er bereits als Schüler verpasst, weil er immer wieder mit Schokoriegeln zum Fußballspielen auftauchte. "Dann war ich irgendwann einmal der ‚Schoko‘, schmunzelte der Leobener. Probleme mit dem Namenszusatz hat Schachner nicht. „Es ist ein Markenzeichen von mir und stört mich nicht.“
„Zähle zu den besten Trainern Österreichs“
Viel eher stößt sich der ehemalige Teamspieler und Meistercoach des GAK daran, dass er seit seinem Abgang vom LASK im Sommer 2012 auf einen Trainerjob wartet.

APA/Herbert Pfarrhofer
Den größten Erfolg als Coach feierte Schachner 2004 mit dem Titel beim GAK
„Seither hat mich niemand mehr gefragt. Wahrscheinlich zählen meine Erfolge und mein Wissen nicht mehr“, vermutete der Jubilar und sagte mit Blick auf seine vergangenen Erfolge: „Ich kann mich stolz zu den besten Trainern Österreichs zählen, das kann mir keiner nehmen.“
Kein Händeschüttler
Derzeit gehe der Trend aber immer mehr in Richtung jüngere Coaches. „Die sitzen dann auf der Bank und schreiben auf einem Zettel mit, und der Kotrainer sitzt mit dem Laptop daneben. Dann spricht man von Gegenpressing, gegen den Ball arbeiten und in die Box kommen. So etwas gibt es nicht in meiner Ausdrucksweise“, erklärte Schachner.
Geschliffene Rhetorik kann bei der Suche nach einem Trainerengagement ebenso behilflich sein wie das Pflegen von Netzwerken. Schachner will sich aber nicht ständig bei Vereinsfunktionären in Erinnerung rufen. „Ich bin nicht der Typ dafür, immer Hände zu schütteln.“
Erster Jubel und frühe Enttäuschung als Coach
Der Steirer schaffte als Trainer des FC Kärnten 2001 den Aufstieg in die höchste Liga und holte mit den Klagenfurtern im selben Jahr auch den Cuptitel. 2002 folgte der Wechsel zur damals von Frank Stronach gesponserten Austria, wo er nach vier Monaten trotz überlegener Tabellenführung und einem UEFA-Cup-Aufstieg über Schachtar Donezk gefeuert und durch Christoph Daum ersetzt wurde.
Der Abschied von den „Veilchen“ ist für Schachner bis heute die schmerzvollste Episode seiner Trainerkarriere. „Damals hätten wir wirklich viel erreichen können. Aber das Umfeld hat eben nicht gepasst“, sagte er in Anspielung auf den für die Trennung verantwortlichen Stronach-Berater Peter Svetits.
Champions League ganz knapp verpasst
Immerhin brachte das Double mit dem GAK 2004 Genugtuung. Als Coach der Grazer verpasste Schachner zweimal nur haarscharf die Champions League. 2003 scheiterte man erst in der Verlängerung an Ajax Amsterdam, das damals mit Stars wie Zlatan Ibrahimovic, Rafael van der Vaart und Wesley Sneijder gespickt war.
Ein Jahr später kam gegen den späteren Champions-League-Sieger Liverpool trotz eines 1:0 an der Anfield Road - der erste Europacup-Sieg einer österreichischen Mannschaft in England - mit einem Gesamtscore von 1:2 das Aus. „Wenn ich mich einmal für die Champions League qualifiziert hätte, wer weiß, wo es mit mir hingegangen wäre“, sagte Schachner.
Abstecher nach Deutschland
So ging es im Jänner 2006 in die zweite deutsche Liga zu 1860 München, wo Schachner nur 14 Monate blieb. „Da hätte ich mich vorher erkundigen müssen. Ich musste schnell zusagen und habe nicht gewusst, was das für ein Chaosclub war. Wenn es besser gelaufen wäre, hätte es so werden können wie jetzt bei Stöger oder Hasenhüttl“, vermutete „Schoko“. Es folgten Tätigkeiten bei Austria Kärnten, der Admira und die bisher letzte Station beim LASK.
Meister, Legionär, WM-Torschütze
Als Spieler wurde Schachner mit der Wiener Austria dreimal Meister und einmal Cupsieger. In Italien stellte er bei Cesena, Torino (Vizemeister 1985), Pisa und Avellino seine Goalgetter-Fähigkeiten unter Beweis, danach spielte er unter anderem noch für Sturm Graz, den GAK, DSV Leoben und FC Tirol.

GEPA
Der Steirer machte schon früh im ÖFB-Team gute Figur
Im Nationalteam brachte es Schachner auf 64 Einsätze und 23 Tore. Highlights waren die Teilnahmen an den Weltmeisterschaften 1978 - damals als Zweitligaamateur bei DSV Alpine und angestellter Betriebselektriker im unbezahlten Urlaub - sowie 1982. In den beiden Turnieren erzielte er drei Tore und ist damit bis heute neben Hans Krankl und Alfred Körner der einzige Österreicher, der bei zwei Weltmeisterschaften traf.
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