Themenüberblick

Diesmal waren es Freudentränen

Noch am Vorabend war er auf seinem Bett gesessen und hatte „geplärrt“, erzählte ein überglücklicher Manuel Feller im Zielraum von St. Moritz - weil er nicht daran geglaubt hatte, den WM-Slalom am Sonntag überhaupt bestreiten zu können. Und nun stand Feller in Freudentränen da und die Silbermedaille baumelte um seinen Hals. Der 24-jährige Tiroler, der im Weltcup noch nie auf dem Podest stand, hatte es geschafft.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wegen Rückenschmerzen trat Feller am Freitag zum zweiten Durchgang des Riesentorlaufes nicht mehr an. Am Samstag begann dann der Wettlauf mit der Zeit. Physiotherapeut und Arzt des Skiverbandes behandelten den Athleten, um Mitternacht setzte sich auch noch dessen persönlicher „Physio“ Gernot Schweizer ins Auto in Richtung St. Moritz. Sonntagfrüh „richtete“ dieser den Sportler noch so weit „her“, dass Feller starttauglich war.

Jubel von Manuel Feller

GEPA/Christian Walgram

Manuel Feller ist vorerst am ersten Ziel seiner Träume - einer WM-Medaille in St. Moritz

Nach dem ersten Durchgang und einem „Hackler“ im unteren Teil Siebenter drehte Feller im Finale auf. „Da gab es nur die Devise: Angriff - aber nicht sinnlos in den Passagen, die mit Hirn zu fahren sind. Mir hat in die Karten gespielt, dass ich nach dem ersten Durchgang nicht Zweiter oder Dritter war, da wäre ich nervöser gewesen.“ Als zumindest Bronze feststand, war es Feller dann egal, was im Slalom-WM-Krimi noch passierte.

Rückenprobleme stoppen Feller nicht

„Dass ich Gold nicht mache, habe ich eh gewusst, dafür ist der Marcel einfach zu stark, auch mental. Da müsste er schon einen extremen Bock schießen, aber dafür ist er schon zu routiniert. Silber ist für mich wie ein Sieg“, so Feller, der bei acht Rennen in der aktuellen Weltcup-Saison fünfmal nicht ins Ziel gekommen war. Dafür schrieb er im Weltcup als Fünfter, Siebenter und Sechster an. Man wusste, dass er schnell ist - wenn er es ins Ziel bringt.

Feller packen die Emotionen

Manuell Feller ist von seinen Gefühlen überwältigt. Nach Rückenproblemen und mit Hilfe seines „Glückssocken“ fuhr er zu Silber.

Auch wenn ihm sein emotionaler Ausbruch im ersten ORF-Interview fast peinlich war, die Tränen ließen sich nicht zurückhalten. Da ging es ihm wie Bronzemedaillengewinner Felix Neureuther. Den plagte ebenfalls der Rücken. „Der Rücken tut entzücken“, hatte der Deutsche in der Früh gesagt. „Mit Felix freue ich mich auch richtig. Ich habe ihm vor der WM geschrieben und gefragt, wie es ihm geht. Er meinte: ‚Nicht gut.‘ Ich schrieb ihm: ‚Schau, dass du fit wirst, damit wir zusammen am Podium stehen.‘ Und jetzt stehen wir zusammen hier. Es hat alles zusammengepasst. Unglaublich.“

Neureuther und Feller in Doppelconference

Der Mann mit dem Schnauzer und den ein wenig zotteligen, halblangen Haaren hatte dann auf der Pressekonferenz kaum zu reden angefangen, als Neureuther hineinplatze. Der „Rookie“ aus Tirol und der 32-jährige Deutsche lieferten sich einen amüsanten Schlagabtausch, erörterten ihre Rückenprobleme, die vielen Tränen und das Glück. Neureuther wusste, dass er auch vom Ausscheiden des Schweden Mattias Hargin, Fünfter nach dem ersten Durchgang, profitiert hatte. „Dass Mattias raus ist, das tut mir sehr leid für ihn, weil er ein extrem feiner Kerl ist und viel mitmachen musste. So ist der Sport. Wahnsinn, wie knapp Freud und Leid beinander liegen.“

Über Feller sagte Neureuther, der seine dritte WM-Medaille im Slalom in Folge (zuvor Silber in Schladming, Bronze in Beaver Creek) holte: „Der Kerl ist gestern bei der Auslosung da gesessen, da habe ich mir gedacht: ‚Habe die Ehre.‘ Da sitzt ein größeres Häufchen Elend als ich.“ Feller bestätigte, dass er viel Glück hatte, dass die Schmerzen in den Griff bekommen wurden: „Ja, ich habe in der Früh nicht mit einem Start gerechnet und dass ich attackieren kann. Aber wenn man im Starthaus steht, blendet man das alles aus. Hannes Reichelt ist mit einem Bandscheibenvorfall Hahnenkammsieger geworden.“ Und so kam der Fieberbrunner für sich und Neureuther zum Schluss. „Wir haben alle beide eine Fett’n gehabt.“

Links: