Leichte Verbesserung zum Vorjahr
Zwei Siege, zwei zweite Plätze und fünfmal Rang drei - so liest sich nüchtern die Bilanz der österreichischen Skifahrerinnen in der abgelaufenen Weltcup-Saison. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutete das Ergebnis zwar eine kleine Steigerung, trotzdem blieb man hinter den Erwartungen. Obwohl Österreich auch bei den Damen den Nationencup gewann, hatte man im Rennen um die Kristallkugeln nichts mitzureden.
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Mit dem Gewinn des Nationencups erreichten die Österreicherinnen immerhin ihr Minimalziel. Das Team von Cheftrainer Jürgen Kriechbaum setzte sich mit 4.886 Punkten und damit 134 Zählern vor der Schweiz (4.752) und Italien (3.982) an die Spitze und entschied zum 32. Mal in der Weltcup-Geschichte den Nationencup für sich. Im Vorjahr hatten die ÖSV-Damen noch den Italienerinnen den Vortritt lassen müssen.
In der Einzel-Gesamtwertung, die von der US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin dominiert wurde, ist keine Österreicherin unter den besten zehn zu finden. Technikspezialistin Bernadette Schild scheint als beste ÖSV-Läuferin auf dem ernüchternden 14. Platz auf, Anna Veith landete in ihrer Comebacksaison unmittelbar hinter ihrer Salzburger Landsfrau auf Platz 15. Der Rückstand auf die Spitze ist aber enorm. Shiffrin beendete die Saison mit 1.189 Punkten Vorsprung auf Schild.
Quartett sorgt für Podestplätze
Die Podestplätze der Österreicherinnen verteilten sich überhaupt nur auf ein Quartett. In der Abfahrt schaffte Cornelia Hütter einen Comebacksieg nach einem Kreuzbandriss und kam als Dritte noch einmal auf das Podest. Ein Sieg im Super-G ging auf das Konto Veiths, die auch einmal Zweite wurde. Dritte Plätze holten Hütter und zweimal Schmidhofer. Im Slalom war Schild Zweite und Dritte. In Riesentorlauf und Kombination gingen Österreichs Athletinnen leer aus. Im RTL wartet man seit März 2016 (Eva-Maria Brem) und im Slalom seit November 2014 (Nicole Hosp) auf einen Sieg.

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Veith meldete sich heuer mit ihrem Sieg in Val d’Isere an der Spitze zurück
Man habe nach Rücktritten und wegen Verletzungen von Stars schwierige Saisonen gehabt, zog Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum Bilanz und versuchte, das Positive am abgelaufenen Rennwinter zu finden. „Es ist uns mitunter gelungen, die Löcher zu stopfen, aber der Anspruch ist ein anderer. Wir wollen Rennen gewinnen und nicht nur mit einer Läuferin, sondern mehreren vorne sein. Darauf richten wir alle Kraft“, sagte Kriechbaum, der noch auf eine Vertragsverlängerung wartet: „Ich und die ganzen Trainer haben den Kopf voll mit neuen Ideen. Wir ziehen die Schlüsse aus dieser Saison und richten den Blick nach vorne.“
Fehlende Konstanz
Es sei eine sehr gute Comebacksaison von Hütter gewesen, aber es wäre noch mehr gegangen, sagte der Damen-Chef über seine Abfahrtsvierte, die verletzt beim Finale in Aare fehlte. Schmidhofer, Stephanie Venier und Ramona Siebenhofer hätten ähnlich abgeliefert wie zuletzt, es gebe aber das Potenzial für weiter vorne. Man müsse noch mehr in die Details hineinarbeiten und einen Zahn zulegen. Auch bei Veith - bei Olympia Silbermedaillengewinnerin im Super-G - habe man gesehen, dass sie sich in der Abfahrt auf den Highspeed-Strecken schwergetan habe.
„Auch wenn die Genannten teilweise recht gute Rennen hatten, war in Summe die Konstanz nicht da. Das hat viele Gründe. Unter anderem braucht man diese Siegermentalität, alles dem Ganzen unterzuordnen und dann vielleicht den nächsten Schritt machen zu können“, sagte Kriechbaum. Zum einen sei da die technische Komponente, zum anderen müsse man noch viel mehr die Geschwindigkeit suchen.
„Noch ein bisschen mehr Mut bei Material-Set-ups, mehr Mut bei Stellen, wo man sich richtig überwinden muss. Bei Sprüngen in der Position hinzuknallen, auch wenn es dann zehn Meter weiter geht. Einfach das Letzte rausholen, da geht es um die letzten zehn oder fünf Prozent“, sagte Kriechbaum, der seine Läuferinnen konditionell in einem Topzustand sah: „Das passt.“
Aufwind im Slalom, Aufholbedarf im RTL
Im Slalom-Bereich hätten hinter Bernadette Schild, die in der Disziplinenwertung Platz fünf belegte, vor allem die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Katharina Gallhuber und Katharina Liensberger einen Riesenschritt nach vorne gemacht, auch die couragierte Herangehensweise sei sehr beeindruckend. „Die fahren am letzten Zacken. Da merkt man den unbedingten Willen, ganz vorne zu sein. Da ist richtig was weitergegangen, da kann man stolz sein auf die Entwicklung“, sagte Kriechbaum.

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Gallhuber, hier auf ihrer Fahrt zu Olympiabronze, war eine der positivsten Erscheinungen des Weltcup-Winters
Im Riesentorlauf seien bis zu ihren Verletzungen Veith und Eva-Maria Brem die tragenden Läuferinnen gewesen. „Die sind natürlich abgegangen. Aber Stephanie Brunner hat sich bis Mitte der Saison mit sehr konstanten Leistungen in den Vordergrund gefahren und zum Schluss auch noch Ricarda Haaser“, so Cheftrainer Kriechbaum. Auch Elisabeth Kappaurer sei konstant gut gefahren. „Es gilt das Gleiche wie bei der Speed-Mannschaft, genau anzuschauen, wo die Schwächen und die Stärken sind, und das in ein ausgewogenes Feld zu bringen.“
Die Disziplinsechste Brunner überzeugte mit zwei vierten und zwei fünften Rängen, das Podest war aber bisher unerreichbar. Kriechbaums Erklärung: „Manchmal driften Erwartungshaltungen und Ergebnisse ein bisschen auseinander, man muss mit dem Druck, endlich einmal unter die drei zu kommen, gut umgehen können. Man muss sich das im Training erarbeiten, und wenn es wieder nicht klappt, sich nicht nur einen emotionalen, sondern auch rationalen Zugang schaffen.“
Minimalziel erreicht
Verstärkung gibt es in der nächsten Weltcup-Saison aus dem Europacup. Nina Ortlieb eroberte als Gesamtsiegerin fixe Startplätze in allen Disziplinen. Als Disziplinsiegerin in der Abfahrt steigt Ariane Rädler auf, im Super-G als Dritte hinter Ortlieb auch Nadine Fest. Im Riesentorlauf verschaffte Liensberger als Dritte dem ÖSV einen zusätzlichen Startplatz. In der Kombination sind die Europacup-Zweite Chiara Mair und die Drittplatzierte Franziska Gritsch in der nächsten Saison mit dabei.
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