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Fünfter Doppelchampion in WM-Historie

Stefan Kraft hat als erster österreichischer Skispringer das WM-Double geschafft. Der 23-jährige Salzburger gewann am Donnerstag in Lahti nach seinem Sieg vom kleinen Bakken auch den Bewerb von der Großschanze. Er triumphierte erneut vor dem Deutschen Andreas Wellinger, der 1,3 Punkte zurücklag. Bronze holte mit 2,6 Zählern Rückstand der Pole Piotr Zyla. Michael Hayböck, Manuel Fettner und Markus Schiffner kamen nicht in die Top Ten.

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Kraft ist der erst fünfte Doppelweltmeister seit Einführung des zweiten WM-Wettkampfes im Jahr 1962. Vor ihm war das nur Björn Wirkola (NOR/1966), Gari Napalkow (UdSSR/1970), Hans-Georg Aschenbach (DDR/1974) und Adam Malysz (POL/2003) gelungen. Auf der Großschanze sorgte Kraft für den ersten ÖSV-WM-Titel seit Gregor Schlierenzauer 2011 in Oslo. In Lahti kann Kraft seinen beiden Goldenen und Mixed-Silber im Team-Bewerb am Samstag (16.15 Uhr, live in ORF eins) auch noch seine vierte Medaille hinzufügen.

Kraft holt Gold-Double

Stefan Kraft hat sich seine zweite Goldmedaille bei der WM in Lahti geholt. Mit dem Sieg auf der Großschanze kürte sich der Salzburger auch zum ersten österreichischen Doppelweltmeister in Einzel-Bewerben.

„Unglaublich, dass das heute passiert ist“, sagte Kraft nach seinem zweiten Coup in Finnland jubelnd. „Ich muss in letzter Zeit wirklich alles richtig gemacht haben. Im zweiten Durchgang habe ich wieder so einen Sprung ausgepackt, Wahnsinn.“ An das Historische an seinem Erfolg werde er wohl erst denken, wenn er aufgehört hat. In diesem Augenblick dachte er nur an den goldenen Sprung im Finale. „Genau auf die grüne Linie“, freute sich der Überflieger der WM 2017.

Spannende Entscheidung

Kraft bewies erneut starke Nerven, wie schon von der Normalschanze triumphierte er nach Halbzeitführung. Fünf Athleten lagen vor dem zweiten Durchgang innerhalb von drei Punkten, Kraft hatte nur 0,9 Zähler Vorsprung auf Wellinger. Das Finale lieferte Spannung pur. Zyla flog mit Tageshöchstweite von 131 Metern vom sechsten Rang nach vorne, der Reihe nach scheiterten seine Landsleute Dawid Kubacki und Kamil Stoch sowie der Norweger Andreas Stjernen an dieser Vorgabe. Wellinger setzte sich mit einem 129-m-Satz an die Spitze und Kraft landete neuerlich bei 127,5 m.

Das wird knapp, deutete er mit den Händen schon im Auslauf an und blickte wie seine Teamkollegen gespannt auf die Anzeigetafel, Zimmerkollege Hayböck faltete sogar die Hände. Als 279,3 Punkte und Rang eins aufleuchtete, war im gesamten Team die Freude groß - nur Kraft schaute noch ungläubig auf die Tafel. Er darf sich als erst vierter Österreicher nach Karl Schnabl (1976), Andreas Felder (1987) und Schlierenzauer (2011) Großschanzen-Champion nennen.

Michael Hayböck gratuliert Stefan Kraft

APA/Roland Schlager

Hayböck und Schiffner jubelten mit WM-Superstar Kraft

Kraft waren diesmal zwar nicht die Bestweiten gelungen, bessere Haltungsnoten und höhere Windzuschläge entschieden aber jeweils zu seinen Gunsten. Krafts Teamkollegen fielen jedoch etwas ab. Hayböck verbesserte sich im Finale (128,0 nach zuvor 121,5 m) immerhin an die elfte Stelle. Fettner (118,0/122,5) musste sich mit Rang 18 begnügen. Über den vierten Platz im Team-Bewerb wird nach dem Freitag-Training entschieden. Laut ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin haben Schiffner (120,0/113,5), der bei seinem WM-Debüt 22. wurde, Schlierenzauer und Andreas Kofler die gleichen Chancen.

