Clenbuterol-Fälle nicht „vertuscht“
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) soll laut einem Bericht des deutschen Fernsehsenders ARD Dopingproben mit der verbotenen Substanz Clenbuterol von mutmaßlich jamaikanischen Sprintern verschwiegen und die Fälle nicht weiter verfolgt haben. Die positiven Nachtests der Olympischen Spiele 2008 in Peking seien trotz der Clenbuterol-Funde als negativ angesehen worden.
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Wie die Sendung „Sport inside“ am Sonntag berichtete, habe die ARD im Herbst 2016 durch einen Hinweis aus IOC-Kreisen davon erfahren. Das IOC betonte in einer Stellungnahme, diese Fälle mit nur geringfügigen Clenbuterol-Werten in Übereinstimmung mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) eingestellt und somit nicht „vertuscht“ zu haben.
Unschuldige Athleten sollen geschützt werden
„Bei der Analyse der eingelagerten Urinproben der Peking-Spiele sind vom Labor eine Anzahl von Fällen von Athleten mehrerer Länder und verschiedener Sportarten mit einem sehr geringen Level von Clenbuterol analysiert worden“, hieß es in der IOC-Erklärung. Um diese unschuldigen Athleten zu schützen, könnten keine weiteren Details über sie genannt werden.
„Das IOC hat sorgfältig darüber nachgedacht, wie man in diesen Fällen vorgehen soll“, hieß es in dem Statement. Deshalb sei die WADA in den Entscheidungsprozess voll eingebunden gewesen. Nachdem die WADA „keine konstanten Muster des Missbrauchs mit Clenbuterol“ entdecken konnte, sei es angemessen gewesen, diese Fälle nicht weiter zu verfolgen. Alle Analysen hätten Werte unter einem Nanogramm pro Milliliter ergeben, was im Bereich möglicher Clenbuterol-Kontaminierung durch Fleischkonsum liege.
Problem mit kontaminiertem Fleisch
Clenbuterol ist unter anderem in China als Mittel zur Kälbermast weit verbreitet. Eine Urinprobe des deutschen Tischtennisspielers Dimitrij Ovtcharov hatte 2010 nach dem Verzehr von verseuchtem Fleisch in China Spuren von Clenbuterol enthalten. Der Sportler war damals mit Zustimmung der WADA freigesprochen worden.
Wenn die Clenbuterol-Werte in Proben mit Lebensmittelkontamination erklärbar seien, dann könne von der WADA akzeptiert werden, „dass solche Fälle nicht gemeldet werden“, sagte WADA-Generaldirektor Olivier Niggli der ARD, schränkte aber ein: „Natürlich ist das nicht schön. Wenn man dopt, ein Betrüger ist, ist das eine perfekte Ausrede, sofern man erwischt wird. Aber so ist es eben.“
Wie die ARD hingegen berichtet, sei es bei den Spielen 2008 wegen der strengen Sicherheitsmaßnahmen und der akribischen Überwachung von Nahrungsmitteln höchst unwahrscheinlich gewesen, dass Athleten in Peking Opfer chinesischer Tiermastpraktiken geworden sein könnten. Bei den Peking-Spielen gab es einen offiziellen Clenbuterol-Dopingfall: Der polnische Kanute Adam Seroczynski wurde vom IOC für zwei Jahre gesperrt.
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