Defensivkunst fordert Offensivpower
Das Endspiel in der UEFA Champions League zwischen Juventus Turin und Real Madrid am Samstag (20.45 Uhr, live in ORF eins und im Livestream) in Cardiff wird zum Treffen der Superstars und zum Duell zweier unterschiedlicher Spielphilosophien. Auf der einen Seite steht die eher auf Defensive ausgerichtete Spielweise der Italiener, auf der anderen Seite die Offensivpower von Cristiano Ronaldo und Co.
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Juventus kassierte in dieser Eliteligasaison nur drei Gegentore und gilt nicht nur deshalb als im Moment abwehrstärkstes Team der Welt. Als Gegner wartet der erfolgreichste und treffsicherste Club in der Geschichte des wichtigsten Europacup-Bewerbs. Sechsmal hat Real den Meistercup gewonnen, fünfmal die daraus hervorgegangene Champions League, in deren Historie keine Mannschaft so oft wie die Madrilenen - bisher 499-mal - gescort hat.

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Als erstes Team der Geschichte könnte Real seinen CL-Titel in Cardiff verteidigen
Der spanische Rekordmeister könnte erstmals seit 1958 das Double aus Meisterschaft und Europacup-Königsklasse holen und als erster Verein überhaupt den Champions-League-Titel erfolgreich verteidigen. „Wir haben ein Date mit der Geschichte“, betonte Kapitän Sergio Ramos vor dem finalen Duell im mit 74.500 Zuschauern restlos ausverkauften Millennium Stadium. Juventus wiederum winkt die insgesamt dritte Krönung zu Europas bestem Club nach 1985 und 1996 sowie erstmals das Triple - Meistertitel und Cupsieg haben die Turiner bereits in den vergangenen Wochen fixiert.
Cardiff bereit für CL-Finale
Vor dem Champions-League-Finale zwischen Titelverteidiger Real Madrid und Juventus Turin herrscht in Cardiff bereits Hochspannung. Die walisische Hauptstadt ist jedenfalls bereit für das Duell der Fußballgiganten.
Ronaldo greift nach nächstem Rekord
Den dritten großen Saisontriumph der „Alten Dame“ will Ronaldo jedoch verhindern. „Ich denke, dass wir besser sind als Juventus. Aber das müssen wir erst beweisen“, erklärte der Weltfußballer. In der aktuellen Champions-League-Torschützenliste liegt der 32-Jährige mit zehn Treffern noch ein Tor hinter Lionel Messi - für beide wäre es die sechste Auszeichnung als erfolgreichster Goalgetter der Königsklasse. Außerdem wäre Ronaldo - ebenso wie Teamkollege Ramos - mit einem Tor in Cardiff der erste Spieler, der in drei Champions-League-Finalen gescort hat.

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Die Voraussetzungen dafür stehen laut dem Europameister nicht schlecht. „In den vergangenen Jahren bin ich gegen Saisonende immer ein bisschen müde gewesen, diesmal nicht. Das hat der Trainer hervorragend gemacht“, meinte Ronaldo. Coach Zinedine Zidane gewährte dem mit 103 Treffern erfolgreichsten Champions-League-Torschützen in den vergangenen Wochen in der spanischen Liga immer wieder eine Pause.
Zidane in der Zwickmühle
Zidane zerbrach sich in den vergangenen Tagen vor allem darüber den Kopf, ob er dem zuletzt oft von Verletzungen geplagten Gareth Bale in dessen Heimatstadt oder dem formstarken Isco den Vorzug geben soll. Dabei ließ sich der Franzose nicht wirklich in die Karten blicken. „Beide sind sehr wichtige Spieler“, sagte Zidane vor dem Duell mit seinem Ex-Club.
Bale hat sich offenbar schon damit abgefunden, auf der Bank zu sitzen. „Ich bin noch nicht bei 100 Prozent. 90 Minuten durchzuhalten, wäre schwierig. Und Isco war zu Saisonende fantastisch“, gab der Waliser zu.
Juve wird „schonungslos spielen“
Wer letztlich den Vorzug erhält, dürfte der schier unüberwindbaren Juventus-Defensive relativ egal sein. Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini sicherten mit Tormannikone Gianluigi Buffon so gut ab, dass sie in dieser Saison nur dreimal bezwungen wurden. Allerdings ist Juves Qualität nicht nur auf die Abwehrarbeit beschränkt - mit Ex-Real-Profi Gonzalo Higuain und dem argentinischen Jungstar Paulo Dybala verfügt man über hochkarätige Offensivkicker.

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Juve-Legende Buffon will den Kreis schließen und erstmals auch in der Königsklasse gewinnen
Auch deshalb ist der Optimismus groß. „Wir werden schonungslos spielen“, versicherte Buffon. Zweimal verlor der Ex-Weltmeister schon ein Königsklassenfinale. „Ich bin bis hier gekommen, damit sich der Kreis schließt“, erklärte Buffon. Bei einem Sieg wäre er mit 39 Jahren und 126 Tagen der älteste Champions-League-Gewinner überhaupt.

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Sein Trainer Massimiliano Allegri sieht sein vor zwei Jahren gegen den FC Barcelona beim 1:3 in Berlin relativ chancenloses Team für das Kräftemessen mit Real gerüstet. „Es ist unser zweites Endspiel in drei Jahren. Dieses Mal müssen wir zuschlagen. Es werden extrem lange und faszinierende 90 oder 120 Minuten“, sagte der 49-Jährige.
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