„Es hat alles gepasst“

„Wellinger ist megastark gesprungen, es war sehr eng, aber es hat alles gepasst“, war Kraft nach dem spannenden Finish erleichtert. „Ich habe mir beim zweiten Sprung nur gedacht, den Flug genieße ich. Dann habe ich nur noch auf gute Noten gehofft. Ich war ein bisschen entspannter als auf der Normalschanze.“ Auch Hayböck war von Krafts Vorstellung begeistert: „Mir taugt es, dass er das heimgebracht hat, er hat danach schon ans Team-Springen gedacht.“

Fettner war mit seinem Abschneiden unzufrieden, freute sich aber auch mit dem Mann des Abends: „Stefan ist unglaublich, wir freuen uns alle extrem mit ihm. Jetzt kann er sich Doppelweltmeister nennen, das ist noch einmal cooler.“ Zu seiner Leistung meinte er: „Die Medaillenchance war schon nach dem ersten Durchgang weg. Heute ist mir zweimal das System zusammengebrochen, ich muss mir noch genau anschauen, was ich da fabriziert habe.“

Coach Kuttin gab zu, nervöser als beim Bewerb von der Normalschanze gewesen zu sein. „Unglaublich, wie Stefan bei diesen Verhältnissen eine Bombe nach der anderen raushaut. Er hat immer eine passende Antwort parat. Seine Fliegerqualitäten sind derzeit unglaublich“, sagte der Kärntner.

WM-Skispringen von der Großschanze

Endstand nach zwei Durchgängen:
1. Stefan Kraft AUT 127,5 / 127,5 279,3
2. Andreas Wellinger GER 127,5 / 129,0 278,0
3. Piotr Zyla POL 127,5 / 131,0 276,7
4. Andreas Stjernen NOR 129,5 / 129,0 276,1
5. Anders Fannemel NOR 123,5 / 127,0 268,8
6. Maciej Kot POL 123,5 / 126,5 266,9
7. Kamil Stoch POL 127,5 / 124,5 264,8
8. Dawid Kubacki POL 128,5 / 123,0 263,8
9. Peter Prevc SLO 128,0 / 124,5 263,7
10. Daniel-Andre Tande NOR 121,5 / 129,5 261,3
11. Michael Hayböck AUT 121,5 / 128,0 260,3
12. Johann Andre Forfang NOR 127,0 / 122,5 259,9
13. Markus Eisenbichler GER 125,5 / 123,5 258,0
14. Simon Ammann SUI 122,5 / 125,5 252,8
15. Daiki Ito JPN 122,0 / 120,0 248,7
16. Stephan Leyhe GER 125,0 / 117,0 247,2
17. Taku Takeuchi JPN 122,0 / 121,0 244,8
18. Manuel Fettner AUT 118,0 / 122,5 242,7
19. Richard Freitag GER 121,0 / 115,5 235,7
20. Jewgeni Klimow RUS 120,0 / 117,5 234,3
21. Jernej Damjan SLO 113,5 / 120,0 232,2
22. Markus Schiffner AUT 120,0 / 113,5 227,2
23. Janne Ahonen FIN 115,0 / 116,0 225,6
24. Dimitri Wassiliew RUS 120,0 / 115,5 225,3
25. Viktor Polsaek CZE 116,0 / 115,5 225,0
26. Ville Larinto FIN 118,0 / 115,5 224,6
27. Jarkko Määttä FIN 116,0 / 117,5 222,5
28. Jakub Janda CZE 118,5 / 111,0 219,4
29. Denis Kornilow RUS 119,5 / 108,5 209,1
30. Kevin Bickner USA 117,0 / 104,0 207,3

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