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Zwei Assistenten als Erfolgsgaranten

Bill Belichick geht am Sonntag in Super Bowl LII auf seinen sechsten Titel mit den New England Patriots los. Schon jetzt ist der 65-Jährige der erfolgreichste Cheftrainer der National Football League (NFL). Belichicks Erfolg beruht auch auf seiner Personalpolitik. Doch für seine Assistenten Matt Patricia und Josh McDaniels wird das Spiel in Minneapolis wohl das letzte für die Patriots sein.

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Seit der Jahrtausendwende hatte es den Anschein, als gehörten die Patriots zu einer Super Bowl, wie die Halftime-Show. Das Finale am 4. Februar in Minneapolis ist das achte für New England seit jenem von 2002 und das dritte in den vergangenen vier Jahren. Mit insgesamt zehn Super-Bowl-Teilnahmen sind die Patriots in dieser Kategorie die Nummer eins der Liga. Zu Recht spricht man in den USA auch von einer sportlichen Dynastie.

Patricia und McDaniels hatten als Koordinatoren für Defensive und Offensive daran einen nicht unwesentlichen Anteil. Beide wurden einst ohne große NFL-Erfahrung von Belichick zu den Patriots geholt, beide mauserten sich zu Kronprinzen des Masterminds und dank ihrer Erfolge zu gefragten Aktien auf dem Trainermarkt. In der kommenden Saison wird man sowohl Patricia als auch McDaniels wohl als Cheftrainer in der Liga wiederfinden. Erstgenannter ist als Headcoach der Detroit Lions so gut wie fix, Zweiterer Topkandidat bei den Indianapolis Colts.

Ein schlafloser Workaholic

Für Patricia werden die Lions der erste Arbeitgeber seiner Karriere als Profitrainer außerhalb von Foxborough werden. 2004 holte Belichick den heute 43-Jährigen in sein Trainerteam. Ab 2006 kümmerte sich der Absolvent des Rensselaer Polytechnic Institute im US-Bundesstaat New York um die Linebacker. Seit 2012 ist der Mann mit dem markanten Vollbart Chefkoordinator der Defensive. Insgesamt drei Super-Bowl-Ringe nennt Patricia sein eigen.

Defensive Coordinator Matt Patricia

APA/AFP/Getty Images/Maddie Meyer

Zwei Dinge sieht Patricia nicht oft: das eigene Bett und einen Rasierapparat

Der studierte Luft- und Raumfahrttechniker gilt als akribischer Arbeiter, der sich auf das Wesentliche konzentriert. Seine aus den Statistiken abzulesende Maxime: Egal wie viele Yards Raumgewinn der Gegner auch schafft, wichtig ist es, ihn aus der Endzone fernzuhalten. Ein Blick auf die Statistik unterstreicht diese These: Im Grunddurchgang ließ New England mit 366 Yards pro Spiel zwar die viertmeisten Yards zu, kassierte im Schnitt aber nur 18,5 Punkte - nur vier Teams ließen weniger zu.

Ein Schlüssel zum Erfolg ist zudem Patricias Liebe zum Detail. Schon im Studium verbrachte der 43-Jährige Tage und Nächte über seinen Unterlagen, um herauszufinden, „wie man große Dinge am besten zum Fliegen bringt“. Auch als Patriots-Assistent ist Patricia, dessen Markenzeichen neben dem Vollbart ein Stift hinter dem Ohr ist, vor allem im Büro zu finden. Von seiner Frau bekam er dafür sogar eine Matratze zur Verfügung gestellt, um nicht unnötig Zeit zu verlieren. „Dabei liebe ich es zu schlafen“, sagte Patricia, „es ist nur einfach keine Option.“

Verpatzte Headcoach-Erfahrung

Für schlaflose Nächte der Gegner sorgt seit einigen Jahren Offensive Coordinator McDaniels. Im Gegensatz zu seinem Kollegen Patricia durfte sich der 41-Jährige auch schon als Cheftrainer in der Liga versuchen. Nach zwei Super-Bowl-Titeln mit den Patriots stand McDaniels 2009 und 2010 bei den Denver Broncos am Ruder - allerdings mit mäßigem Erfolg. Noch vor Ende der Saison 2010/11 wurde der 41-Jährige wieder entlassen.

McDaniels sorgte eher abseits des Spielfeldes für Schlagzeilen. So überwarf er sich gleich zu Beginn mit Quarterback Jay Cutler. Der damals noch aufstrebende Spielmacher hatte es dem neuen Trainer übel genommen, dass er öffentlich Interesse am damaligen Patriots-Ersatzmann Matt Cassell gezeigt hatte. Später filmte ein Assistent von McDaniels unerlaubterweise das Training der San Francisco 49ers in London. Erinnerungen an das „Spygate“ der Patriots, als McDaniels dort noch unter Vertrag stand, wurden wach und beschleunigten seinen Abgang bei den Broncos.

Erfolgreiche Rückkehr

Nach einem erfolglosen Jahr als Offensive Coordinator bei den St. Louis Rams kehrte McDaniels 2012 wieder nach New England zurück - und brachte den Erfolg wieder mit. Unter seiner Anleitung erlebte Star-Quarterback Tom Brady seinen x-ten Frühling und bescherte New England in den vergangenen drei Jahren die Titel vier und fünf. Heuer verfügten die Patriots über eine der potentesten Offensive der Liga. Mit durchschnittlich 394,2 Yards pro Spiel war New England im Grunddurchgang die Nummer eins, 28,6 Punkte pro Partie bedeuteten hinter den Los Angeles Rams Platz zwei.

Offensive Coordinator Josh McDaniels und Head Coach Bill Belichick

APA/AP/Steven Senne

McDaniels (l.) darf sich ruhigen Gewissens Belichicks (r.) Ziehsohn nennen

Obwohl es McDaniels offiziell noch geheim hält, sein Wechsel zu den Indianapolis Colts und damit der neuerliche Versuch, als Headcoach Fuß zu fassen, dürfte eine ausgemachte Sache sein. Der 41-Jährige sieht diesmal besser vorbereitet. „Manchmal sind Fehler deine besten Lehrer“, sagte McDaniels, „aber ich bin noch nicht einmal ansatzweise ein fertiges Produkt als Trainer. Aber ich bin hungrig und versuche immer besser zu werden.“

Tipps, wie es richtig geht, hat McDaniels seit zehn Jahren in der Tasche. Nach der Finalniederlage 2008 gegen die New York Giants - damals die einzige Pleite der Patriots in der gesamten Saison - erhielt der 41-Jährige von seinem Mentor Belichick fünf Seiten mit Anweisungen, wie man als Headcoach effizient arbeitet und sein Team zu einem Gewinner formt. Den Inhalt dieser „Bibel“, wie es McDaniels nennt, kann man seit fast zwei Jahrzehnten an den Erfolgen der Patriots ablesen.

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