Großer Verband, aber individuelles Training
Der Österreichische Skiverband (ÖSV) unter der Führung von Peter Schröcksnadel hat auf die Probleme der vergangenen Saisonen reagiert und die alpine Trainingsstruktur radikal umgekrempelt. Künftig wird verstärkt in mehreren und kleineren Gruppen trainiert, um die Betreuung individueller als bisher gestalten zu können.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Österreich ist zwar seit Jahrzehnten die Alpinskination Nummer eins, abseits der Erfolge des sechsfachen Weltcup-Gesamtsiegers Marcel Hirscher haben sich zuletzt aber auch viele „Baustellen“ eingeschlichen. Wie etwa die Herren-Abfahrt, bei den Damen ging vergangenen Winter erstmals seit Langem die Nationenwertung verloren.

GEPA/Andreas Pranter
Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher, Sportdirektor Hans Pum, Präsident Peter Schröcksnadel, Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum und Nachwuchschef Christian Greber (v. l. n. r.)
Gründe wie Verletzungen und Rücktritte sind Verbandspräsident Schröcksnadel zu wenig. Vielmehr verwies der ehrgeizige Tiroler auf die zunehmenden Erfolge von kleineren Nationen oder individuell trainierenden Konkurrenten.
68 Betreuer für 108 Sportler
Darauf hat nun auch der ÖSV reagiert. Denn die Zahl der betreuten Läufer wurde ebenso aufgestockt wie jene der Coaches und deren Trainingsgruppen. Künftig werden beim ÖSV laut Angaben in 18 - deutlich kleineren - Gruppen vom Weltcup bis zum Nachwuchs 108 Aktive von 68 Trainern und Betreuern trainiert. Im Weltcup-Bereich lautet das Verhältnis künftig 80 zu 60. Dazu kommen 28 Verbandsserviceleute aus dem Bereich von Toni Giger.
„Damit nutzen wir die Stärken eines großen Verbandes, trainieren aber trotzdem sehr individuell“, strich ÖSV-Sportdirektor Hans Pum bei der Präsentation am Mittwoch an der Innsbrucker Bergisel-Schanze hervor. Mehr als eine Million Euro nimmt der ÖSV für die Neuausrichtung in die Hand. Schröcksnadel machte kein Hehl daraus, dass er sich davon auch viel erwartet.
„Es gibt keine Ausreden mehr“
„Wir haben reagiert und stellen diese neue Struktur zur Verfügung. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr“, stellte der Verbandschef seinen Aktiven die Rute ins Fenster. „Es gilt das Leistungsprinzip. Schauen wir mal, wie fleißig sie sind. Wenn sie aber nicht gut fahren, denken wir auch über Kostenbeteiligungen nach.“
Die Vorteile der kleineren Gruppen lägen auf der Hand, ist Schröcksnadel überzeugt. „Läuft es bei einem Fahrer nicht, kann er individuell trainieren, bis das Problem behoben ist.“ Dazu komme mehr Transparenz. „Fehlentwicklungen sind künftig schneller erkennbar, Coaches können zudem nun wieder echte Bezugspersonen werden.“ Jede Gruppe ist künftig für sich selbst verantwortlich. Damit stehen auch die Gruppen- und Spartentrainer noch mehr in der Eigenverantwortung.
Schröcksnadel war zuletzt mit den Einstellungen einiger Läufer, aber auch Trainer nicht mehr zufrieden gewesen. Eine spezielle „Baustelle“ ist seit Längerem der Herren-Abfahrtsbereich, im jüngsten WM-Winter gab es nur zwei Siege. Während Andreas Puelacher (Herren) und Jürgen Kriechbaum (Damen) Rennsportleiter bleiben, ist der Steirer Josef Brunner deshalb nun neuer Abfahrtscheftrainer.
Optimierte Rahmenbedingungen
„Wir haben immer versucht, die Rahmenbedingungen für unsere Sportler zu optimieren“, sagte Pum. „Der Skisport hat sich aber enorm entwickelt und ist sehr komplex geworden. Wir haben hohe Ansprüche, deshalb haben wir heuer auch an größeren Schrauben gedreht und auch den Nachwuchs und damit die Basis gestärkt.“ Diesen Bereich leitet nach wie vor Ex-Rennläufer Christian Greber.
Am Donnerstag bei der Sportwartetagung in Seekirchen wird die neue Alpinstruktur des ÖSV u. a. mit Namen „befüllt“. Danach wird man dort auch Namen wie Georg Streitberger als Nachwuchs-Coach finden. „Der Erfolgshunger unseres Präsidenten treibt uns immer an“, sagte Pum. „Wir sind gerüstet für die neue Saison und künftige Erfolge.“
Links: